In dem Bundesland, das Berlin umgibt, konnten junge Leute sich von 1995 bis 2020 Taxifahrten bezuschussen lassen. Nachdem den Nutzern die Coupons zu umständlich erschienen, soll nun die Digitalisierung helfen.
Die brandenburgische Landesregierung plant eine Modernisierung des Fifty-Fifty-Taxis, das das Land vor 28 Jahren in Zusammenarbeit mit der AOK organisiert hatte. Damit sollen junge Leute von 16 bis 25 Jahren – besonders in ländlichen Regionen, wo die Mobilität immer ein Problem darstellt – ohne Probleme abends ausgehen können und sicher wieder nach Hause kommen. Wie verschiedene Medien berichten, konnten junge Brandenburger von 1995 bis 2010 am Wochenende und an gesetzlichen Feiertagen spät abends etwa nach dem Besuch einer Disco oder einer anderen Veranstaltung zum halben Preis mit dem Taxi nach Hause fahren. Dafür gab es Gutscheine, die vorher beim Servicecenter der AOK Nordost zu bestellen waren. Nach Angaben aus dem Infrastrukturministeriums in Potsdam seien pro Jahr etwa 30.000 Gutscheine verkauft worden – durchschnittlich 577 Stück pro Woche.
Dennoch gingen die Nutzerzahlen mit der Zeit zurück. 2018 wurden nur noch 80 Prozent des verfügbaren Budgets in Anspruch genommen. Im Dezember 2020 endete schließlich die Zusammenarbeit des Landes mit der AOK. Man wollte auf digitale Abrechnung umstellen und eine Smartphone-App dafür ins Leben rufen. Der Nachfrageeinbruch durch die Corona-Krise führte dann zum vorläufigen Stillstand. Das Projekt sei ausgesetzt, nicht aber beendet worden, wurde seinerzeit betont.
Kürzlich fragte die Landtagsfraktion der Linken im Landtag an, wie es weitergehe. Das Ticket soll weiterhin einen „festen Platz“ in der Verkehrssicherheitsarbeit haben, lautete die Antwort des Ministerium von Guido Beermann. Als eine der Ursachen dafür, dass das Ticket nicht mehr so beliebt gewesen sei, führt das Ministerium die Form des Tickets an: der Papiergutschein. Er gelte heute als nicht mehr attraktiv und entspräche „nicht mehr den Konsumgewohnheiten junger Menschen“, heißt es in der Antwort auf die Anfrage – eine Aussage, die bei der arbeitenden Bevölkerung ein gewisses Kopfschütteln auslösen könnte.
Nachvollziehbar erscheint dagegen die Kritik aus dem Taxigewerbe: Für die Taxiunternehmen habe die Abrechnung der Wertgutscheine eine Belastung dargestellt. Hier ist das Problem belegbar: Die Abrechnung von Papiercoupons verursacht einen weitaus höheren Aufwand als digitale Abrechnungsroutinen.
Die App soll nun im Sommer 2023 eingeführt werden, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) auf Anfrage aus dem Ministerium erfuhr. Für dieses Jahr habe das Ministerium dafür ein Budget von 62.500 Euro eingeplant. Damit würden Taxifahrten im Gesamtwert von 125.000 Euro zu 50 Prozent bezuschusst werden, sofern es für die Interessenten zumutbar ist, dafür jedes Mal erst die App öffnen zu müssen. ar
Beitragsfoto: Axel Rühle