Das Softwareunternehmen taxiwin vergleicht seit Jahren die übermittelten Umsatzzahlen von Taxis aus Berlin und Hamburg, um zu erfahren, wie es um die wirtschaftliche Situation tatsächlich steht.
Am Anfang stehen die Kilometer- und Umsatzzahlen einer absolvierten Taxischicht, am Ende der Vergleich der Geschäftslage in Berlin und Hamburg. Dazwischen steckt viel Rechenleistung des taxiwin-Servers.
Für tausende Taxifahrer in Mehrwagen-Unternehmen ist es Alltag: Am Ende des Tages müssen nicht wie früher Kilometer- und Umsatzzahlen umständlich vom Taxameter abgeschrieben werden, sondern der Taxameterschlüssel mit Datenchip wird ein paar Sekunden in den Chip-Port gedrückt und die Sache ist erledigt. Noch mehr Arbeit wird dem Unternehmer erspart: Die Schlüssel aller Fahrer werden ausgelesen und die Abrechnung wird in großen Teilen vom Computer erledigt. Per Knopfdruck werden live die gesendeten Daten in der Abrechnungsmaske angezeigt.
Dahinter steckt in vielen Fällen die Software des Berliner Unternehmens taxiwin. Auch die Übermittlung der Steuerdaten an die Finanzämter ist mit ein paar Mausklicks möglich. Ebenso einfach wird den Unternehmern ein Überblick über die Einnahmen und Kilometer angezeigt, wofür Buchhalter früher lange rechnen mussten.
Als 2020 die Corona-Krise zuschlug und die Kundschaft aus Lokalen, Kinos und von Messen ausblieb, sanken die Umsätze des Taxigewerbes vielerorts um drei Viertel oder mehr. Für die meisten Betriebe stellte sich bald die Existenzfrage: Ist das Geschäft noch wirtschaftlich oder bleibt trotz Kurzarbeit unter dem Strich eine Nullnummer oder sogar ein Zuschussgeschäft übrig? So einfach zu beantworten wie für den angestellten Fahrer, der nur auf seinen Lohnzettel blicken muss, ist das in vielen Fällen nicht.
Um jedem einzelnen Unternehmen die Frage zu beantworten, „ob es sich überhaupt noch lohnt, die Fahrer rauszuschicken oder sie mit KuG zu Hause zu lassen“, begannen die Geschäftsführer Rüdiger und Marco Kosch mit einer regelmäßigen Auswertung für die beiden größten deutschen Städte, die damit auch ihre größten Märkte sind. Im internen Kundenbereich, so erklärt es Marco Kosch, werden die Zahlen jeweils für die letzten drei Tage angezeigt.
Die Daten sind sensibel, lassen sich aber anonymisiert an befugte Stellen weiterleiten. Bei taxiwin in Berlin-Charlottenburg ist man an den diskreten Umgang mit vielen solcher Betriebsgeheimnisse gewöhnt. Die Koschs geben seit August 2020 eine anonymisierte Gesamtübersicht heraus, in der die Umsätze aus Berlin und Hamburg gegenübergestellt sind. Für jeden Kalendertag sind in der Tabelle die Durchschnittszahlen für Tourenanzahl, Umsatz pro Stunde, Kilometerschnitt und Umsatz pro Tour eingetragen. Der durchschnittliche Umsatz pro Stunde ist nochmals in Sechs-Stunden Zeiträume aufgeteilt, also vier Werte pro Tag.
Die Tabelle, die Taxi Times vorliegt, enthält ab Juni 2021 auch die entsprechenden Vergleichszahlen aus Hamburg. Für den Beispieltag 15. Juli 2021 enthält die Tabelle folgende Umsätze pro Stunde:
von 0 bis 6 Uhr in Berlin 14,17 €, in Hamburg 23,21 €;
von 6 bis 12 Uhr in Berlin 18,21 €, in Hamburg 22,17 €;
von 12 bis 18 Uhr in Berlin 15,97 €, in Hamburg 21,09 €;
von 18 Uhr bis Mitternacht in Berlin 16,30 €, in Hamburg 22,20 €.
Im Zeitraum von Juni 2021 bis November 2022, der mit wenigen Lücken dokumentiert ist, verzeichnet die Tabelle nur zwei Tage, an denen der Durchschnittsumsatz in Hamburg für einen Sechs-Stunden-Zeitraum mal um 8 oder 12 Prozent unterhalb dem in Berlin lag.
Marco Kosch sagt, die Zahlen werden jede Nacht auf dem Firmenserver automatisch ausgewertet, und aus den Zahlen können die Unternehmer ihre Erkenntnisse ziehen: Ein durchschnittlicher Stundenumsatz von unter 22 Euro sei in seinen Augen bereits höchst problematisch, und mit unter 21 Euro pro Stunde sei es kaum noch möglich, die Fahrer vernünftig zu bezahlen.
Die Unternehmen seien für diese Informationen, die jeweils für die letzten drei Tage angezeigt werden, sehr dankbar und empfänden sie als sehr nützlich – „weil sie wissen, woran sie sind, und sich nicht die Arbeit machen müssen, das alles selbst auszurechnen, was auch nicht unkompliziert ist.“ Kürzlich habe ein Unternehmer aus Hamburg um eine Aufstellung seit Mai letzten Jahres gebeten, um eine Datengrundlage für eine Diskussion um Tarifanpassungen zu haben.
Im Zeitraum Juni 2021 bis November 2022 lag der durchschnittliche Stundenumsatz in Berlin selten über 22 Euro. In der Tabelle sind Werte zwischen 11,24 und 29,12 Euro eingetragen; der Mittelwert liegt bei 18,09 Euro – zu wenig zum Überleben. In Hamburg liegt der Wert nicht allzu häufig unter 22 Euro. Er schwankt zwischen 16,02 und 36,18 Euro und hat ein Mittel von 25,78 Euro.
Auf die Frage, wie die Unterschiede in den Städten zustande kommen, hält Marco Kosch sich zurück. Es sei zu vermuten, dass in Hamburg die Behörden ihre rechtlichen Möglichkeiten häufiger ausschöpfen als in Berlin. Dabei sei es nicht schwer erkennbar, wenn ein Taxi- oder Mietwagenbetrieb unseriös arbeite. In Hamburg fielen viele Betriebe bereits vor ihrer Eröffnung durch die behördliche Kontrolle. In Berlin dagegen seien nach seiner Schätzung 4.000 Uber-Fahrzeuge unterwegs – da brauche man sich über schlechte Taxiumsätze nicht zu wundern. ar
Beitragsfoto: Pixabay (Jörg Möller), Montage mit taxiwin-Maske: Taxi Times
22,-€ pro Stunde. Unmöglich seriös zu arbeiten. Mindestlohn 12,-€, SV + BG knapp 3,-€, Umlage Lohnfortzahlungen ca. 6-8 Wochen ca. 2,00€ bis 2,50€. Der Fahrer kostet ohne Zulagen schon rund 17,-€ und danach kommt alles andere. Fixkosten wie KFZ- Abschreibung, Versicherungen, Zentralenbeitrag, Büro-Parkplatzmiete, Steuerberater, Telefone rund 2000,-€. Dabei spielen der Standort, die Versicherungen und Zentralenkosten eine deutliche Rolle, je nachdem kann die Rechnung günstiger oder teurer werden. Ausgehend von 400 Arbeitsstunden pro Fahrzeug sind dies nochmal 5,-€ pro Stunde die der Wagen einfahren muss. Jetzt sind wir bei 22,-€ pro Stunde, allerdings ohne Treibstoff, Reparaturen, Steuern und Unternehmensgewinn. Wir brauchen also um ein gutes Ergebnis zu haben im besten Fall etwas über 25,-€ pro Stunde, wenn es ungünstig ist auch 30,-€ pro Stunde.
schon interessant solche Zahlen zu lesen. Eine Stunde kostet heute mit Mindestlohn mit allen anfallenden Lohnnebenkosten über 21 Euro wer also
durchschnittlich weniger als 35 Euro, je Einsatzstunde, Umsatz generiert kann
damit nicht wirtschaftlich arbeiten.