Am berüchtigten Flughafen Berlin-Brandenburg, wo derzeit nur knapp 630 statt 6300 Taxis laden dürfen, kam es heute zu einer spontanen Protestversammlung.
Das Flughafenthema lässt das Taxigewerbe der Region Berlin nicht los. Hauptärgernis ist die derzeit gültige Vereinbarung zwischen dem Berliner Senat und dem Landratsamt Dahme-Spreewald, nach der die meisten Berliner Taxis sich am Flughafen nicht bereithalten dürfen. Doch nicht alle Streitpunkte kamen erst am neuen Hauptstadtflughafen auf. So wurde bereits 2015 erstmals der Begriff „Klauer“ in der Taxi Times Berlin verwendet – für Kollegen, die am damaligen Flughafen Tegel Fahrgäste luden, wo sie es nicht gedurft hätten.
Gegen solche „Klauer“, die den berechtigten Kollegen die Fahrgäste „klauen“, gab es heute Mittag in Schönefeld bei Berlin eine nicht angemeldete Demonstration. Mit Transparenten und einem Hupkonzert protestierten zahlreiche Kollegen, überwiegend mit Kennzeichen aus dem Landkreis Dahme-Spreewald (LDS, KW, LC, LN), gegen die unberechtigte Aufnahme von Fahrgästen durch Fahrer, die über keine Ladeberechtigung am Flughafen verfügen. In das ursprüngliche Anliegen mischten sich dann weitere Themen wie die als zu hoch empfundene „Schrankengebühr“ der Firma Apcoa, welche die Park- und Ladeinfrastruktur am Flughafen mit sehr hohem technischen Standard betreibt.
Wogegen hauptsächlich protestiert werden sollte, war aus dem über die sozialen Medien verschickten Aufruf gar nicht hervorgegangen. Darin hieß es nur schwammig: „Liebe Kollegen und Kolleginnen, Bitte kommt zur Unterstützung an die markierte Stelle Willy-Brandt-Platz am BER vor den Büros der Verantwortlichen, damit wir gemeinsam gegen die Ungerechtigkeiten und das nicht einhalten der Versprechungen DEMONSTRIEREN. Wenn kein Zeichen gesetzt wird kann auch nichts erreicht werden. Bitte macht gebrauch von euren 45.min und und schließt euch an. Jeder ist eingeladen mitzumachen. Bitte Hygienemaßnahmen einhalten 1,5m Mindestabstand und Masken tragen. Zusammenhalt für Zusammenarbeit Viel Erfolg“, angereichert mit einigen Symbolbildchen, dazu ein Kartenausschnitt mit einer Standortmarkierung am Hugo-Junkers-Ring.
Trotz dem inkonkreten Aufruf erschienen zahlreiche Taxis. Auch ladeberechtigte Berliner Kollegen kamen nach einem Aufruf der „Arbeitsgemeinschaft BER“ der Berliner Taxi-„Innung“ zur Unterstützung.
Nach Angaben des Zweiten „Innungs“-Vorsitzenden Hayrettin Şimşek gehen die nicht ladeberechtigten Taxifahrer in Schönefeld heute zum Teil sehr aufdringlich vor, wenn sie eintreffenden Fluggästen verbotenerweise ihre Dienstleistung anbieten. Das Hauptproblem liegt dennoch in der geringen Anzahl von 400 Ladeberechtigungen für Berliner Taxis, was nach aktuellen Zahlen nur 6,7 Prozent der Berliner Taxis entspricht. Alle anderen müssen nach dem Absetzen von Fahrgästen am Flughafen leer nach Berlin zurück fahren, was eine Vielzahl von Leerkilometern mit entsprechenden Schadstoffemissionen verursacht und im krassen Widerspruch zu den vereinbarten Zielen der rot-grün-roten Berliner Verkehrspolitik steht. ar
Beitragsfoto und Video: Arbeitsgemeinschaft BER der Innung des Berliner Taxigewerbes e. V.