Die kürzlich bekannt gewordene Fusion von Yandex‘ Taxi-App und Uber soll den ruinösen Preiskampf auf Russlands Straßen anhalten, den diese selber verursacht haben. Aber die Unternehmen werden auch in Zukunft mit der Online-Vermittlung trotz großer Wachstumsraten Verlust machen, zeigt eine Analyse der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ). Wie es den Taxifahrern dabei ergeht, schreibt die Südwest-Presse aus Ulm.
Mit der Fusion der beiden Apps entsteht ein dominierendes Unternehmen, das 70 % des per App vermittelten Taxigeschäftes in Russland abwickelt und mit 3,7 Milliarden Dollar bewertet wird. Uber trug dafür weniger als ein Drittel der Kundschaft bei und erhielt nur 39% der Beteiligungen. Allerdings werden nur zehn Prozent des gesamten legalen Taximarktes online abgewickelt. Von einer marktbeherrschenden Position ist das Joint-Venture zwar weit entfernt, holt aber auf: Seine Wachstumsraten werden für 2017 auf 20% geschätzt und bis 2022 soll das Geschäft um 85 % wachsen.
Nur bedeuten die steigenden Umsätze nicht automatisch steigende Gewinne: Der bereinigte, operative Verlust der Taxi-Sparte des Internetriesen Yandex betrug 2016 satte 34 Millionen Dollar – wegen schneller Expansion. Die Verluste wachsen schneller, als der Umsatz. Bereits im ersten Quartal 2017 waren es bei Yandex 32 Millionen Dollar und bei Uber im selben Zeitraum 708 Millionen.
Analysten machen den harten Wettbewerb auf der Straße als Grund dafür aus. Der Preiskampf durch zu große Konkurrenz zu vieler Taxis auf der Straße wirke sich so auch auf die Erlöse der Vermittler aus, die anteilig abkassieren. Das war auch in China der Fall, wo Uber mit Didi Chuxing zusammenging, um sich nicht im Preiskampf selbst zu ruinieren. „Ein Kniefall vor dem harten Wettbewerb“, schreibt die NZZ
Und laut den Schweizer Analysten ist der Weg zum Gewinn noch weit. Vor 2019 rechnen die Experten nicht mit der Wende zur Profitabilität. Der Spiegel schrieb im Juli noch etwas skeptischer über Stimmen, die bezweifeln, ob Uber jemals in die Gewinnzone käme. Die Investoren würden auf einen Börsengang Ubers hoffen, mit dem sich die ihre Investitionen bezahlt machen würden.
Über den Zustand der eigentlichen Taxibranche berichtet die Südwest-Presse aus Ulm. Einst konnte man sich mit dem Gehalt eines Taxifahrers in Russland sehen lassen, aber jetzt würden Yandex, Gett und Uber den Fahrern „Spottpreise diktieren“. In Tscheboksary sei eine Taxifahrt ab einem Euro zu haben. Heute sei damit kaum noch Geld zu verdienen. Man setze deswegen auf längere Strecken: Eine Strecke von 160 Kilometern koste umgerechnet 37 Euro. prh
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