Die Kfz-Versicherer werden in diesem und wahrscheinlich auch in den Folgejahren große Verluste einfahren und demzufolge ihre Prämien nach oben anpassen (müssen). Wie stark werden Taxi- und Mietwagenbetriebe davon betroffen sein?
Es wird schon länger darüber berichtet, doch jetzt hat auch der Chef von einem der führenden privaten Kfz-Versicherer Alarm geschlagen. Weil die Schadenkosten deutlich stärker gestiegen sind, rechnet Klaus-Jürgen Heitmann von der Huk-Coburg mit hohen Verlusten aller Kfz-Versicherer. „Wir werden ein tiefrotes Ergebnis sehen“, wird Heitmann vom „Handelsblatt“ zitiert. Als Auslöser werden die massiv gestiegenen Kosten im Schadenfall genannt. Die Finanzzeitung schließt daraus, dass es zu deutlichen Prämienerhöhungen bei den Kfz-Versichern kommt.
Davon dürfte dann auch das Taxigewerbe nicht ausgenommen sein. Das ergab eine von Taxi Times durchgeführte Abfrage unter den bekanntesten Taxiversichern. „Auch wir können dem Handelsblatt-Bericht in voller Gänze zustimmen“, bekräftigt beispielsweise Marc Borucki vom größten und ältesten Taxiversicher VDK, der mittlerweile zur Signal Iduna-Gruppe gehört. Der Nischenmarkt Taxi/Mietwagen sei ebenfalls nicht vor den exorbitant gestiegenen Ersatzteilkosten etc. gefeit..
„Zahlreiche Auswertungen diverser Kfz-Versicherer belegen, dass der Durchschnittsschaden deutlich angestiegen ist“ rechnet auch Carl Michael Götte von der PlusValor Gruppe vor. „Neben zum Teil deutlich über der Inflation gestiegenen Ersatzteilpreisen und erhöhten Lohnkosten der Werkstätten verursacht auch die nach wie vor schleppende Ersatzteilversorgung zusätzliche Kosten. Die Abrechnungen für Leihwagen im Falle von Haftpflichtschäden steigen dann schon mal gerne in den fünfstelligen Bereich – nur für den Ersatzwagen wohlgemerkt!“ Für Götte ist „die Taxi- und Mietwagenbranche mit Ihren traditionell erhöhten Schadenfrequenzen und dem Großschadenrisko (Personenverkehr) davon entsprechend stark betroffen.“
Stefan Ballnath, Geschäftsführer der Ballnath Assekuranz, kann dem nur zustimmen. „Hauptsächlich machen den Versicherern im Bereich KFZ stark gestiegene Werkstattkosten, Kosten für die Ersatzteilbeschaffung und der Ersatzteile selbst zu schaffen.“ Ballnath spricht von einer inflationären Entwicklung bei den Kosten der letzten zwei Jahre, die über kurz oder lang in den Beiträgen Berücksichtigung finden müssten. Seiner Ansicht nach werden die Versicherer hier keinen Unterschied zwischen einer (privaten) PKW-Versicherung oder einem Taxi und/oder Mietfahrzeug machen, da sich die (Reparatur-)Kosten ja auch nicht unterscheiden. Wenigstens könnten Taxi- und Mietwagenbetriebe ihre Prämien als Betriebsausgaben geltend machen.
Kim Sombrutzki von 4U Assekuranzmakler merkt an, dass bereits Ende 2022 manche Kfz-Prämien drastisch angehoben worden waren. Neben den hier schon erwähnten Auslösern führt Kim Sombrutzki auch die gestiegene Anzahl an Naturkatastrophen wie Hagel und Sturm an. „Der Preis für den einzelnen Schaden ist deutlich gestiegen“, was auch daran liege, dass sowohl die Fahrzeugtechnik und somit auch der Aus,-Umbau etc. seit Jahren komplexer als auch die Fahrzeugteile teurer werden würden.
Im Hinblick auf den Wandel der Taxis in Richtung Elektromobilität stellt Sombrutzki fest, dass deren Reparaturen nochmal teurer seien als die von Verbrenner-Taxis. „Dies liegt insbesondere am Akku, der einen besonderen Schutz vor Schäden benötigt. […] Üblicherweise wird der Austausch eines beschädigten Akkus von der Versicherung getragen und wirkt so als Kostentreiber.“
Taxi- und Mietwagenunternehmer*Innen werden deshalb im nächsten Jahr mit höheren Prämien rechnen müssen. Götte rechnet mit zweistelligen Prozentwerten. „Die Tarifanpassungen stehen noch aus, aber werden sie werden kommen (müssen) und sie werden auch deutlicher ausfallen als in der Vergangenheit üblich“, prophezeit Götte.
Ähnlich sieht es auch Marc Borucki: „Die nun präsenten Themen wie Krieg, Energiekrise und der auch daraus resultierenden Inflation werden höchstwahrscheinlich den kompletten Markt zu einer überproportionalen Anpassung bewegen“. Borucki weist aber auch darauf hin, dass die letzten Jahre unter anderem durch die Corona-Pandemie von unterdurchschnittlichen Beitragsanpassungen geprägt waren. Bei seiner Versicherung prüfe man derzeit eine Anpassung, „um die absehbaren Verluste zumindest ansatzweise zu minimieren. „Wir streben mit solchen Maßnahmen im Geschäftsfeld Kraftfahrt vor dem Hintergrund der Ergebnisherausforderungen (Schaden-Kosten-Quote 108-110) keine Margenverbesserungen an […] und werden auch im Sinne der Unternehmer mit dem größten Augenmaß handeln, um unsere in den letzten Jahren arg gebeutelten Kunden die notwendigen Anpassungen möglichst erträglich zu gestalten.“ jh
Beitragsfoto: Remmer Witte
Es mag ja sein, dass es höhere Einzelfall-Kosten gibt. Trotzdem dürfte doch wohl die Anzahl der Schäden enorm zurück gegangen sein, während der Corona-Zeit. Wo waren oder sind da die Preis-Nachlässe?