Wirtschaftsexperten warnen: Sollten die Behörden nicht gegensteuern, könnten die „Black Cabs“, ein Wahrzeichen Londons, im Jahr 2045 von den Straßen der britischen Hauptstadt verschwunden sein. Es werden konkrete Maßnahmen vorgeschlagen.
Ein „Thinktank“ („Denkfabrik“, gemeinnütziges Forschungsinstitut) namens Centre for London warnt, dass Taxis in 20 Jahren von Londons Straßen verschwinden könnten, wenn die Behörden nicht bald Maßnahmen ergreifen, um den Rückgang zu stoppen. In Betracht kämen etwa höhere Kredite für neue Elektrotaxis und eine Vereinfachung des „Knowledge“, des Prüfungsstoffs für Londoner Taxifahrer.
Neben dem rasanten Wachstum von Uber und privaten Mietwagenunternehmen war – gerade während und nach der Corona-Krise – ein rapider Rückgang der Zahl an Taxis zu verzeichnen. Die Zahl der von der Taxi- und Mietwagenbehörde Transport for London (TfL) lizenzierten Taxis sank während der zwei Jahre 2023 und 2024 um rund ein Drittel von 22.810 auf 14.470. Im Jahr 2024 kamen nur 104 Lizenzen hinzu.

Steve McNamara, Generalsekretär der Interessengemeinschaft lizenzierter Taxifahrer (Licensed Taxi Drivers Association, LTDA), spielte die Aussicht auf ein Verschwinden der Taxis, genannt Hackney-Kutschen und erstmals 1662 als Pferdekutschen zugelassen, von Londons Straßen herunter. „Wir sind seit Oliver Cromwells Zeiten hier und werden so schnell nicht verschwinden“, sagte er der Tageszeitung „The Guardian“, fügte aber hinzu, dass das Geschäft „an einem Wendepunkt“ stehe. „Mit der richtigen Unterstützung können wir die entscheidende Rolle der Taxis als vollständig barrierefreier Bestandteil des Londoner Verkehrsmix und als bestes und umweltfreundlichstes Taxi der Welt festigen. Ohne diese Unterstützung ist unser Gewerbe jedoch mit sehr realen existenziellen Bedrohungen konfrontiert, die von den politischen Entscheidungsträgern nicht länger ignoriert werden können.“
Antonia Jennings, Geschäftsführerin des Centre for London, meint: „Taxis sind ein wesentlicher Bestandteil des Londoner Stadtbildes. Wir dürfen nicht zulassen, dass sie als Teil der Geschichte der Hauptstadt ausgelöscht werden. Neben ihrem kulturellen Status bieten Taxis das, was die Londoner heute brauchen: Sie sind ein zugängliches, bequemes und sicheres Verkehrsmittel. Es ist schlicht undenkbar, dass Londoner Taxis bis 2045 aussterben. Die Regierung muss die Taxibranche unterstützen und diesen Abwärtstrend umkehren, bevor es zu spät ist.“
Was sind die Herausforderungen für dieses traditionsreiche Gewerbe? Nur noch Taxis, die Zero-Emission-Capable sind, also auch lokal emissionsfrei fahren und das für mindestens 30 Meilen (ca. 48 Kilometer), können neu zugelassen werden. Der Bericht stellte fest, dass die Kosten von rund 82.000 Euro für ein neues TX-Taxi von LEVC ein Problem darstellten und die Anschaffungskosten seit 2017 um etwa 40 Prozent in die Höhe gegangen sind. Leider gibt es wegen der typischen Anforderungen an ein Londoner Taxi (z.B. maximaler Wendekreis 25 Fuß, also 7,62 Meter, und Trennscheibe) nur eine Firma, die Londoner Taxis liefert: die Geely-Tochter LEVC. Sie hat ein echtes Monopol. Bemühungen, dieses und vorhergehende Modelle auch andernorts in Europa zu etablieren, scheiterten immer wieder an den hohen Preisen der Fahrzeuge. Hinzu kommt, dass die Abwrackprämie für ältere Modelle von TfL ausgelaufen ist. Die staatlichen Zuschüsse für ein Elektrotaxi sind auf 4.000 Pfund (4.785 Euro) gesunken und laufen 2026 aus. In London fahren noch andere ältere Taximodelle, z. B. Vitos von Mercedes-Benz, aber kein Hersteller zeigt großes Interesse am beschränkten Londoner Taximarkt. Ausnahme ist Ford, die ein Taximodell speziell für den britischen Markt angekündigt haben.
Der Bericht stellte außerdem fest, dass die „Knowledge of London“-Anforderungen für Taxifahrer – ein so komplexer Test, dass Wissenschaftler feststellten, dass er die Gehirnform der Fahrer verändert – ebenfalls abschreckend wirkte. Eine Branchenumfrage der Plattform Free Now ergab, dass mehr als die Hälfte der Taxifahrer aufgrund des langwierigen und traditionsreiches Prozesses – in der Regel drei Jahre oder länger – eine Ausbildung als Taxifahrer ausgeschlossen hatten. Fast ein Drittel hielt den Wissenstest für „zu schwierig“.
Das Centre for London forderte TfL daher auf, die Prüfungsanforderungen zu reformieren, um mehr Fahrer zur Bewerbung und Qualifizierung zu ermutigen. Sie forderte den Londoner Bürgermeister obendrein auf, sich bei der Regierung für ein zinsloses Darlehensprogramm für frisch ausgebildete Fahrer einzusetzen, die ein neues emissionsarmes Taxi kaufen.
Tony Travers, Professor an der London School of Economics (LSE) und Experte für Kommunalverwaltung, sagte, das traditionelle Londoner Taxi habe, „bevor es auf den Wettbewerb reagieren musste, keinen besonders guten Service geboten: Es mag zwar immer reguliert und für Menschen mit Behinderungen zugänglich gewesen sein, aber die Londoner wissen, dass es nie besonders einfach war, sie dazu zu bewegen, südlich der Themse oder über längere Strecken zu fahren. Und spät in einer eisigen Winternacht auf der Straße zu stehen, um ein Taxi heranzuwinken, war suboptimal.“ Daher war es für die App-Vermittler einfach, Marktanteile zu erobern. „Black Cabs haben all das irgendwann aufgeholt – sie werden nicht verschwinden. Selbst, wenn sie ein reines Kulturerbe wären, gäbe es einen Markt für sie: Sie bleiben ein sehr starkes Wahrzeichen Londons.“

Ein Sprecher von TfL erklärte The Guardian: „Wir sind uns bewusst, dass Taxis eine wichtige Rolle im Verkehrssystem der Hauptstadt spielen. Wir werden in Kürze einen neuen Aktionsplan für Taxis und Mietwagen veröffentlichen, um sicherzustellen, dass sie auch weiterhin dazu beitragen, dass sich die Londoner sicher, nachhaltig und effizient in der Hauptstadt fortbewegen können.“
Taxi Times sprach mit Steve McNamara über die jüngsten Entwicklungen im Londoner Taxigewerbe. Dieses Interview wird demnächst als gesonderte Meldung veröffentlicht. wf
Beitragsbild: Londoner Straßenverkehr mit fehlendem „Black Cab“; Bearbeitung: Taxi Times
Fotos: Wim Faber
Es wäre schon schade, aber beispielhaft ist die Entwicklung schon. Der Zeitstrahl ist aber sehr optimistisch. Kredite in diese Gewerke sind keine Lösung. Zumal das klassische London Taxi eine umwelttechnische Mogelpackung ist. Auch zeigt sich, dass die Kunden auf hervorragende Ausbildungsqualität der Fahrer keinen Mehrwert für Kunden hat, wie immer behauptet wird.