Verleiher von E-Scootern und E-Fahrrädern beklagen zunehmende Unfallzahlen durch berauschte Fahrer. In Dänemark werden fahruntüchtige Kunden jetzt per App an das Taxigewerbe verwiesen.
Oft sind es die Plattformvermittler, die in letzter Zeit immer mehr Mobilitätsoptionen auf dem Handy anbieten. Das Taxigewerbe hinkt hier, wie in der Mobility-as-a-Service- (MaaS-)Landschaft, noch etwas hinterher. Oft passen die Vierräder nicht mit Zweirädern zusammen in einem Taxipaket. Oft gibt es, wie derzeit beim geplanten Via-Rufbus in Berlin, trotz bewährter Kooperationsmodelle kein Interesse, mit dem Taxigewerbe zusammenzuarbeiten.
Es geht aber auch anders: In Dänemark haben das deutsche Unternehmen Tier Mobility und Dänemarks größtes Taxiunternehmen Dantaxi die Initiative zur Zusammenarbeit ergriffen. Die beiden Unternehmen wollen damit alkoholisiertes Fahren auf den Rollern vermeiden.
Die Kooperation zwischen den beiden Mobilitätsunternehmen entstand, nachdem Tier im März in den Kopenhagener Markt für gemeinsam genutzte Fahrräder eingetreten ist. Als Ergebnis der Vereinbarung werden aktive Nutzer der Tier-App in der dänischen Hauptstadt von Donnerstag bis Sonntag zwischen 22 und 5 Uhr gefragt, ob sie Alkohol getrunken haben. Falls ja, werden sie an die Dantaxi-App verwiesen und ausdrücklich angewiesen, kein Tier-Fahrzeug für den Heimweg zu nehmen. In Deutschland schalten einige Verleiher von elektrisch angetriebenen Zweirädern in ihren Apps zu bestimmten Zeiten Geschicklichkeitsabfragen vor das Leihen von E-Scootern und E-Mopeds, um betrunkenen Nutzern das Mieten zu erschweren.
Ab Freitag, dem 8. April, wird in Dänemark die Integration zwischen den Apps der beiden Unternehmen aktiviert. Die Zusammenarbeit beschränkt sich nicht nur auf Kopenhagen, sondern auch auf andere Gebiete in Dänemark, in denen Tier Dienstleistungen anbietet. Neben Kopenhagen (1,3 Mio. Einwohner) sind dies Odense (drittgrößte Stadt, 181.000 Einwohner) und Herning (29.000 Einwohner).
„Wir sind sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit mit Dantaxi,” sagt Frederik Heesch Hansen, Regional City Manager von Tier in Dänemark. „Es ist Dänemarks größtes Taxiunternehmen, das ernsthaft und systematisch mit Nachhaltigkeit arbeitet. Gemeinsam haben wir eine Lösung entwickelt, die nicht nur dazu ermutigt, das E-Bike stehen zu lassen, sondern es auch einfach macht, eine sichere und verantwortungsbewusste Alternative zu wählen, indem man direkt über die Tier-App ein Taxi bestellt. Es liegt im Interesse aller, Alkohol am Steuer zu vermeiden. Wir wollen nicht, dass sich jemand auf einem Elektrofahrrad verletzt.”
Jedes Wochenende befördern die Dantaxi-Fahrer zehntausende Kopenhagener in und aus der Stadt, aber neue Mobilitätsformen wie das Teilen von Fahrrädern und Elektrorollern können insbesondere junge Menschen dazu verleiten, unter Alkoholeinfluss zu fahren, und das sei eine bedauerliche Entwicklung, betont die kaufmännische Leiterin von Dantaxi, Vibeke Wolfsberg: „Es liegt in der DNA des Taxigewerbes, dass es eine unserer wichtigsten Aufgaben ist, dafür zu sorgen, dass junge Menschen sicher von einer festlichen Fahrt in der Stadt nach Hause kommen. Das Auto stehen lassen, wenn man betrunken ist, und stattdessen ein Taxi nehmen, ist ein bekannter Slogan, den sich die Dänen glücklicherweise längst zu eigen gemacht haben. Das Fahren unter Alkoholeinfluss beschränkt sich jedoch nicht mehr nur auf den Autoverkehr. Das möchten wir mit dieser Initiative sehr gerne begründen.”
„Gemeinsam wollen die Unternehmen die Mobilität in der Stadt ausbauen,” fügt Wolfsberg hinzu. „Bei Dantaxi wird die Zusammenarbeit als natürlicher Bestandteil des Wandels gesehen, den die Mobilitätsbranche in den letzten Jahren durchmacht. Der Trend geht dahin, dass Mikromobilität, Carsharing und andere Beförderungslösungen auf Kosten des klassischen Privatautos an Bedeutung gewinnen. Das Taxi nimmt in dieser Entwicklung einen wichtigen Platz ein. Die Zusammenarbeit zwischen Dantaxi und Tier sei ein Beispiel dafür, wie unterschiedliche Formen der Mobilität verschmelzen und mit Hilfe von Technologie an die unterschiedlichen Bedürfnisse der Nutzer zu unterschiedlichen Zeiten angepasst werden.” wf
Beitragsfoto: Vibeke Wolfsberg von Dantaxi (l.) und Frederik Heesch Hansen von Tier Mobility. Foto: Dantaxi