Viele Fahrer haben gerade die Wucherkredite für Ihre Taxilizenzen überlebt. Jetzt könnte Manhattans Staugebühr den Fahrern von den sogenannten Yellowcabs den Todesstoß versetzen.
„Das ist der letzte Nagel im Sarg,“ so formulierte es die New York Post kürzlich in Fettschrift. Gemeint ist der Vorschlag der Metropolitan Transport Authority (MTA), zuständig für ÖPNV, die eine Staugebühr in Manhattan einführen will. Diese zusätzliche finanzielle Belastung könnte zum Aussterben des Yellowcabs beitragen. Die Citymaut kommt gerade zu einem Zeitpunkt, in dem sich das New Yorker Taxigewerbe von den erdrückenden Wucherkrediten für die Taxi-Medallions befreien konnte.
Ahmed Malik fährt seit 18 Jahren Taxi in New York. So deprimiert hat er die Taxibranche noch nie erlebt. Er befürchtet bei einer Umsetzung des neuen Plans den finanziellen Ruin für ihn und seine Kollegen. „Wir sind alle besorgt“, sagte er der Post, „aber was können wir tun? Mit den neuen City-Mautgebühren werden meiner Meinung nach nicht mehr viele Menschen Taxis nutzen. Ich denke, viele Fahrer werden aufhören.“ Malik arbeitet zehn Stunden am Tag, sieben Tage die Woche und sagt, er komme kaum über die Runden, nachdem er die Miete für sein Taxi und das Benzin bezahlt habe.
Selbst die New Yorker Verkehrsbehörde MTA befürchtet, dass die neue Citymaut in Manhattan den gelben Taxis einen weiteren Schlag versetze, weil sie immer teurer werden und sich durch den Aufpreis selber aus dem Markt drängen. Die Maut kommt zudem gerade zu einem Zeitpunkt, zu dem das Taxigewerbe eine Tariferhöhung von 23 Prozent beantragt hat.
Der Plan der MTA sieht vor, den öffentlichen Verkehr zu stärken und Pendler aus dem Auto zu vertreiben. Aufgrund der rückläufigen U-Bahn- und Busnutzung hat die MTA rund 2,5 Milliarden Dollar verloren. Jetzt will man mit der ersten Citymaut in den USA zu einem Vorzeigeobjekt werden und den Haushalt stärken. Für die Passagiere wird sich die Taxifahrt durchschnittlich um 17 Prozent verteuern.
Sollte der Mautplan umgesetzt werden, dann würde die gesamte New Yorker Taxibranche an einem durchschnittlichen Tag rund 327.000 US-Dollar an Mautgebühren zahlen müssen. Bei einem Gesamtumsatz von etwa 2 Millionen US-Dollar eine unerträgliche Belastung für die Branche.
Bhairavi Desai, Leiter der New York Taxi Workers Alliance (NYTWA), der Gewerkschaft der Taxi- und App-Fahrer, sieht große Probleme auf sich zukommen, denn wenn die Taxis nicht von den Staugebühren befreit würden, könnte dies nicht nur verheerend für die Fahrer sein, sondern auch ein absoluter Schlag ins Gesicht für die Branche.
Die MTA prüft noch, wie viel Taxifahrer überhaupt zahlen müssten. Die schlechteste Option wäre ein Zuschlag von 19 Dollar zu den Stoßzeiten. Jedes Mal, wenn Taxifahrer in die Stauzone – das Business- und Theatergebiet – einfahren, müsste der Zuschlag entrichtet werden. Eine andere Option sieht vor, zu Stoßzeiten einmalig 23 Dollar in Rechnung zu stellen. Die Einfahrtgebühr ist allerdings nichts Neues, bereits seit 2019 wird für alle Fahrten ins Zentrum von Manhattan eine Staugebühr auf den Taxi-Fahrpreis von 2,50 US-Dollar aufgeschlagen. „Viele Kunden verzichten mittlerweile auf das Taxi. Sie nehmen die U-Bahn oder den Bus“, sagte Balkar Singh, 63, der seit 30 Jahren Taxifahrer ist und seit seiner Einwanderung aus Indien in die Vereinigten Staaten ein Medaillon (Taxilizenz) besitzt. „Niemand will mehr zahlen.“ Singh glaubt, dass die neue Staugebühr die Arbeit austrocknen wird.
Taxifahrer gehen davon aus, dass sie kaum zum Stau beitragen, so bestätigte es die Zulassungsbehörde Taxi and Limousine Commission (TLC), die im Juli nur 5.700 gelbe Taxis in der Stadt zählte (von insgesamt 13.587) denen rund 46.800 App-vermittelte Mietwagen gegenüberstehen. Der Vorstand von MTA muss die Staugebühren noch genehmigen, obwohl erwartet wird, dass der Plan in der einen oder anderen Form genehmigt wird.
Die MTA wappnet sich bereits für mögliche Arbeitsplatzverluste beim Taxi und erwägt für sie eine Umschulung als Busfahrer. Für viele Taxifahrer ist das aber keine Alternative; „Es muss etwas geben, das sicherstellt, dass die Taxifahrer und die Yellowcabs das Lebenselixier von New York City bleiben“, sagte Shkumbin Mustafa. Für den 45-jährigen Fahrer wäre es sogar vorstellbar, dass Taxifahrer nur von der Maut befreit würden, wenn sie auf neuere umweltfreundlichere Fahrzeugmodelle umsteigen. Ohne die Yellowcabs würde New York ein Stück Geschichte verlieren. wf
Beitragsfoto: Wird die Staugebühr in Manhattan den Fahrern der gelben Taxis den Todesstoß versetzen? Foto: pixabay