In München hat eine kleine Unachtsamkeit zu großem Sachschaden geführt: Eine nicht richtig angezogene Handbremse ließ einen Reisebus rückwärts auf einen Taxihalteplatz rollen. Die Rufsäule hatte keine Chance.
In der Münchner Altstadt nahe dem Marienplatz hat kürzlich ein Busfahrer seinen Reisebus abgestellt und offenbar versäumt, die Handbremse sorgfältig anzuziehen. Das schwere Fahrzeug setzte sich unbemerkt rückwärts in Gang. Dabei überrollte der Bus eine Rufsäule am Taxistandplatz „Tal“. Sie wurde vollständig aus der Betonhalterung gehoben und im wahrsten Sinn des Wortes flachgelegt. Der Bus kam danach glücklicherweise zum Stehen, ohne weiteren Schaden anzurichten. Der Sachschaden an der Säule ist dagegen beträchtlich. Er liegt laut Einschätzung des Rufsäulenbetreibers, der Taxi München eG, bei mindestens 10.000 Euro.
München zählt zu den wenigen Städten mit einem flächendeckend installierten Rufsäulensystem. Der Vorteil: Taxikunden können direkt bei der Rufsäule in ihrem Stadtteil anrufen und dort ein Taxi bestellen. Sie sprechen dann direkt mit dem Fahrer und können ihm bei Bedarf wichtige Anfahrtshinweise geben. Die Anfahrt zum Kunden dauert dann nur wenige Minuten.
Das System hat aber auch Nachteile: Wenn sich Kunde und Taxifahrer missverstanden haben, gibt es keine Möglichkeit der Rückfrage. Wenn dann beide Seiten nicht zusammenfinden, ist es für beide Seiten frustrierend.
Dazu kommt, dass die Rufsäulen mit ihren festen Telefonnummern im Zeitalter der Smartphones eigentlich aus der Zeit gefallen sind. Früher war die Telefonnummer der Rufsäule im Festnetztelefon der Wohnung gespeichert. Sie dann aber ins Handy einzuspeichern machte wenig Sinn, wenn man dann ein Taxi von unterwegs unter dieser Nummer bestellte und dann beim Standplatz rauskommt, der zwar in der Nähe der Wohnung liegt, aber sehr weit weg vom eigentlichen Abholort. Für den Taxifahrer bleibt dann nur der Hinweis an den Kunden, er möge doch bei der Taxizentrale anrufen (oder eine Taxi-App nutzen).
Ein weiterer Nachteil der Rufsäulen ist bei der neusten Generation dagegen behoben. Wenn der Standplatz unbesetzt war, ging der Anruf früher ins Leere, der Kunde hatte Pech gehabt. Heute werden die Anrufer automatisch an das Call-Center der Taxizentrale weitergeleitet, von wo aus dann die Bestellung an das nächstgelegene Taxi vermittelt wird.
Die Rufumleitung ist unabhängig von der physischen Präsenz einer Säule möglich. Deshalb gehen auch die Taxibestellungen nicht verloren, die aktuell am Taxistand „Tal“ eingehen. „Bis in ca. 10 Tagen eine neue Säule aufgestellt ist, werden die Anrufer in unsere Zentrale weitergeleitet“, berichtet eG-Vorstand Thomas Kroker.
Die Unachtsamkeit des Reisebusfahrers hat somit also wenigstens keine Langzeitschäden in Form von Kundenverlusten.
Bleibt noch die hochaktuelle Frage: Dürfen über die Rufsäule auch Festpreise vereinbart werden, wie der Münchner Tarifkorridor es seit 1.9.23 zulässt?
Nein! Zwar dürfen Festpreise gemacht werden, sofern eine telefonische Bestellung vorliegt, andere Vorgaben der Stadt München an Festpreise lassen sich bei einer Rufsäulen-Bestellung dagegen nicht erfüllen: Wenn zwischen Fahrgast und Taxiunternehmer / Zentrale ein Festpreis vereinbart wird, muss dies dem Kunden schriftlich bestätigt werden.
Der Unternehmer muss zudem dauerhaft und nachprüfbar dokumentieren, an welchem Tag und zu welcher Uhrzeit er welche Fahrt mit welcher Route er zu welchem Preis durchgeführt hat. All dies wäre bei einer Festpreis-Vereinbarung über eine Rufsäule nicht möglich.
Deshalb: Taxibestellungen über die Rufsäule dürfen nur zum Taxitarif mit laufendem Taxameter durchgeführt werden. jh
Beitragsfoto: Taxi München eG
Man sollte darüber nachdenken ob es die Rufsäulen noch braucht, wieviel Prozent der Bestellungen gehen noch über die Säule?
Es wär doch ein leichtes die Anrufe direkt in die Zentrale zu leiten, dann würden die Aufträge direkt auf den Datenfunk gehen und keine Verständigung und sprachlichen Problem auftreten.
Es würde auch kosten sparen.