Fragwürdiger Marketing-Erfolg: Nachdem der Fahrtenanbieter gestern die Preise für Fahrten in London um 10 Prozent erhöht hat, steigen App-Kunden zunehmend auf das gute, alte Black Cab um.
Im Uber-Universum ist manches ganz anders – auch sprachlich: In London hat der App-Riese Uber gestern aufgrund einer um 20 Prozent gestiegenen Nachfrage die Tarife um 10 Prozent erhöht, „um den Kunden ein besseres Fahrerlebnis zu bieten”. Hintergrund: Der Konzern versucht, mit höheren Fahrpreisen abgängige Fahrer zurückzulocken. Viele Mietwagenfahrer im gesamten Vereinigten Königreich haben inzwischen in der Essens- oder Paketzustellung neue Jobs gefunden.
Als Synonym für Mietwagenvermittler, die taxiähnlichen Verkehr anbieten, dient im Englischen das Stichwort „Apps”. Der aus der Fahrer-Abwanderung resultierende Fahrermangel führt dazu, dass Wartezeiten bei den Apps und Taxis explodieren. Besonders App-Fahrer stornieren immer mehr unattraktive Fahrten in letzter Minute. Das Resultat: Schnelle Bedienung und niedrige Tarife sind bei Uber zunehmend passé, und das ist nicht alleine in London so, sondern scheint ein internationaler Trend zu sein.
Der Uber-Algoritmus erhöht (scheinbar selbständig) bei knappem Angebot die Preise. Das nennt man surge pricing. Davon profitiert derzeit das Londoner Taxigewerbe: Die öffentliche Nachfrage nach Taxis ist in den letzten Monaten explosionsartig gestiegen, auch weil die Corona-Maßnahmen gelockert wurden und das Nachtleben zurückkehrte. Auf Twitter melden Taxifahrer, dass „die guten Zeiten von vor Corona zurück sind”, und machen sich zugleich über App-Fahrgäste lustig: So würden manche versuchen, beim London-Taxi vorne einzusteigen (was beim klassischen Modell nicht geht, da neben dem Fahrer nur Platz für Gepäck ist), andere meckern darüber, dass „ihre App” sie nicht mehr bedient, und alle staunen über die „billigen” Taxi-Fahrpreise.
Uber sagte, die jetzige Erhöhung sei die erste im Basistarif seit 2017 und würde dazu beitragen, die durch häufige Preiserhöhungen verursachten Schwankungen zu vermeiden, da so viele Fahrer zurückgelockt werden könnten. Für Fahrten zu den Londoner Flughäfen Heathrow, Gatwick, Stansted und Luton gibt es zu Spitzenzeiten sogar einen Zuschlag von 15 Prozent. Das bedeutet, dass einige Preise um bis zu 25 Prozent steigen.
Die Gesamtzahl der registrierten Fahrer der App sei nicht wesentlich gesunken, sagten Uber und Bolt. Uber würde etwa 20.000 weitere Fahrer benötigen, um zum normalen Serviceniveau zurückzukehren. Die App Bolt, die auch über Fahrermangel klagt und weniger Provision nimmt als die bei Uber üblichen 25 Prozent, versucht ebenfalls permanent, neue Fahrer anzuwerben. Eine „endlose Suche” nannte Uber-Chef Dara Khosrowshahi das vor kurzem in einem Interview: „Wir brauchen immer neue Fahrer. Uber wird niemals genügend Fahrer haben.”
Auch in einigen Städten außerhalb Londons sei die Nachfrage deutlich gestiegen, sagte Uber, darunter um 24 Prozent in Birmingham und 40 Prozent in Nottingham; Die Nachfrage in der Hauptstadt stieg um 20 Prozent. Trotz dieses Anstiegs sind viele treue App-Kunden auf Taxis umgestiegen, die sie – trotz Taxifahrermangels – oft als verlässlicher und billiger bezeichnen als die Apps. wf
Beitragsfoto: „Uber ist teuer! London fährt Taxi.” Viele App-Kunden steigen auf Taxis um, wie dieses Fachmagazin berichtet. Foto: Wim Faber
Diese Trends setzen sich in München, an meinem Mietwagen-Betriebssitz, auch fort. Denke das Thema UBER ist hier schon gegessen !!!