Ganz Taxi-Deutschland schaut mit Sorge in die Zukunft. Ganz Taxi-Deutschland? Nein, denn es gibt eine küstennahe Metropole im hohen Norden an der Elbe, wo Taxi immer wieder aufs Neue Geschichte schreibt, wo immer wieder neue Innovationen für die Branche an den Start gehen und wo Zukunft etwas ist, was mit dem Wort Taxi in fest verknüpfter Verbindung steht: die Hansestadt Hamburg. Hamburg feierte nun hybrid sowohl seinen Taxi-Tag als auch das 50jährige Hansafunk-Jubiläum im Megastore in der Spitaler Straße.
Hamburg präsentierte sich, wenige Tage vor der Europäischen Taximesse, erneut auf ihrem von Gewerbe und Senatsverwaltung gemeinsam organisierten Taxi-Tag als die Stadt, auf die Taxi-Deutschland immer dann schaut, wenn es Hoffnung für die Zukunft schöpfen will. Der Ex-Telekomer und heutige Hansafunk-Berater Thomas Sell war sicherlich nicht ganz unschuldig, dass die Veranstaltung im Telekom-Megastore in der Hamburger Innenstadt einen würdigen Rahmen fand. Die Taxi-to-go-Podcaster Babett Mahnert und Jens Marggraf konnten dann als kompetente Moderatoren gewonnen werden und machten die Veranstaltung noch etwas taxigelber, als sie es ohnehin schon war.
Üblicherweise dient der Hamburger Taxi-Tag dazu, die Taxi-Gewerbetreibenden der Stadt zusammenzubringen und ihnen Neuigkeiten aus Verwaltung und Industrie zu präsentieren. Dies war zwar auch dieses Mal wichtiger Bestandteil des Taxi-Tages, zusätzlich feierte man aber auch das 50-jährige Bestehen des Hansa-Funks, dessen Jubiläum durch den Tod von Hansa-Vorstand Werner Möllmann im Juli zunächst in den Hintergrund gerückt war.
In guter Tradition kam auch der Hamburger Verkehrssenator Anjes Tjarks zum Taxi-Tag und sprach ein Grußwort, in dem er sich erneut zum Hamburger Taxi als Premiumprodukt der geteilten Mobilität bekannte. Wo sonst als in Hamburg darf sich die Branche über eine so enge Bindung zur Politik freuen? Hier darf das Hamburger Taxigewerbe wirklich stolz sein, auch wenn bestimmt nicht alle Hamburger Taxler beispielsweise mit dem für die Hansestadt beschlossenen Verbrenner-Aus für Taxis wirklich glücklich sind, welches zum kommenden Jahreswechsel in Kraft tritt.
Weitere Grußworte sprachen Patrick Klagemann von der Telekom als Nachfolger von Thomas Sell oder auch Free-Now-Chef Alexander Mönch, mit dessen Flotte Hamburg das so genannte 44er-Projekt plant. Es geht dabei um die Etablierung eines ÖPNV-Taxis, konzessioniert als Linienbedarfsverkehr nach Paragraf 44 Personenbeförderungsgesetz (PBefG). Dies ist auch deswegen sehr spannend, weil hier erstmalig ein ÖPNV-Taxi auch für eine Metropole an den Start gehen soll.
Jan Grupe, Vorstand der Hamburger Taxen-Union, schloss den Reigen der Grußworte. Er verglich das Hamburger Gewerbe mit seiner Kernmarke, dem Hansafunk, mit dem FC Bayern München, wo das „mia san mia“-Gefühl ebenfalls genau das Selbstbewusstsein ausdrückt, mit welchem sich eben nur ein Team wirklich auszeichnen kann. Dieser Teamgeist aber unterscheide bis heute den Hansafunk von einem anonymisierten Plattformanbieter und schaffe so die Basis für den Erfolg des Hamburger Wegs. Der Weg des Hansafunks korrespondiere dabei mit der deutschen gesellschaftlichen Entwicklung der letzten 50 Jahre.
Anschließend stellte Dirk Ritter von der Verkehrsbehörde seine Neuigkeiten für das Taxigewerbe vor. Ritter berichtete zunächst vom Hamburger Weg zur kleinen Fachkunde, der nun zeitnah zumindest in der Hansestadt das bundespolitisch entstandene Dilemma um die Nachfolge zur Ortkundeprüfung auflösen soll (Taxi Times wird darüber in einer gesonderten Meldung berichten).
Des Weiteren plant Ritter in Anlehnung an die anderenorts entstehenden Tarif-Korridore gemäß PBefG eine Festpreisoption für Bestellfahrten. Ritter möchte so vor allem tarifgerechte Minimalpreise sicherstellen, die ansonsten möglicherweise die Auskömmlichkeit solcher Festpreise in Frage stellen könnten. Nach oben will er dagegen schon einen Spielraum lassen, mit denen sich einzelne Taxis dann auch besondere Leistungen honorieren lassen können. Auch bei den geplanten Tarifanpassungen der Hansestädter soll es mit der Abschaffung der Karenzminute Neuerungen geben, verkehrsbedingte Wartezeiten werden damit zukünftig wieder voll berechnet. Dafür soll es aber einen Ausgleich geben, unter anderem soll die Grundgebühr pro Fahrt gesenkt werden. Zusätzlich kündigte Ritter weitere E-Taxi-Förderungen sowie die Installation von bis zu 15 neuen exklusiven Taxi-Ladestationen an.
Wer mehr von Dirk Ritter hören möchte, dem sei der aktuelle Taxi-to-go Podcast empfohlen, wo sich der engagierte PBefG-Stratege den Fragen von Babett Mahnert und Jens Marggraf gestellt hat. Mit gewissem Stolz machte Ritter das Publikum noch darauf aufmerksam, dass die Hansestadt an der Elbe im Jahr 2025 und 2027 Gastgeber des UITP, des weltgrößten ÖPNV-Kongresses sein wird. Und er ermahnte das Gewerbe, sich stets konstruktiv der Zukunft zu stellen und dem Negativismus immer wieder aufs Neue die notwendige Abfuhr zu erteilen.
Schließlich kam beim Taxi-Tag wieder Lokalkolorit ins Spiel, als Ritter mit Rüdiger Lilie einen geschätzten Mitstreiter auf der Unternehmerseite, der sich jetzt altersbedingt aus dem aktiven Gewerbe verschieden möchte, seine Wertschätzung zeigte, indem er Lilie als ausgewiesenem St.-Pauli-Mann eine HSV-Quietsch-Ente zum Abschied überreichte.
Als Hansafunk-Vorstand übernahm Jan Weber dann nach vielen vorangehenden Gratulationen aus Gewerbe, Verwaltung und Politik die Aufgabe, den Hansefunk in einem kurzen historischen Abriss vorzustellen (Taxi Times wird gesondert berichten). Mit App- und Telefonvermittlung, standardmäßiger Kartenzahlung und einem Auftragsaufkommen von rund 3 Millionen vermittelten Touren im Jahr ist die Genossenschaft Hansa Funktaxi eG heute Marktführer in der Metropolregion Hamburg.
Im Werbeblock stellte dann unter anderem noch Yunus Pehlivan für die Aral aktuelle Konditionen nicht nur für die Stromnutzung für die Hamburger Taxler vor (Taxi Times berichtete).
Im Ergebnis zeigten die Hamburger auch dieses Mal wieder, wie Taxi sich selbstbewusst und positiv präsentieren kann und darf. Und sie dürfen dafür auch als einzige deutsche Metropole für sich reklamieren, dass ihre Stadt noch uberfrei ist. Der Hamburger Weg zahlt sich also auch für alle örtlichen Unternehmen in Heller und Pfennig aus, selbst wenn sie nicht alle immer nur des Lobes voll über ihre Mitstreiter sind. rw
Fotos: Remmer Witte; Beitragsfoto bearbeitet von Taxi Times
Hoffentlich dringt mal die frische Seeluft bis nrw
Ich hoffe in ganz Deutschland, jeder weiß das bei Uber nur zwei Profitieren einmal Uber als Vermittler und die Kunden die ein Appel und ein Ei bezahlen um von A nach B zukommen.
Außerdem muss man sich mal Fragen wie Uber so günstig sein kann Taxis haben eine geringe Steuerlast 7%(unter 50km) statt 19% wie bei Uber.
Die Tarife der Stadt die den Preis für Taxis festlegt ist doch so kalkuliert das Taxen überleben können.
Wie kann Uber für die Hälfte des Taxipreises fahren und auch noch höhere Abgaben haben.
Das ganze stinkt und sollte von der Politik direkt gestoppt werden.
Die Planwirtschaft der Politik bringt die Taxen um, damit Uber freie Bahn hat.
Ich habe die feste Annahme das hier Schmiergelder geflossen sein müssen damit die Politik wegschaut.