Es war ein Abschied auf Raten. Zunächst verschwand klammheimlich der E220 d aus der Taxi-Preisliste. Jetzt steht nach jahrzehntelanger Taxi-Treue ein endgültiger Abschied vom Taxi-Klassiker bevor.
Es steht außer Frage: Kein anderes Auto ist so ein starkes Sinnbild für das Taxi wie die Mercedes-Benz-E-Klasse. Jetzt steht der Abschied vor der Tür. Eine Konzernentscheidung, die dank unklarer Kommunikation des Unternehmens einen säuerlichen Nachgeschmack hinterlässt.
Bereits vorletzte Woche gaben vereinzelte Rückmeldungen von Taxiunternehmern über einen Bestellstopp der E-Taxi-Limousine mit Taxipaket der Taxi-Times-Redaktion Anlass für eine Nachfrage bei der zuständigen Stelle der Mercedes-Benz-Konzernkommunikation.
Eine Rückmeldung nach sechs Tagen brachte dann keine Aufklärung, sondern eher Anlass für Kopfschütteln. In der Zwischenzeit hatten nämlich verschiedene Mercedes-Benz-Niederlassungen bereits Infos an ihre Taxikunden geschickt, die einen viel konkreteren Ausblick in die zukünftige Taxi-Strategie der Stuttgarter geben.
Hinsichtlich der Frage, ob die Info bezüglich eines Bestellstopps der E-Klasse-Limousine den Tatsachen entspricht, antwortet der Konzern ziemlich vage: „Wir freuen uns sehr über die weiterhin starke Nachfrage nach der E-Klasse Limousine. Die weltweit stetig steigenden Bestellzahlen führen dazu, dass wir in manchen Ländern leider keine weiteren Kundenbestellungen annehmen können. Unseren Kunden stehen weiterhin vereinzelte Ausstellungs-, Vorführ- oder Händlerfahrzeuge zur Verfügung.“ Und weiter wird versprochen: „Das E-Klasse T-Modell kann unverändert weiter bestellt werden.“
Diese Aussage steht im Gegensatz zu dem Inhalt einer Mitteilung, welche die Niederlassung München vor kurzem an seine treuen Taxikunden geschickt hat: „Wir werden die E-Klasse (Limousine und T-Modell) bis Ablauf dieses Modells nicht mehr als Taxi anbieten.“ Zudem wird eine klare Aussage zur Zukunft des E-Klasse-Taxis gemacht: „Das Nachfolger-Modell der W/S214 wird 2023 auf den Markt kommen, aber nicht mehr mit Taxiausstattung/Taxirabatt bestellbar sein.“
Für viele Taxiunternehmer, die seit Jahren auf Mercedes gesetzt haben, dürfte diese Aussage möglicherweise wie ein Schlag ins Gesicht wirken. Für jene, die in Zukunft weiterhin auf den Stern setzten möchten – vielleicht sogar in Verbindung mit Elektromobilität – bedeutet das zunächst, dass der EQV oder der eVito die einzigen Alternativen darstellen.
Auch die Redaktion hat sich über die Zukunft des E-Klasse-Taxis Gedanken gemacht und konkret danach gefragt, ob der vollelektrische EQE möglicherweise mit einem Taxipaket erhältlich sein wird. In der Antwort bleibt der Konzern sehr inkonkret: „Darüber hinaus befinden wir uns derzeit in der Sondierungsphase für ein neues Mercedes-Benz Pkw Taximodell. Bitte haben Sie aber Verständnis, dass wir uns dazu nicht äußern, solange keine Entscheidung gefallen ist.“
In der Mercedes-Benz-Niederlassung Mainz ist man da aber schon schlauer. Dort weiß man auch, dass es beim Nachfolger der E-Klasse definitiv kein Taxipaket geben wird: „Die Mercedes-Benz AG hat beschlossen, ‚Das Taxi‘ bei der E-Klasse mit dem neuen Modell in 2023 einzustellen. Auch die Taxiversion der B-Klasse wird im Rahmen der Modellpflege (‚Facelift‘) im kommenden Jahr eingestellt.“
Immerhin gibt die Mainzer Niederlassung dennochihren Kunden einen Ausblick auf die Taxi-Zukunft bei Mercedes-Benz, was der Redaktion leider vom Sprecher verwehrt geblieben ist. „Nach wie vor werden wir mit dem Citan, dem Vito, der V-Klasse, dem Sprinter und ab 2023 der T-Klasse im Taxi Segment vertreten sein“, heißt es in dem Anschreiben.
Soviel Offenheit gegenüber den Taxi-Kunden sollte man honorieren. Wer noch nichts von der T-Klasse gehört hat: Der Hochdachkombi wurde unter anderem im vergangenen Jahr als Concept-Fahrzeug EQT auf der IAA in München ausgestellt.
Genau wie bereits der Citan wird die T-Klasse im Kooperationsverbund mit Renault-Nissan-Mitsubishi entstehen. Die Typenbezeichnung EQT ist übrigens ein ganz starker Hinweis darauf, dass es auch eine vollelektrische Variante der T-Klasse geben wird. In einer Pressemitteilung ist die Rede davon, dass eine Variante des Wagens bereits 2022 auf den Markt kommen soll.
Die vorangegangenen Zeilen sind ein ‚gutes‘ Beispiel dafür, wie die Kommunikation mit dem Kunden eben nicht sein sollte. Warum es keine E-Klasse als Taxi geben wird, bleibt offen und bietet viel Raum für Mutmaßungen. Der bekannte Gebrauchttaxi-Händler Michael Much aus Bad Tölz reagiert betroffen: „Schlimm und unfassbar. Die haben das bisher nicht publiziert. Ich kann es nicht fassen. 😔“
Auch die Redaktion konnte im Laufe der vergangenen Jahre immer wieder feststellen, dass sich der Konzern Schritt für Schritt vom Taxi-Gewerbe abwendet. Das zeigt sich nicht nur in der Kommunikationspolitik, sondern auch darin, dass die aufs Taxi bezogenen Marketingmaßnahmen sich in der Vergangenheit schrittweise reduziert haben. Zudem ist seit Jahren das Agieren der Konzerntochter Free Now aus Taxisicht nur bedingt nachvollziehbar. Die Abwendung vom Taxi hin zum Mietwagen spricht Bände.
Indem Autokonzerne kein Taxipaket anbieten und auch keine Konformitätsbescheinigung an die Umrüster herausgeben, können sie bewusst steuern, welche Fahrzeuge nicht als Taxi auf der Straße sein sollen.
Auf lange Sicht wäre es sogar denkbar, dass einzelne Fahrzeugmodelle entwickelt werden, die ausschließlich konzerneigenen Unternehmen vorbehalten werden. Sollten diese auch noch autonom fahren, wäre spätestens dann klar, wohin der Hase läuft. Dieser Ausblick klingt zugegebenermaßen utopisch, spiegelt aber ein mögliches Szenario wider. Welchen Grund sollte Mercedes sonst haben, nicht mit offenen Karten zu spielen? sg
Beitragsfoto: Mercedes-Benz Ag, Symbolbild Grafik Taxi Times
Mercedes hat doch seinen Marktstatus schon lange verloren. Es gibt schon längst andere Autobauer, die Mercedes schon längst das Wasser reichen können.
Ich habe noch nie Mercedes gefahren.
Mercedes ist eben nur ein Auto, nicht mehr.
Tja, nicht nur Mercedes, sondern auch die deutsche Autoindustrie ist gegen die Asiaten nicht mehr das Nonplusultra.
Habe zwei Jahrzehnte lang E-Klasse Kombis gekauft, immer neu. Wer ab 80000km dauerhaften Ärger mit der Vorderachse haben möchte, sollte dies ebenfalls tun. Die Fehler kommen tröpfchenweise, mal hier 150€, mal da 110€ und dort wieder 200€. Nach weiteren 80000km hat man dann alle Einzelteile ausgetauscht – logischerweise ist dann das erstreparierte auch schon wieder am Ende seiner Lebensdauer angekommen und das Ganze geht wieder von vorne los. Es endet nie. Über Eektronikprobleme und 2 Motortotalschäden innerhalb eines Jahres (km-Stand 220000 – keine Garantie, keine Kulanz) will ich mich nicht ausbreiten. Wie ich den wiederholten Vorschlägen meines damaligen Kompagnons, „nur zur Probe“ mal einen Prius zu kaufen, anhaltenden Widerstand entgegensetzen konnte, das weiß nur derdaoben. In 2011 war es dann dennoch soweit: wir kauften den ersten Prius. Waren wir mit nagelneuen E-Klasse Kombis schon an die ausserplanmässigen Werkstattaufenthalte gewöhnt und hielten es – nun ja, für „irgendwie normal, ist halt viel Elektronik drin“ – so brachte uns der Prius schnell auf den neuen Stand: es ist kein Naturgesetz, daß neue Autos schon im ersten Vierteljahr 3-4mal Defekte aufweisen. Es ist schlechtes Qualitätsmanagement. Zugegeben, der Prius ist vom Design her innen und aussen mißlungen, aber, welchen Taxiunternehmer sollte das jucken? Inzwischen habe ich den achten Prius. Defekte: einmal fiel der Innenraumlüfter für Heizung und Klimaanlage aus; km-Stand 215000, Garantie abgelaufen. Der Werkstattleiter war peinlichst berührt, behauptete, so etwas noch nie erlebt zu haben. Sie tauschten das Teil gratis aus – Ende. Und nochwas: spätestens mit Gründung von My Taxi hätte es für jeden Taxiunternehmer klar sein sollen, keinen Mercedes mehr zu kaufen. Wer sowas macht, spuckt sich selber vor die Füße!
Wir haben 13 Mercedes Taxen unterwegs und : ganz klar “ Keine E- Klasse Taxen mehr = überhaupt keine Mercedes Taxen mehr.
Das ganze verwundert mich nicht, habe vor längerer Zeit ein Interview mit dem MB-Boss Hr. Ola Källenius gelesen. Inhalt war das MB sich nur noch um die Prämienfahrzeuge kümmern möchte, da die Gewinnmargen in diesem Segement höher sind als bei den Massenfahrzeugen!
Wir werden uns auf andere Fahrzeuge konzentrieren müssen als MB. MB hat über die letzten Jahre kontinuierlich Kunden verloren, aufgrund der hohen Preise und lange vernachlässigten alternativen Antriebe.
Die Plastik Bomber aus Asien kommen mir nicht auf den Hof dann kommen halt andere Deutsche Auto Bauer zum Zug.
Welcher Autobauer ist denn noch „deutsch“?
Mercedes war hinsichtlich Qualität, Service und Langlebigkeit ziemlich konkurrenzlos. Ansonsten muss ich wieder feststellen, daß sich die meisten Unternehmen am kurzfristigen Gewinn orientieren, so wie ich es in der Schule gelernt habe. Es gibt Ausnahmen, die sind aber sehr selten. „Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen“. Hoffentlich sind die „Supermanager“ nicht auf dem Holzweg. Und reine E-Fahrzeuge werden uns auf die Füße fallen….da brauchen wir nicht mal 2000 km nach Osten zu schauen. Egal in welcher Großstadt, die Infrastruktur ist nirgendwo vorhanden.
https://mbpassion.de/2022/02/aktuelle-e-klasse-limousine-von-mercedes-benz-nicht-mehr-bestellbar/
So einfach ist es: die Auftragsbücher sind voll, man will auf das neue Modell warten.
Mercedes agiert wie Putin!!!
Lieber Andreas, dieser Vergleich hinkt und ist hier deplatziert. Mercedes lässt nicht auf Menschen schießen und zerstört keine Gebäude.
Grad bei schlechter Sicht durch Nebel, Schnee, Regen oder nach Alkoholgenuss werden Taxi benutzt.
Alle autonom fahrenden Fzg sind bei Regen (Sensorverschmutzung) Nebel usw. nicht zu benutzen.
Insbesondere auf dem Land ist Infrastruktur bezügl. Lademöglichkeit z. Zt. noch eher nicht vorhanden.
Zudem läßt die E-Fzg-Reichweite noch sehr zu wünschen übrig. Und es gibt auf einem wachsenden Markt immer mehr (zum größten Teil) illegal agierende „Mitbewerber“.
Also ist das für mich in der Summe leider die Vorbereitung zur Bestattung des veralteten Taxigewerbes.