In zwei Jahren hat sich der Schwerpunkt des traditionellen Taxitreffens zum Jahresbeginn in Wien vom Konzertbesuch zur internationalen Konferenz mit Erfahrungsaustausch verschoben.
Bei der jüngsten „Meet the Cab“-Konferenz in Wien am 6. und 7. Februar war das erneuerte Selbstbewusstsein der internationalen Taxibranche besonders deutlich spürbar. Nicht der Kampf gegen und die Beschwerden über Plattformen dominierten die Diskussion; allenfalls wurde über laufende Gerichtsverfahren und Entschädigungen berichtet. Vielmehr lag der Fokus auf Automatisierung, Verbesserung und Förderung eigener Taxi-Apps, Digitalisierung, Ökologisierung und noch effektiveres Marketing – solche Themen dominierten die Vorträge von 11 Taxiunternehmen und internationalen Organisationen.
Internationale Konferenzen, bei denen sich insbesondere Taxiunternehmer treffen, voneinander lernen und ihre Uhren synchronisieren, sind eine Seltenheit. Dieses Jahr sind es sogar zwei: die kürzliche in Wien und eine im Mai in Amsterdam (ERTA). Anfang Februar trafen sich auf Einladung von Taxi 40100, Wiens größter Taxizentrale, rund 30 Unternehmer aus elf Ländern in der österreichischen Hauptstadt. Bis vor zwei Jahren lud Taxi 40100 regelmäßig zahlreiche, vorwiegend deutschsprachige Kolleginnen und Kollegen zu einem typischen Wiener Neujahrskonzert ein.
Vor zwei Jahren wurde diese vom damaligen Geschäftsführer Leo Müllner ins Leben gerufene Tradition über Bord geworfen und die Konferenz „Meet the Cab“ ins Leben gerufen. Damals fand ein Austausch vor allem zwischen deutschsprachigen Kollegen statt. Mit der Ausweitung auf viele weitere Länder verlagerte sich die Verkehrssprache – selbst unter Deutschsprachigen – auf Englisch, und die Organisatoren Julia Schellnast, Helga Noll, Eveline Hruza und Geschäftsführer Christian Holzhauser richteten ihren Blick auf Europa und sogar darüber hinaus nach Australien und schufen ein inspirierendes Treffen.
Christian Holzhauser setzte in seinem Beitrag und seiner Begrüßungsrede Ton und Rahmen für den weiteren Verlauf der beiden Tage, in denen der Fokus der Vorträge explizit auf den eigenen Entwicklungen und nicht auf denen der Plattform-Wettbewerber lag. Ein wachsendes Selbstbewusstsein und weniger Nabelschau der (internationalen) Taxibranche? In einem interessanten und inspirierenden „Wettlauf“ im Bereich der Automatisierung mit den Kollegen der Zentrale G7 in Paris, die im Unterschied zu Taxi 40100 Wien hauptsächlich eine Business-to-Business- (B2B-)Zentrale und mit 10.000 angeschlossenen Taxis ein paar Nummern größer ist als Taxi 40100 mit 1.600 Taxis, erwies sich G7 mit 80 Prozent automatischen Buchungen vorerst als Sieger – kein Wunder bei einem Personalbestand von 100 IT-Technikern.

In Wien führte der erbitterte Plattform-Kampf mit illegalen App-Konkurrenten, den die Taxibranche 2018 für sich entscheiden konnte (das Warten auf Entschädigungen von Uber hält nun – sieben Jahre später – an), zu einer Gesetzesänderung in Österreich: Anders als in vielen anderen Ländern und Städten wird in der österreichischen Hauptstadt und dem Rest des Landes nicht mehr zwischen Taxis und Mietwagen unterschieden. In Wien gibt es nur noch 8.200 Taxis mit TX-Kennzeichen und lizenzierten Fahrern. Auch die vielen Plattformtaxis, die es in Wien gibt (Uber, Bolt und Free Now), sind überall zu finden. Die Firmenlogos von Uber und Bolt sind an den Taxiständen präsent und auffällig.
Die optionalen Festpreise für bestellte Fahrten in Wien können in einer Bandbreite von +20% bis -20% zum strecken- und zeitbasierten Taxitarif schwanken, „allerdings erreicht man mit letzterem Tarif noch immer nicht die günstigen Tarife der Plattformen“, ergänzt Holzhauser. Doch die Preise sind nicht das Wichtigste. Wichtig ist auch ein hochwertiger und zuverlässiger Service. Während Taxi 40100 seinen Teilnehmern eine Vermittlungsprovision von 17 Prozent berechnet, zahlen Uber-Fahrer in vielen Ländern bereits 30 Prozent und mehr. Kein Wunder, dass Uber-Fahrer bei einer kürzlichen Demonstration in Rotterdam sagten, sie hätten sich „ausgepresst“ gefühlt.
Die vorangetriebene Umstellung auf die App – „die beschleunigte Digitalisierung“, wie Holzhauser es formuliert – mit den damit verbundenen günstigeren Tarifen und gelegentlichen „Surge-pricing“-Aktionen verlief jedoch nicht reibungslos. Vor einem Jahr, im Februar 2024, begann Taxi 40100, sich gezielt auf seine Automatisierung zu konzentrieren. Allerdings verzichteten viele Fahrer auf die App-Fahrten – gut 1.000, wie Holzhauser offen einräumte. Über das FMS-System wurden die Fahrer zu Beginn ihrer Tätigkeit einzeln gefragt, ob sie doch App-Fahrten annehmen möchten. Gleichzeitig führte das Zentrum ein Belohnungssystem für die Annahme und Ausführung von App-Fahrten ein. Holzhauser hatte zuvor eine umfassende Studie zu Plattformtaktiken und insbesondere zur Preisgestaltung und dem Einsatz von Preisspitzen bei Uber durchgeführt. Entgegen der landläufigen Meinung verwendet Uber dieses Modell nicht automatisch nur während der Spitzenzeiten. Während der morgendlichen Hauptverkehrszeit gelten entgegen der Erwartung oft günstigere Tarife.
Mit der Schwerpunktverlagerung hin zu Apps und automatischer Buchung wurde das Buchungszentrum halbiert und die freiwerdenden Gelder dem Marketing zugeführt. Taxi 40100 kommt zwar noch nicht an die 80 Prozent der G7-Gruppe heran, konnte im Dezember jedoch bereits 60 Prozent erreichen und dürfte bis Anfang 2025 einen Anteil von rund 56 Prozent automatisierter Buchungen erreichen – ein Beleg dafür, dass sich der Fokus auf die App, andere Buchungsmethoden (wie Call-Bots und WhatsApp) und verstärktes Marketing auszahlen. Der Marketingaspekt dieser Aktion verdient in der zweiten Geschichte über diese besondere Konferenz besondere Aufmerksamkeit.

Taxi 40100 ließ sich von seinem Pariser Pendant G7 inspirieren, das mit 10.000 angeschlossenen Taxifahrern und 15 Millionen Fahrten pro Jahr hauptsächlich den B2B-Markt in Paris bedient, aber auch in anderen Teilen Frankreichs auf dem Taximarkt tätig ist. Unter dem Motto „Premiumisierung“ strebt Geschäftsführer Armand Joseph-Oudin ein noch ausgefeilteres „Premium“-Taxiprodukt an, bei dem im höchsten Segment Fahrzeuge von Mercedes-Benz, BMW und Tesla zum Einsatz kommen. Obwohl die Pariser Regierung für die Olympischen Spiele insgesamt 1.000 rollstuhlgerechte Taxis bereitstellen wollte, kamen beim G7-Gipfel nur 650 davon zum Einsatz. Davor waren es nur 220 Stück. Auffällig ist, dass für diese Kundengruppe eine G7-App zur Verfügung steht, die auf gesprochene Anweisungen reagiert.

Im Jahr, in dem G7 das 120-jährige Bestehen feiert, erhofft man sich in Paris eine bessere Handhabung des (korrekten) Wettbewerbs zwischen Mietwagen und Taxis (in Paris besteht diese Trennung noch immer) und verkehrstechnische Maßnahmen zu nutzen, die den Individualverkehr sperren, Taxis aber vielleicht zulassen. In Bezug auf die Ökologisierung strebt G7 bis 2030 einen Anteil von 30 Prozent Elektrotaxis an. Derzeit gibt es lediglich 600 Elektrotaxis. Das Problem dabei ist, dass viele Taxifahrer in Hochhäusern nicht günstig laden können. G7 verfügt auch über eine Reihe wasserstoffbetriebener Fahrzeuge: den Toyota Mirai und den Peugeot Hydro.
Die Olympischen Spiele bereiteten vor allem den Planern jede Menge Kopfzerbrechen (die Routenplanungs-App musste angepasst werden und ein eigenes Mobilitätsteam musste Engpässe beseitigen). „Der Einsatz unserer Taxis, die einen Sonderzugang zu den Teilen von Paris hatten, die ausschließlich für die Spiele reserviert waren, hat ein sehr positives Image für den Taxisektor geschaffen“, sagte Joseph-Oudin. Das Besondere an G7 ist, dass 92 Prozent der Fahrer stolz sind, für G7 zu arbeiten. G7 stärkt das Gruppengefühl gezielt durch Social Media, Videomagazine, Sport- und andere Clubs sowie spezielle Events für Fahrer. Eine weitere interessante Tatsache: G7 verwendet künstliche Intelligenz (KI), um E-Mails zu beantworten und Informationen über häufig gestellte Fragen (FAQ) bereitzustellen. wf
Hinweis der Redaktion: Über das Taxitreffen „Meet the Cab“ berichtet Taxi Times mit mehreren Beiträgen. Sie können über diesen Link oder über die Stichwortsuche „Meet the Cab“ aufgerufen werden.
Beitragsbild: „Meet the cab“-Konferenz 2025; Foto: Wim Faber