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Meet The Cab: „Für die Zukunft bleibt noch fünf Jahre Zeit“

von Wim Faber
14. März 2025
Lesedauer ca. 5 Minuten.
3
Meet The Cab: „Für die Zukunft bleibt noch fünf Jahre Zeit“
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Soll man sich noch länger über Uber ärgern oder versuchen, besser zu sein? Ein Fahrtenvermittler im kleinsten Land der EU geht hier mit positiven Beispiel voran.

„Respektieren Sie die Vergangenheit, aber bereiten Sie sich jetzt auf die Zukunft vor. Sie haben fünf Jahre Zeit.“ Ein Sprecher der „Meet the Cab“-Konferenz in Wien griff bei seinem Vortrag die Diskussion um Automatisierung und Digitalisierung auf: Matthew Bezzina ist CEO von eCabs Technologies, einem maltesischen Unternehmen, das irgendwo zwischen einem klassisches Taxiunternehmen und einer Plattform angesiedelt ist. Es nutzt seine eigenen Erfahrungen mit eCabs, um klassischen Taxi- und Mietwagenunternehmen zu helfen, mit Plattformen zu konkurrieren. Es bietet sowohl maßgeschneiderte, vorgefertigte Technologieprogramme als auch Betriebs- und Marketing-Know-how.

Laut Bezzina stehen traditionelle Taxiunternehmen an einem Scheideweg: „Respektiere die Vergangenheit, aber bereite dich jetzt auf die Zukunft vor“, lautet sein Motto. Vor 14 Jahren startete eCabs als traditionelles Taxiunternehmen in Malta, dem kleinsten EU-Mitgliedsstaat. Angesichts globaler Trends begann das Unternehmen jedoch schnell mit der Entwicklung einer eigenen Taxiplattform. Diese Plattform wurde, ähnlich wie die der anderen Plattformgiganten, in Malta getestet und perfektioniert. Nun hat Bezzina es sich zur Aufgabe gemacht, anderen Taxiunternehmen dabei zu helfen, die Digitalisierung zu nutzen und sich gegen den Aufstieg der Megaplattformen zu wehren.

Die maltesische Wirtschaft basiert auf dem Tourismus. Ursprünglich konzentrierte sich der Tourismus auf drei bis sechs Monate im Jahr, heute sind Touristen das ganze Jahr auf Malta zu finden und die Bevölkerung (normalerweise 555.000) verdoppelt sich. Der harte Wettbewerb zwischen Plattformen und lokalen Taxiunternehmen – darunter auch eCabs – brachte das Gleichgewicht auf der Insel durcheinander. eCabs konzentrierte sich stärker auf den Mietwagenbereich und ließ sich von den Technologien der Plattformen inspirieren, um wettbewerbsfähiger zu sein.

Mit einer Flotte von 170 Fahrzeugen und hochentwickelter Technologie bedient eCabs den Markt in Malta. Foto: eCab Technologies;

Taxibranche und Plattformen wachsen – doch wer profitiert am meisten?

„Unsere Rolle als eCabs Technologies besteht nicht nur darin, Software zu verkaufen, die wir als eCabs selbst entwickelt haben und verwenden. Aber auch, um Kollegen zu helfen. Der Taxisektor steht an einem Wendepunkt: Taxigewerbe und Plattformen werden weiter wachsen. Prognosen für Europa gehen davon aus, dass der Taxisektor bis 2030 einen Umsatz von 60 Milliarden Euro erreichen wird, während die Plattformen einen Umsatz von 90 Milliarden Euro haben werden – der Großteil davon für Uber und Bolt. Die Taxibranche hat sich zu lange gegen eine vollständige Automatisierung und Digitalisierung gewehrt. Nur so kann die Taxibranche überleben. Wenn der traditionelle Taxisektor überleben soll, beträgt der Horizont fünf Jahre.“

Bezzinas Motto ist klar: „Respektieren Sie, was Sie als Taxiunternehmen gut machen, wie etwa Zuverlässigkeit und Qualität, und profitieren Sie von den Entwicklungen der Plattformen in Bezug auf Technologie, Marketing und Benutzererfahrung. Lassen Sie sich nicht von der Wut darüber überwältigen, wie sich die Plattformen in den Markt eingeschlichen haben. Ihre Verstöße gegen das Arbeitsrecht müssen ausgemerzt werden, und die europäische Richtlinie zu Plattformarbeitern liefert hierzu einen Anstoß. Aber fragen Sie sich zunächst, was Ihr Taxiunternehmen anders und attraktiver macht.“

Bezzina verweist auf die ausgeklügelten Algorithmen und optimierten digitalen Tools, die die Apps nutzen, um mit ihrer Zielgruppe – hauptsächlich jüngeren Nutzern – zu kommunizieren und sie zu binden. „Nehmen wir das Gute – die Technologie und Taktiken, die funktioniert haben – und wenden wir ihre Praktiken auf den traditionellen Taxisektor an. Bleiben Sie nicht bei dem Gefühl hängen, dass die Plattformen die Taxibranche nur schikanieren, sondern wehren Sie sich.“

Matthew Bezzina: „Behalten Sie Ihre eigene Marke, Ihre lokale Anerkennung und Ihren guten Namen. Geben Sie Ihre eigene Marke niemals auf, denn das ist Ihre Stärke. Aus dieser Position der Stärke heraus können Sie sich gegen Uber zur Wehr setzen.“ Foto: Wim Faber;

„Ihre Fahrer sind bereits auf Ihrer Seite. Verwenden Sie die richtigen Tools, um ihnen dabei zu helfen, ihre Arbeit gut zu erledigen, und implementieren Sie eine Kommunikations- und Marketingstrategie, die genauso gut und manchmal sogar besser ist als die Plattformen. „Nehmen Sie es mit ihnen auf, während Sie weiterhin Ihre eigene Marke besitzen.“

Was muss ein Taxiunternehmen unbedingt tun? „Im Grunde genommen wird alles aus dem digitalen technischen ‚Werkzeugkasten‘ zu den normalen Aktivitäten der traditionellen Taxibranche hinzugefügt“, sagt Bezzina. „Unser maltesischer Werkzeugkasten ist in drei Bereichen gut: Branding, Dashboard-Nutzung und Betriebsergebnisse. Taxiunternehmen können sich nicht mit einem 60 Jahre alten Logo und veralteten Marketing- und Medienstrategien präsentieren. Es geht nicht nur darum, junge Benutzer anzusprechen, sondern alle. Sprechen Sie nicht nur junge Follower an, sondern alle Generationen. TikTok kann Ihnen Millionen junger Follower bescheren, aber vergessen Sie nicht die älteren Premium-Benutzer.“

Wie können Sie eine großartige Marketingmarke für alle Generationen schaffen, die problemlos mit Bolt konkurrieren kann? Bezzina: „Indem Sie das sind, was die Plattformen nicht sein können: indem Sie Ihre lokale Verankerung nutzen. Plattformen haben eine Einheitsgröße. Wir sind ein maltesisches Unternehmen und verwenden daher viele lokale maltesische Witze und Wörter, um das lokale Flair und Engagement zu erzeugen, das die größeren Konkurrenten nicht bieten können.“

„Punkt zwei: Lassen Sie jemanden die für ein Plattform gearbeitet hat, mal einen Blick werfen auf ihre Dashboards. Davon haben wir sehr profitiert. Sehen Sie sich die Akzeptanz der Fahrten, den Umsatz pro Fahrer und Stunde, die Anmeldedaten und die Flächenabdeckung an. Und das für die unterschiedlichen Dashboards im 30-Minuten-Takt. Wenden Sie diese Informationen auf Ihr klassisches Taxiunternehmen an und die Ergebnisse sind beeindruckend.“

„Punkt drei: Was sind die operativen Ergebnisse? Es gibt Leute, die arbeiten seit 15 oder 20 Jahren für eCabs. Und es gibt jüngere Fahrer. Oftmals ist es die jüngere Generation gegen die ältere Generation. „Nutzen Sie die Erkenntnisse beider Gruppen.“

In Malta verfügt eCabs über 170 Fahrzeuge. Das größte Unternehmen verfügt über 250 Fahrzeuge. eCabs konkurriert aber auch lokal mit den 5.000 Mietwagen der weltweit größten Plattformen. Bezzinas wichtigster Rat: „Behalten Sie Ihre eigene Marke, Ihre lokale Bekanntheit und Ihren guten Namen. Geben Sie Ihre Marke niemals auf, denn das ist Ihre Stärke. Von dieser starken Position aus können Sie sich gegen Uber wehren. Ihr Taxiunternehmen hat einen Namen auf dem lokalen Markt. Uber & Co. mit ihrer aggressiven Einflussnahme haben diesen Namen nicht. Als eCabs Technologies unterstützen wir den Taxisektor schon bei der langfristigen Mobilität in Malta, Griechenland und Rumänien.

Bezzina lacht: „Erinnern Sie sich, als Travis Kalanick, der Gründer von Uber, immer sagte, er wolle das ‚Arschloch-Taxi‘ bekämpfen? Jetzt wirbt derselbe Uber mit Taxiunternehmen in ganz Europa um Kooperation und malt den Taxiunternehmern eine goldene Win-Win-Zukunft, nur um die Unternehmen dann langsam auszusaugen und sie nach ein paar Jahren einfach wegzuwerfen. Denn plötzlich fahren alle Ihre alten Kunden mit Uber.“ Bezzina verweist auf die ausgeklügelten Strategien der Plattformen, etwa die finanzielle Unterstützung beim Kauf von (Elektro-)Autos, die aufgrund der Skaleneffekte großer Plattformen günstiger sein (müssen). „Und plötzlich sitzen sie in einem Auto fest verbunden mit Uber oder Bolt.“

Blue ist der Partner von eCabs in Rumänien. eCabs arbeitet mit einem anderen Partner in Griechenland zusammen. Foto: eCab Technologies;

Um eCabs in europäischen Ländern wie Griechenland und Rumänien einzuführen, strebte das Unternehmen Partnerschaften mit großen Autohändlern und anderen Parteien im (Auto-)Mobilitätssektor an: eine Win-Win-Situation für traditionelle Taxiunternehmen und finanzkräftige Händler. „Genau wie wir vor einigen Jahren mussten auch sie mit ansehen, wie ihre Fahrer ausfielen und ihr Marktanteil schwand, während sie zwei, drei, vier Jahre lang bei den Behörden gegen den Einfluss der Plattformen protestierten. Diese Protestpolitik war kaum wirksam. Viele Regierungen, die sich der Verstöße der Plattformen – insbesondere im Bereich des Arbeitsrechts – durchaus bewusst waren, unternahmen nichts. Wir haben uns der digitalen Technologie zugewandt und uns mit mehreren Taxiunternehmen zusammengeschlossen.“ wf

Beitragsfoto: eCabs ‚Mission Control’ in Malta, Foto: eCab Technologies;

Hinweis der Redaktion: Über das Taxitreffen „Meet the Cab“ berichtet Taxi Times mit mehreren Beiträgen. Sie können über diesen Link oder über die Stichwortsuche „Meet the Cab“ aufgerufen werden.

Tags: eCabsKooperationMaltaMeet-the-CabPlattformen
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Wim Faber

Der „Brüsseler Niederländer“ und gelernte Kommunikationsspezialist berichtet seit den 80-er Jahren für eine Reihe von Taxi- und ÖPNV-Fachzeitschriften in Europa, Nordamerika und Australasien über das Taxi und die Mobilität im weitesten Sinne.

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Kommentare 3

  1. Sonja von Rein says:
    9 Monaten her

    Ernsthaft? Das legal arbeitende Taxigewerbe soll sich mehr anstrengen, sich verbiegen und schneller rennen, um mit illegal agierenden Vermittlern konkurrieren zu können? Das kommt mir vor wie das Wettrennen von Hase und Igel. Egal, wie sehr wir uns anstrengen und wieviel wir (der Igel) investieren, dank illegaler Tricks ist der Hase (Uber & Co) jedesmal vor uns am Ziel und lacht sich kaputt. Ich kann langsam nicht hören, dass der Kunde einem den tollen Service danken wird und zum Taxi zurück kommt. Anstatt dass wir uns verrenken und das Unmögliche versuchen muss die Politik endlich für Ordnung sorgen. Touristen aus aller Welt kommen am Flughafen an, zücken ihr Handy und freuen sich, dass ihre Uber-App auch in Deutschland funktioniert. Die kommen gar nicht erst auf die Idee, zu checken, ob es auch ein lokales Taxigewerbe gibt. Das Argument, die Kunden wollen unbedingt vorher wissen, was die Fahrt kostet, kann ich auch nicht mehr hören. Den meisten wollen einfach nur weniger Geld ausgeben. Punkt. In Berlin haben die Festpreise dazu geführt, dass Uber & Co sich auf das Taxigewerbe gestürzt haben und inzwischen einen Großteil der Berliner Taxen vermitteln. Die App-basierten Anbieter benötigen bald gar keine Mietwagen mehr. Ich schaue mit großem Interesse nach Hamburg, die jetzt ebenfalls Festpreise einführen, aber erstmal nur zur Probe. Ich bin schon gespannt, ob sich das in der Hansestadt tatsächlich durchsetzen wird. Bisher sind die Hamburger immer mit gutem Beispiel vorangegangen.

    Antworten
  2. J. Chronor says:
    9 Monaten her

    Eine, wenn nicht einzig richtige Aussage im obigen Artikel ist:
    Plattformen sind ein Tool.

    Es ver-MITTELT dem Kunden den Kontakt zum Beförderungsmittel Taxi.

    In unserem Rechtsrahmen des Personenbeförderungswesen ist Taxi das Verkehrsmittel, das genau der vom Kunden erwarteten Dienstleistung entspricht.

    Mietwagen (als juristischer Fachbegriff) ist das, was umgangssprachlich Chauffeur-Dienst oder Limousinenservice genannt wird. Hat ein völlig anderes Geschäftsfeld.

    Nebenbei zur Klarstellung:
    Das Leihauto, umgangssprachlich auch als Mietwagen bezeichnet, ist rechtlich ein Selbstfahrer-Vermietfahrzeug.

    Also: Uber Pop wollte sich selbst Marktzugang unter Missachtung des PbefG verschaffen. Ist gescheitert. Wir hatten uns gewehrt.
    Danach gings immer weiter in Salamitaktik. Immer mit ekelhafter juristischer Hinhaltetaktik, um wieder Zeit zu schinden, bis wir wieder gewonnen hatten.

    Jetzt zeichnet sich ab, dass Mietwagen als Pseudotaxis eingesetzt, eben doch nicht funktionieren.
    Und jetzt versuchen ALLE Plattformbetreiber den Fuß doch noch beim Taxigewerbe auf den Boden zu bringen.

    Dem Wunsch der Kunden nach günstigen Preisen kann durch Tarifkorridore auch mit unterschiedlichen Fahrzeugkategorien von relativ kleinem PKW (siehe Mindestanforderung im PbefG) bis Kleinbus und Inklusionstaxi entsprochen werden.

    Es wird die Große Jagd auf die eigenständigen Genossenschaften und und anderen betriebseigenen Ver-MITTLUNGS-Zentralen des Taxigewerbe angeblasen!

    Leute aufgepasst!

    Unsere Zentralen, egal ob genossenschaftlich oder betriebseigen, solange ihr Ursprung und finanzielle Basis im Taxigewerbe wurzeln, sind gleichzeitig die Basis unserer Gewerbevertretung!

    Wenn ein reiner Auftragsvermittler diese Institutionen ausmanövriert, sind wir alle der Willkür der wenigen, wenn nicht sogar monopolartigen Plattformen ausgeliefert.

    Jeder Taxiunternehmer-Kollege, der glaubt, über eine Plattform sein eigenes Geschäft zu sichern, irrt.
    Langfristig ruiniert das unsere gemeinsamen Interessen.

    Die Technik der Plattformen ist eine unvermeidbare Zwangsläufigkeit und heute bereits real.

    Aber diese Technik, dieses Tool, dieses Werkzeug muss von uns selbst kontrolliert sein!

    Antworten
  3. Markus says:
    9 Monaten her

    Dito! Lasst uns endlich unsere eigene Plattform organisieren und aufbauen! Ich habe die Schnauze voll davon, dass Plattformen unsere Kunden nehmen und uns dafür bezahlen lassen!

    Antworten

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