Die Münchner Verkehrsgesellschaft MVG will ab Mitte Juni zwei Jahre lang einen Sammeltaxi-Dienst erproben, der als Linienverkehr genehmigt werden soll. Die Software des app-basierten Systems kommt dabei von ‚door2door‘. Gespräche über eine mögliche Zusammenarbeit mit dem örtlichen Taxigewerbe laufen sogar auch.
Der Test für den „IsarTiger“ beginnt mit einer dreimonatigen, kostenlosen Erprobungsphase mit 20 umweltfreundlichen PKW in einem ca. 25 Quadratkilometer großem Gebiet der westlichen Innenstadt. Ob weitere Fahrzeuge angeschafft werden, hängt nach Auskunft eines Pressesprechers der stadteigenen ‚Stadtwerke München‘ (SWM), zu der die MVG gehört, von dem Verlauf der Testphase ab. Auf Anfrage der Taxi Times schrieb er in einer E-Mail: „Das Besondere bei der Münchner Lösung ist auch, dass etwaige Kapazitätserweiterungen von vornherein in Kooperation mit Taxiunternehmen gedacht werden. Die ersten Gespräche dazu gab es bereits mit den beiden großen Taxi-Anbietern in München, sie werden zeitnah weiter geführt.“
Jürgen Dinter, IsarFunk München, bestätigte die Gespräche. Das Gesprächsangebot der MVG betrachte man mit „Interesse und Neugier“. „Wir begrüßen es, dass die MVG eine Zusammenarbeit mit örtlichen Dienstleistern in Betracht zieht“, sagte Dinter der Taxi Times. Das sollte eigentlich selbstverständlich sein, meint er, sei es aber leider nicht – eine Anspielung auf das Vorgehen der städtischen ÖPNV-Betreiber in Hamburg oder Stuttgart. Sowohl die SWM wie auch die Taxizentrale Isarfunk schärften bereits in der Vergangenheit ihr Profil mit dem Angebot von Elektromobilität.
Die MVG möchte ein „integriertes und smartes Mobilitätsmanagement“ in einem eigenen System aufbauen. Die Frage der Konkurrenzsituation beantwortet Pressesprecher Michael Solić so: „Gerade in München ist die Mobilitätsnachfrage so groß, dass für jeden Anbieter etwas übrig bleibt.“
Eine zweite Besonderheit ergibt sich aus der Genehmigung. Die 100-prozentige Tochter der Stadt München beabsichtigt, für den Betrieb eine Genehmigung als Linienverkehr zu erhalten. Dafür seien nach Aussage Solić‘ „alle Details in mehreren Gesprächen“ mit der Regierung von Oberbayern, die für Genehmigungen von Linienverkehre zuständig ist, „abgestimmt worden“. Diese Besonderheit könnte sich als relevant erweisen, wenn sich dadurch die Widerspruchsberechtigungen, Marktbeobachtungs- und Anhörungspflichten ändern.
Der Sprecher des für Taxigenehmigungen zuständigen Münchner Kreisverwaltungsreferates (KVR), Johannes Mayer, beantwortete unter Verweis auf die angebliche Nicht-Zuständigkeit seiner Behörde keine der Fragen der Taxi Times. Fraglich ist daher zur Zeit noch, wie man zu der Einschätzung kommt, es handle sich um einen Linienverkehr. Laut Aussage der MVG soll der IsarTiger als „OnDemand-Service“ (also auf Anruf) längerfristig „eine Lücke schließen“ und gerade da wirken, wo der Abstand zwischen den Haltestellen zu groß sei: Die gesetzliche Defintion von Linienverkehr setzt aber Haltestellen und Regelmäßigkeit voraus. Mayer wies in einer nachgeschobenen Antwort allgemein bleibend darauf hin, dass es der Genehmigungsbehörde erlaubt wäre, „den atypischen Verkehr“ einem der Typen des Personenbeförderungsgesetzes zuzuordnen. „Für diese Fälle gibt es § 2 Abs. 6 PBefG.“
Während der Erprobung in der „ersten Stufe“ sollen Kunden der MVG zur Teilnahme eingeladen werden. Sie können sich Samstagnachts zwischen 19 und 2 Uhr per Smartphone-App ein Fahrzeug zu einer der bestehenden Haltestellen oder zu einem der U-Bahnhöfe bestellen und sich zu einer beliebigen Adresse im Bediengebiet fahren lassen. Fahrtwünsche anderer Kunden werden zu gemeinsamen Routen optimiert. Die MVG möchte Kundenbedürfnisse kennenlernen, ihre Betriebs- und Rechnungsabläufe erproben und wird die Testphase durch eine Marktforschung begleiten. Unter den Fahrzeugen sind zuvorderst VW-Caddys mit CNG-Antrieb, aber auch die kleineren elektrisch angetriebenen VW-Golf und BMW i3. Zunächst würden Fahrer eines Shuttle-Dienstleisters beauftragt. Deren Bezahlung entspräche dem Tarifgehalt eines MVG-Fahrers, so Solić.
In der zweiten Stufe soll der Service kostenpflichtig werden und eventuell auf die Freitagnacht ausgedehnt werden. Die Fahrpreise sollen über dem des städtischen ÖPNV, aber unterhalb des Taxitarifes bleiben. Fahren mehrere Kunden mit, zahlt jeder die Hälfte des für ihn anfallenden Fahrpreises. Besitzer von MVG-Kundenkarten erhalten zusätzliche Vergünstigungen. Der Fahrpreis wird -nach vorheriger Anmeldung- vom Konto des Nutzers abgebucht.
Vom „Regelbetrieb“ spricht die Münchner Verkehrsgesellschaft in ihrer Pressemittelung noch im Konjunktiv: Er würde eingeführt, „wenn sich das neue Angebot im Rahmen der Testläufe als sinnvoll und erfolgreich erwiesen hat und ein wirtschaftlicher Betrieb möglich erscheint.“ Den größten Anteil am Budget nähmen nach Auskunft des SWM-Sprechers die Fahrerlöhne ein, gefolgt von der Software und danach erst kämen die Kosten für die Fahrzeuge. Die Finanzierung würde über den Gesamtzeitraum der 24 Monate aus Fahrgeldeinnahmen stattfinden. Der noch zu findende Preis müsse daher relevant genug sein, aber vom Kunden akzeptiert werden. Schließlich benötige man auch eine entsprechende Nachfrage. „Um verlässliche Einnahmen generieren zu können, braucht es einen verlässlichen Service, der vom Kunden gern wahrgenommen wird. Insgesamt lohnt es sich erst mit mindestens drei Einsatztagen pro Woche,“ schrieb Michael Solić. prh
Hinweis der Redaktion: Die Software der Bestell-App stammt vom Unternehmen Door2Door, die unter anderem bereits mit den Verkehrsbetrieben in Duisburg zusammenarbeiten. Maxim Nahouri , neben Tom Kirschbaum der zweite Geschäftsführer des Unternehmens, hatte auf einer Veranstaltung in Koblenz im April verkündet, dass man auch gerne mit dem Taxigewerbe zusammenarbeiten wolle.
Foto: Ingo Wortmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der MVG und Dr. Tom Kirschbaum (door2door), Quelle: SWM/MVG
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Das Taxigewerbe wird immer weiter ausgehöhlt und verliert an Bedeutung . Immer mehr Branchen und auch Krankenkassen versuchen dies Gewerbe mit den blumigsten Argumenten als Billigheimer zu mißbrauchen , oder versuchen im Namen des Taxis ihre eigenen Vorstellungen zum Schaden des Gewerbes umzusetzen. Liebe Taxler, euch wird immer wieder eingeredet, es geht nur mit noch mehr Kundennähe und noch mehr Service ……. ok, ein Argument, aber doch nicht auf EURE Kosten. Die Billigschiene funktioniert nur, solange es genug Hanswurste gibt, die hier eine Chance wittern und ihr Geld einbringen, oder solange öffentliche Gelder in “ Projekten “ verbrannt werden können……, ja selbst eure früheren Partner des Gewerbes nutzen euch und euer Wissen aus und bringen ihr eigenes Konzept auf den Markt , an dem ihr euch gegen Gebühr beteiligen könnt……. Ihr kämpft gedanklich noch gegen Uber, dabei habt ihr den Markt bereits an viele kleine Ubers wie Mercedes und VW verloren , IHR bleibt dann übrig , als kleine, namenlose , uninteressante Arbeitssklaven …. siehe das Prinzip Flixbus , wo die Kleinunternehmer um ihr Überleben strampeln und nur Flix daran verdient und noch nicht einmal haftbar ist …….. Der Taxler von heute läuft mit einem Kopschuss herum und weigert sich ihn behandeln zu lassen …….. weil keine Zeit ist , er muss extra Service leisten
@ PietroVorschläge zur Behebung des Problems??