Die Eröffnung des ersten Berliner Impfzentrums fand große Beachtung in den Medien. Die Erfahrungen der Taxi-Leitstelle schaffen gute Voraussetzungen für die Organisation an den fünf weiteren Impfzentren und Hoffnung auf viele Aufträge für das Taxigewerbe. Heute wurde in Wedding das zweite Impfzentrum eröffnet.
Die Impfzentren und alles, was damit zusammenhängt, sind derzeit das beherrschende Thema in den Medien. Als das erste Impfzentrum in der Eichenstraße in Alt-Treptow am 4. Januar eröffnet wurde, war viel Presse vor Ort, so dass neben der Impfaktion auch das Taxigewerbe einige Aufmerksamkeit erfuhr. Um die heutige Eröffnung des zweiten Impfzentrums im Weddinger Erika-Heß-Eisstadion gab es weniger Aufregung.
Ebenso wie die Organisatoren des Deutschen Roten Kreuzes kann auch das Taxigewerbe die Erfahrungen aus Alt-Treptow jetzt am zweiten Standort verwerten. Ein solches Projekt ist immer das Ergebnis zahlreicher Absprachen und Verhandlungen und erfordert ein hohes Maß an Organisation vieler Seiten, die alle koordiniert sein müssen, wie man am ersten Standort gut sehen kann. Während Logistiker mit Hilfe von Krisenmanager Albrecht Broemme, bis vor einem Jahr Präsident des Technischen Hilfswerks, das Impfzentrum in der „Arena“ aufbauten und -zig Impfkabinen mit Strom- und Datenkabeln, Mobiliar und EDV einschließlich Drucker ausstatteten, handelte Taxi-Berlin-Geschäftsführer Hermann Waldner mit dem Deutschen Roten Kreuz und der Senatsverwaltung für Gesundheit die Beauftragung des Taxigewerbes mit den Seniorenfahrten aus. Pünktlich zur Eröffnung kümmerte „Innungs“-Chef Leszek Nadolski sich in Kooperation mit der Funkzentrale um die Abwicklung der bargeldlosen Zahlung mit Coupons und versorgte die Presse mit Informationen.
Doch auch Aufstell- und Ladeflächen für Taxis entstehen nicht von selbst. Bereits Tage vor der Eröffnung organisierte Boto Töpfer, Erster Vorsitzender des Taxiverbandes Berlin, Brandenburg und Leitstellen-Experte, vor Ort in Zusammenarbeit mit den Betreibern und der Polizei die Anfahrt- und Ladeinfrastruktur an der Konzerthalle. Zunächst war geplant, in der Martin-Hoffmann-Straße auf beiden Straßenseiten je vier Parklücken zu einer provisorischen Taxihalte zu machen. Töpfer mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung sah schnell, dass das nicht funktionieren würde: zwei verschieden gepolte Nachrückleisten ohne Blickkontakt zur Ladeposition – das musste anders umgesetzt werden. Doch vor den Toren des Impfzentrums wäre kein Platz für einen provisorischen Halteplatz.
Töpfer bat im Gespräch mit Polizeivertretern um Aufhebung der vorgesehenen Plätze und um Einrichtung eines provisorischen, beschilderten Halteplatzes gegenüber der Arena, wo das jeweils erste Taxi per Handzeichen zum Ausgang gewinkt werden kann. „Das habe ich mit fünf Polizeiführern abgesprochen, die von mir wissen wollten, wie es besser ginge, und alle sehr kooperativ und lösungsorientiert mit mir sprachen. Als Nachrücke habe ich vorgeschlagen, die Parkbuchten in der Eichenstraße in Richtung Arena bereitzustellen. Darauf haben wir uns dann so geeinigt“, berichtet Töpfer gegenüber Taxi Times.
Dennoch sei der Andrang an Taxis schnell sehr groß gewesen – was ihn nicht überraschte: „Bei dem derzeitigen Geschäft ist ein Impfzentrum natürlich der große Magnet für die Kollegen. Die standen dann schnell bis nach Kreuzberg in die Schlesische Straße, bis auf einen Gewerbehof Schlange.“ Dadurch entstanden Verkehrsbehinderungen. Auch die Puschkinallee war schnell mit wartenden Taxen überfüllt. Die Beschwerden über chaotisch haltende Taxen laufen dann in der Funkzentrale auf. Taxi Berlin vermittelt die Fahrten der Senioren von der Arena nach Hause deshalb jetzt ebenso wie die Hinfahrten als Funkaufträge, damit die Reihenfolge der Taxen im Voraus klar ist und keine wilden Schlangen mehr für Chaos sorgen. Das funktioniert automatisiert, indem der verantwortliche Leitstellen-Mitarbeiter vor Ort bei Bedarf einen mobilen Rufautomaten betätigt, der einen Funkauftrag im Sektor Alt-Treptow auslöst. So kann jeder Fahrer an einem Ort warten, an dem er problemlos stehen kann, und es werden Fahrer ausgeschlossen, die immer noch ohne Trennschtz unterwegs sind oder Couponfahrten ablehnen.
Auch Boto Töpfer, der nicht andere von seinem Schreibtisch aus delegiert, sondern selbst viel vor Ort ist und auf Kommunikation Wert legt, liegt verkehrskonformes Verhalten der Taxibranche am Herzen. „Wir führen eine ausgesprochen zivile Gesprächskultur mit der Polizei, sowohl auf der Führungsebene als auch auf der Straße. Das sollten wir auch alle zu schätzen wissen, indem wir zu den Beamten genau so freundlich sind. Ich hoffe, dass wir bis nächste Woche dann auch zumindest in der Eichenstraße richtige Halteplatz-Schilder bekommen“, so Töpfer.
Problemlos klappt vor Ort auch die Zusammenarbeit mit seinem Team an Einweisern – und Einweiserinnen, wie Töpfer betont. Er habe Wert darauf gelegt, ein kulturell und geschlechtlich gemischtes Team einzusetzen, um mit gewissen Vorurteilen aufzuräumen, wie er auf Nachfrage sagt. Eine wichtige Frage war für ihn, wie man den winterlichen Temperaturen und dem nasskalten Wetter begegnet, das auch warm gekleideten Einweisern früher oder später zu schaffen macht. Die rettende Idee kam ihm, als ihm die leerstehende Ticketkasse gegenüber der Arena auffiel. Kurzerhand verhandelte er mit der Betreiberfirma, die das rote Backsteinhäuschen Taxi Berlin zur Verfügung stellte, so dass Teamleiter Töpfer nun beruhigt von sich behaupten kann, auch für das leibliche Wohl seiner Leute zu sorgen, denn mit dem 3.000-Watt-Heizlüfter, den er für den kleinen Raum organisiert hat, ist man nach einer Pause wieder aufgewärmt und hat genug Energie, um die Schicht durchzuhalten. Die dauert immerhin von 9 bis 19 Uhr. Für das kulinarische Wohl sorgt seit einigen Tagen außerdem ein Imbisswagen, der dort permanent Stellung hält, und Toiletten gibt es in der Arena.
Die Eröffnung des ersten Impfzentrums hatte zahlreiche Pressevertreter angelockt, die für eine umfangreiche Berichterstattung sorgten – was wiederum viel Echo fand. So wurde unter anderem berichtet, ein Behinderten-Fahrdienstanbieter habe bemängelt, bei den Fahrten nicht berücksichtigt worden zu sein, obwohl die meisten Taxen, wie er zutreffend anmerkte, noch nicht barrierefrei sind. Die BVG hat indes für Senioren, die mit dem Linienverkehr anreisen, einen Kleinbus-Shuttle zwischen dem S-Bahnhof Treptower Park und der Arena eingerichtet.
In Alt-Treptow funktioniert die Bedienung mit Taxis inzwischen also routiniert und planmäßig – auch weil nach dem Motto learning by doing permant nachgebessert wurde. Das ist für Boto Töpfer erfreulich und wichtig, denn inzwischen ist er damit befasst, sein neues Team am zweiten Impfzentrum in Wedding einzuarbeiten. Dort ging der Betrieb heute um 9 Uhr los, vorerst bis 14 Uhr – dazu in Kürze mehr. Jens Schmiljun, Marketing-Chef von Taxi Berlin ist bereits dabei, die Bedienung der weiteren Impfzentren vorzubereiten, die sukzessive bis voraussichtlich Mitte Februar eröffnet werden. Als nächstes sind das Messegelände in Westend und das Velodrom am Südost-Rand Prenzlauer Bergs an der Reihe. Für den Fall, dass es läuft wie geplant, versprechen Waldner und Schmiljun sich eine spürbare Entspannung der Situation für die Taxiunternehmen bis Februar. ar
Beitragsfoto: Boto Töpfer