Wird Hamburgs E-Taxi-Förderprojekt „Zukunftstaxi“ angenommen? Ein Hamburger Taxiunternehmer ist bereits umgestiegen und hat seinen Schritt bisher nicht bereut.
Wie der Unternehmer Jürgen Starck in einem Interview in der Infobroschüre zum „Projekt Zukunftstaxi“ berichtet, sind auf seine beiden Hamburger Konzessionen vollelektrische Taxis angemeldet. Zum Einsatz kommen bei ihm zwei Kia E-Niro mit einer offiziellen Reichweite von 452 Kilometern, die aktuell aufgrund der coronabedingt schlechten Auftragslage nahezu ausschließlich an öffentlichen Wechselstrom-Ladesäulen mit bis zu 11 kW geladen werden.
Nach Corona plant Starck, die Fahrzeuge grundsätzlich über Nacht, in Pausen oder während eines Leerlaufs zwischen zwei Terminen zu laden. Den Einsatz im Mehrschichtbetrieb hält der Hamburger Unternehmer für möglich, wenn die Möglichkeit zum Schnellladen genutzt wird.
Für die Kollegen hat Starck den Tipp, von Beginn an auf den Batterieschutz zu achten. Wichtig sei, dass man nicht erst bei fast leerer Batterie lade und dann auch nicht auf 100 Prozent.
Befragt nach den Vorteilen der Elektromobilität zählt der E-Taxi-Fan einige Punkte auf: Die Fahrten seien nachweislich umweltfreundlicher, was auch die Fahrgäste besser finden. Zudem böten die laufenden Kosten viel Einsparpotenzial, sei es bei der Kfz-Steuer, den Wartungskosten, oder auch beim Bremsenverschleiß. „Da rechnet sich sogar der Mehrpreis eines E-Taxis gegenüber einem Taxi mit Verbrennungsmotor“, beteuert Starck.
Last but not least sind auch die Fördermöglichkeiten ein Argument: „Auf 400.000 Kilometer gesehen kalkuliere ich beispielsweise mit rund 10.000 Euro Einsparungspotenzial bei den Energiekosten gegenüber einem normalen Taxi. Im Moment liege ich mit meinen Wagen bei fünf bis sechs Euro auf 100 Kilometern.“ Von den Energieversorgern fordert Starck, den Taxiunternehmen zumindest eine Zeit lang gleichbleibende Strompreise zu garantieren.
Um den angestellten Fahrern die Angst vor den üblichen Bedenken zu nehmen, seien viele persönliche Gespräche nötig. Zu solchen Ängsten zähle beispielsweise die Befürchtung vor einem Batteriebrand oder davor, eine lukrative Tour ablehnen zu müssen, weil die Reichweite nicht genüge. „Wenn man Angestellte hat, dann muss man in jedem Fall schon im Vorfeld die Motivationslage checken und dann über alle Probleme offen sprechen“, rät Starck seinen Kollegen. „Wenn man keine grundsätzliche Ablehnung hat, dann muss normalerweise jeder, der mit einem E-Auto fährt, sehr schnell merken, dass sich das ruhiger, schöner und insgesamt stimmiger anfühlt und deshalb ein deutlich besserer Arbeitsplatz ist.“
Jürgen Stark war auch Referent beim Webinar zum Hamburger Zukunftstaxi am 7. April und hat dort ebenfalls über seine Erfahrungen berichtet. „Man wird mit kleinen Problemen zu kämpfen haben, sei es an der Ladestation, mit dem Fahrzeug oder auch mit Terminen und der Schichtplanung“ räumt Starck ein. Für ihn ist entscheidend, dass sich mit dem Wechsel vom Verbrenner zum E-Taxi eine neue Routine einspielen muss. Die Frage wird sein, ob sich die bisherigen Routinen eines Fahrers eines Dieselautos, eines Kiez-Fahrers oder auch eines Geschäftskundenfahrers ersetzen lässt, ohne damit weniger Erfolg zu haben. „Mir ist es leicht gefallen, die Routine mit meinen Diesel-Taxis durch eine Routine mit meinen Plug-In-Hybriden und jetzt zwei Elektro-Autos zu ersetzen.“ Nachzusehen sind die Statements auf dem Taxi Times-YouTube-Kanal ab 2:08:30 auf dem Zeitstrahl.
Starck ist auch auf den Plattformen zum Hamburger Zukunftstaxi bei Telegram und WhatsApp sehr aktiv und wird mittlerweile von seinen Hamburger Kollegen vermehrt zu vielen Praxisdetails befragt. jh
Hintergrund: am 1. April 2021 hat die Stadt Hamburg unter dem Namen „Projekt Zukunftstaxi“ eine Fördermaßnahme gestartet, bei der die Anschaffung eines Elektrotaxis sowie der Umbau eines Taxis zu einem Inklusionsfahrzeug (Beförderung mit mindestens einem Rollstuhlinsassen) mit jeweils 10.000 Euro pro Taxi bezuschusst werden. Zur Verwirklichung arbeitet die Stadt dabei ganz eng mit Industriepartnern zusammen, zu denen die Fahrzeughersteller, die Anbieter der Lade-Infrastruktur sowie die Vermittlungsplattformen zählen. Taxi Times begleitet das Projekt als Medienpartner auf seiner Hamburger Website www.taxi-times.com/hamburg, auf Facebook sowie über eine WhatsApp– und eine Telegram-Gruppe.
Eine Übersicht über alle bisher veröffentlichten Beiträge finden Sie hier
Einige Beispiele:
31.3.21: Ankündigung: die Förderoffensive für Hamburger Taxiunternehmer
31.3.21: Nomen est Omen: Warum dieses Projekt eine Chance (verdient) hat
1.4.21: Zukunftstaxi-Projektpartner Mercedes-Benz: eVito Tourer und EQV
2.4.21: Zukunftstaxi-Projektpartner KIA: e-Soul und e-Niro
6.4.21: Zukunftstaxi-Projektpartner Volkswagen-PKW: ID.4
7.4.21: Großes Interesse am Webinar zum Hamburger Zukunftstaxi
Beitragsfoto: Jan Hinz