Um das Sicherheitsgefühl für Frauen und Mädchen auf dem nächtlichen Heimweg im öffentlichen Raum zu stärken, gibt es mittlerweile in diversen Städten die sogenannten Frauen-Nacht-Taxis. In Essen bislang nicht – wurde jetzt aber von einer Studentin eingefordert. Doch ihr Antrag wurde vehement abgeschmettert.
Taxi ist wertvoll – unter anderem auch deshalb, weil Taxis eine individuelle und sichere Tür-zu-Tür-Beförderung gewährleisten – und weil mit der Beförderung zum Zielort der Service noch nicht zu Ende ist: Ein guter Taxifahrer wartet, bis sein (weiblicher) Fahrgast im Haus angekommen ist oder begleitet ihn auf Wunsch sogar bis zur Haustüre. Um zudem die Bewegungsfreiheit von Frauen zu erhöhen und das Sicherheitsgefühl nachhaltig zu stärken, wurden in der Vergangenheit bereits in einigen Städten Frauen-Nacht-Taxis eingeführt (Taxi Times berichtete mehrfach).
Bislang gibt es diesen Service nicht in Essen. Die 22-jährige Studentin Luna Gießler empfindet diese Situation als ein absolutes No-Go: „Abends nach Haus zu fahren, bleibt eine Sache, die mir als Frau Bauchschmerzen bereitet, Straßen sind nicht gut beleuchtet, Parks und kleinere Gassen wirken bedrohlich. Und dann sind da Männer, die sich sexuelle Belästigungen erlauben, ohne dass jemand eingreift. Und Zivilcourage ist leider ein Fremdwort.“ Deshalb wandte sich die Essenerin mit einem Schreiben an die Stadt, mit dem sich der Ratsausschuss für Anregung und Beschwerden in seiner Sitzung befasst hat. Darin regte sie an, die Stadt möge „Frauen-Nacht-Taxis“ einführen und sich ein Beispiel an München nehmen. In der bayerischen Landeshauptstadt können Frauen bereits seit 2020 Taxi-Gutscheine für Frauen-Nacht-Taxis in Anspruch nehmen.
Die Studentin, die auch als Referentin des Autonomen Feministischen Referats für Frauenrechte eintritt, habe im Vorfeld bereits Antwort von Oberbürgermeister Thomas Kufen erhalten und die Stadtverwaltung habe auch bereits Stellung zu ihrem Schreiben bezogen. So waren die vorgebrachten Gegenargumente für die Studentin bei der Ratsausschusssitzung keine große Überraschung: Aus dem vom Bundeskriminalamt im November 2024 veröffentlichten Lagebild gehe hervor, dass Gewalt gegen Frauen in allen Bereichen zunehme. Traurige Tatsache sei aber, dass Frauen Gewalt vor allem in den eigenen vier Wänden in Form häuslicher Gewalt erführen würden und laut Kriminalstatistik seien Männer sogar deutlich häufiger Opfer von Straftaten als Frauen. Sollte die Stadt teilweise die Kosten von nächtlichen Taxifahrten von Frauen übernehmen, würde dies zu einer Ungleichbehandlung gegenüber Männern führen.
Abschließend verweist die Stadt auf den Bus-Shuttle auf Abruf „Bussi“. Für Luna Geißler sei dieser allerdings keine Alternative. „Das Angebot ist doch bewusst so ausgelegt, dass während der Fahrt weitere Passagiere zusteigen können. Also auch Männer, die mir unbekannt sind. Die Aussicht, sich eine Fahrt im Fond des Shuttle-Busses möglicherweise mit drei angetrunkenen Männern teilen zu müssen, wirkt auf mich alles andere als vertrauensfördernd.“
Luna Gießler war sich daher bewusst, dass sie mit ihrer Forderung keine offenen Türen einrennen würde und dennoch zeigte sich die Studentin in einem Bericht der WAZ enttäuscht über die entgegengebrachte Resonanz. Besonders von der städtischen Gleichstellungsbeauftragten, Barbara Wolf hätte sie sich mehr erwartet. Diese hielt der Studentin entgegen, sie habe berichtet, dass sie beim Gassi-Gehen belästigt werde. Da würde ihr auch ein Taxi-Gutschein nicht weiter helfen.
Auch würden Stadt und Polizei ja längst für mehr Sicherheit in ÖPNV und öffentlichem Raum sorgen und so rät man Frauen – aber auch Männern – einfach weiter auf das „Bussi“-Angebot zurückzugreifen. nu
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