Die Tageszeitung „Die Welt“ und das Nachrichtenportal „N 24“ haben am 29. Januar einen Beitrag über das Berliner Taxigewerbe veröffentlicht, in dem der Autor alle Taxifahrer als „Arschlöcher“ bezeichnete. Das Taxigewerbe sollte sich gegen diese Pauschalbeleidigung wehren. Wir zeigen, wie jeder seinen Teil dazu beitragen kann.
Wer in den vergangenen Tagen einen Beitrag in der Welt gelesen hat, fühlte sich an Travis Kalanick erinnert. So wie damals vom Uber-Chef werden auch in diesem Artikel Taxifahrer als „Arschloch“ bezeichnet. Der Autor des Artikels bezieht sich dabei auf die Kollegen in Berlin und versucht auf Basis eigener Erfahrungen zu erklären, „Warum eine Taxifahrt in Berlin die ultimative Demütigung ist“.
Anlass seiner Pauschalverurteilung war die Beschwerde des Grünen-Chefs Cem Özdemir, die vergangene Woche publik geworden war. Özdemir hatte sich beklagt, von türkischstämmigen Berliner Taxifahrern wiederholt beleidigt worden zu sein.
Dennis Sand, Verfasser des oben genannten Beitrags, geht in seinen Anschuldigungen noch weiter. Er schreibt, dass Bedrohungen in Berliner Taxis zum Alltag gehören würden. Er berichtet von eigens erlebten Fahrtverweigerung durch einen Berliner Taxifahrer.
Keine Frage, wenn sich das wirklich so zugetragen haben sollte, dann hat der „Kollege“ absolut falsch gehandelt und der Taxibranche mit seinem Verhalten auch einen Bärendienst erwiesen. Hätte Herr Sand sich mit seiner Taxiquittung beschwert, dann hätte die Genehmigungsbeschwerde und auch die Funkzentrale, (sofern der Fahrer dort überhaupt angemeldet ist) entsprechend gehandelt.
All dies hat Herr Sand aber nicht gemacht (zumindest schreibt er nicht darüber). Stattdessen lädt er seinen Frust dadurch ab, dass er alle Berliner Taxifahrer pauschal aufs Übelste beleidigt: „In Berlin ist der Taxifahrer bloß ein Arschloch. Ich weiß, wovon ich rede, denn ich habe sie alle erlebt.“.
Wir leben in einer Demokratie, zu dieser gehört auch die Meinungsfreiheit. Wir leben aber auch in einem Rechtsstaat und deshalb darf eine freie Meinungsäußerung nicht einen kompletten Berufsstand pauschal verunglimpfen.
Genau dagegen sollte sich das Taxigewerbe wehren. Nicht, indem man darauf wartet, dass vielleicht der Bundesverband BZP per Pressemeldung eine solche Pauschalbeleidigung kritisiert. Das wäre auch kontraproduktiv, denn damit würde man einen noch größeren Teil der Bevölkerung auf diese unsäglichen Vorwürfe aufmerksam machen.
Eine Reaktion „Im Stillen“ könnte in diesem Fall mehr bewirken. Beispielsweise, indem jeder Taxifahrer, jeder Taiunternehmer, jeder Funktionär und auch jeder Freund des Taxigewerbes in wenigen Zeilen schreibt, was er von solch einer Pauschal-Beleidung hält. Diese Zeilen könnte man an den Herausgeber der „Welt“ schicken, Herrn Stefan Aust, an den Chefredakteur, Herrn Ulf Poschardt und ganz allgemein an die Redaktion.
Was sich die Welt / N24, die zum Springer-Verlag zählen (unter anderem auch Herausgeber der Bild-Zeitung) hier leisten, könnte auch ein Fall für den „Presserat“ sein. Der Presserat ist eine Vereins-Organisation der großen deutschen Verleger- und Journalistenverbände. Er hat einen „Pressekodex“ ausgearbeitet, in dem schon in Ziffer 1 die „Achtung der Menschenwürde“ definiert wird. Darin heißt es: „Die Achtung vor der Wahrheit, die Wahrung der Menschenwürde und die wahrhaftige Unterrichtung der Öffentlichkeit sind oberste Gebote der Presse.“ Ziffer 9 betont den Schutz der Ehre: „Es widerspricht journalistischer Ethik, mit unangemessenen Darstellungen in Wort und Bild Menschen in ihrer Ehre zu verletzen.“
Jeder Bürger in Deutschland kann sich mit einer Beschwerde an den Presserat wenden. Im Jahr 2016 sind 1.851 Beschwerden beim Presserat eingegangen, von denen 728 behandelt wurden. Wenn sich nur 5 Prozent aller Taxifahrer über den Artikel beschweren würden, wären das schon mehr, als im ganzen letzten Jahr überhaupt an Beschwerden eingingen. Und Herr Sand würde merken, dass er mit seinem Beitrag weit über das Ziel hinausgeschossen ist. jh
Foto: Archiv
Hinweis in eigener Sache: Diese Meldung können Sie auch in unserer Taxi Times-App nachlesen. Jetzt kostenlos runterladen.
Ich weiß nicht…. – nicht mal die Berliner juckt das anscheinend.
Das wird gewiss schon so sein, wie der Autor das geschrieben hat – und den Schuh sollten sich die Berliner auch mal anziehen!
Und SELBER Schritte unternehmen ihr eigenes Gewerbe – eben das in Berlin – sauber zu bekommen. Gerne auch in Zusammenarbeit mit den Behörden.
Aber was ist, muss auch benannt werden dürfen.
Journalisten schelten, weil sie den Finger in die Wunde legen oder kritisch (wie auch weitgehend wahrheitsgemäß) reportieren, ist ein dummer Reflex.
Hallo Frau Teuber (oder ist Chrissie die männliche Variante?)
wir schätzen Ihr Engagement im Taxigewerbe und Ihre Beiträge auf Facebook sehr. In diesem Fall hätten wir uns aber gewünscht, dass Sie unseren Beitrag mit mehr Aufmerksamkeit durchgeslenen hätten, bevor Sie ihn als dummen Reflex bezeichnen. Wir haben eindeutig klar gemacht, dass das Fehlverhalten des Kollegen (Fahrtverweigerung) nicht zu entschuldigen ist. Wir haben auch klar benannt, dass Meinungsfreiheit ein wichtiges Gut einer guten Demokratie ist. Aus dem Fehlverhalten von manchen (ganz gleich wie vielen) eine pauschale Beschimpfung zu machen, ist das, was nicht geht. Der Autor schreibt: „Ich kenne sie alle“ Das wären über 20.000 Taxifahrer. Der Autor hat eine ganze Branche beleidigt und mit der Fomulierung „Arschlöcher“ gegen die Ethik-Regeln des Journalismus verstoßen. Man sollte seine Chefs und auch den Presserat als „Aufsichtsorgan“ auf diese Verfehlung hinweisen. Nichts anderes haben wir gemeint! Wir würden uns freuen, wenn Sie den „dummen Reflex“ nach diesen Zeilen vielelicht noch einmal überdenken.
Im Namen meines Teams
Jürgen Hartmann
Es geht wohl um mehr als nur eine Fahrtenverweigerung oder Kritik an einem Politiker.
Es geht um die Zustände im Berliner Taxigewerbe generell (Hamburg wohl ähnlich).
Während Bielefeld und Köln und viele andere Kreise und kreisfreie Gemeinden einen ÖPNV betreiben, wie er auch vorgesehen ist, scheinen sich in den beiden größten deutschen Städten, sicher auch verursacht durch die Zulassungsfreigabe, ein gehöriger Wildwuchs etabliert zu haben, fern jeglicher Kontrolle und Wohle der Bürger dieser Städte.
Wohltuend, wenn Journalisten hier mal – möglichst objektiv – daraus berichten.
Schade um die anständigen Kollegen in unserer Bundeshauptstadt, aber gerade diese sollten weit mehr aktiv werden, um ebenjener Zustände Herr zu werden. Hier ist auch die enge und konsequente Mitarbeit der Behörden gefragt.
Und dann wird es solche Artikel wie in der WELT (ausgerechnet die, naja) auch nicht mehr geben.
Und sich lediglich an einem, zugegeben, harten wie schnoddrigen Wort aufhängen und zu protestieren aber den wichtigen Kontext darüber zu verkennen, wird das Problem in Berlin nicht lösen.
Nicht der Bote ist das Problem.
(Chrissie ist weiblich, zumindest würde ich als Transgenderperson das gerne so sehen).
Ja, das Taxigewerbe hat Verbesserungspotential. Und ja, oft sind Beschwerden nicht unberechtigt.
Nachdem ich als Taxi-Unternehmer aber viel Wert auf die Qualität meiner ca. 130 Mitarbeiter lege und Konsequenzen aus berechtigten Beschwerden ziehe, tut mir ein solcher Artikel wirklich weh.
Wie soll ich die Qualität meiner Mitarbeiter denn verbessern, wenn mir von Verfehlungen nicht berichtet wird? Jeder Beschwerdeführer (bisher 4!) erhält von mir ein ausführliches Dankes-Schreiben, dass er sich die Mühe gemacht hat und mir somit die Möglichkeit zur Verbesserung bietet.
Was aber mache ich nach solch einem Presseaufschlag mit meinen Mitarbeitern? Soll ich sie gesammelt zu einer Betriebsversammlung zitieren, um sie dann anzublicken: Ihr seid alle Arschlöcher!
Und danach? Tritt Wunderheilung ein?
Ich hätte mir gewünscht, dass ein Journalist sich nicht auf dieses Niveau begibt. Egal wem gegenüber. So mancher ist sicher versucht ihm einen Spiegel vor zu halten. Denn er ist im Grunde ja keinen Deut besser als diejenigen, über die er herzieht.
Und noch viel mehr hätte ich mir gewünscht, dass man unterscheiden kann zwischen einer Journalistenschelte, die unangebracht wäre, wenn der Finger in die Wunde gelegt wird und der Journalistenschelte, die angebracht ist, wenn in Fäkalsprache undifferenziert diffamiert wird.
In meinen Augen hat sich der Journalist aber selbst genug disqualifiziert, sodass ich von einer großen Kampagne nichts halte – im Gegenteil. Er wird vermutlich keine große Karriere machen und nicht mehr viele Gelegenheit haben Ähnliches zu produzieren. Warum ihm also diese Aufmerksamkeit gönnen?
Ich werde weiterhin jedem dankbar sein, wenn er mir die Möglichkeit gibt Verbesserung zu erwirken. Mit „alle sind blöd“ kann ich nichts anfangen!
Ich war kurz davor ihrem Aufruf zu folgen.
Ja, da ist er über das Ziel hinausgeschossen, und auch ich fühle mich als „Arschloch“ beleidigt.
Als ich jedoch den vollständigen Artikel gelesen habe, muss ich ihm leider Recht geben.
Solche und schlimmere Geschichten höre ich von meinen Fahrgästen leider jeden Tag in Berlin.
Da werden alte Damen, an Krücken, am Straßenrand stehen gelassen, weil die Fahrt nur einen Kilometer lang ist und sie nicht bereit sind dafür 20,- Euro zu bezahlen.
Oder dem Fahrgast wir das Geld an den Kopf und die Koffer auf die Strasse geworfen, weil das Trinkgeld zu gering ist, oder er gar gewagt hat mit Karte bezahlen zu wollen, weil seinem Barvermögen im Moment 2 Euro zum Fahrpreis fehlen.
Auch Bedrohungen der Fahrgäste sind im Berliner Taxi nicht die Ausnahme.
Ja.
Leider.
Das ist so in Berlin.
Und ich schäme mich dafür.
Wir sollten unsere Energie gegen diese „Kollegen“ einsetzten, als sie beim Presserat zu vergeuden.
Vor allem sollten wir den Leuten klar machen wie sie selber gegen so eine Unverschämtheit ( nennen wir es mal vorsichtig so ) vorgehen können und auch sollten.
Denn nur der jeweils Betroffene kann auch wirksam gegen solches Verhalten vorgehen.
Ich werde, wie auch bisher, durch meine Arbeit diesen Zuständen versuchen entgegen zu wirken.
Und ich freue mich über jeden Fahrgast dem ich das Vertrauen in Berliner Taxifahrer wieder geben kann.
Und das sind so einge-jeden Tag.
Jaja, die Geister, die ich rief . . .
In München ist ein ganz anderer Typ Taxifahrer unterwegs, vor allem bei der kleineren der beiden Zentralen.
Was man sich da mit „denen, die neu hinzugekommen sind“, nach Berlin geholt hat, spottet jeder Beschreibung. Özdemir als Teil der Importmaschinerie bekommt nun genau das am eigenen Leib zu spüren, was er und Gesinnungsgenossen eigentlich uns, den Idioten, „die schon länger hier leben“, zugedacht hatte. Alles typische Begleiterscheinungen eines zerstörten Gemeinwesens wie Berlin!
Hatte am Wochenende ein Erlebnis mit einem Taxifahrer, der mir die Grundstückseinfahrt zugeparkt hatte und sich dann in einem nahegelegenen Restaurant mal eben was zu essen geholt hat. Und das, obwohl der Rest der Straße vöölig frei war. Ein anderer Taxifahrer machte sich währenddessen lustig über mich und meinte, er würde es klasse finde, wie ich mich aufrege.
Solche Arschlöcher brauche ich wirklich nicht. Habe deshalb vorgestern FDP gewählt, weil die im Programm stehen haben, dass sie das Taxigewerbe liberalisieren möchten (Stichwort „Uber“). Dann kann ich mir den Taxifahrer auswählen und die Arschlöcher können sehen, wo sie ihre Fahrgäste herbekommen.
Zusatz zu meinem vorherigen Kommentar: Beide Taxifahrer waren biodeutsche Arschlöcher.
Entweder sie sind Mietwagenunternehmer oder sie brauchen dringend eine Therapie…
Von ihrem Erlebnis, am WE, glaube ich jedenfalls kein Wort.
Bitte ehrlich und sachlich bleiben.
Kann das nur bestätigen. Die meisten sind A*******. Will jetzt nur ein paar Negativ-Erfahrungen aufzählen: Alles erwähnte dabei: „Zu kurzer Weg“ und „Wohin? Links? Rechts?“ Und das bei 3 Navis um das Lenkrad,
Oder deutliche Umwege nehmen und bei Nachfrage heftig angeschnauzt werden.
Homophoben Taxifahrer, die, weil schwule mit im Taxi waren, schweigend ihre Strecke fuhren,
auf Nachfrage ob wir anders fahren könnten – weiteres schweigen, Auf Nachfrage warum man schweigt, noch mehr schweigen. Wir haben echt Angst bekommen und uns dann bei einer roten Ampel „retten“ konnten in dem wir aus dem Taxi geflüchtet sind. Geld bekam er noch. Gruselig war das.
Habe schon länger von Uber gehört, das aber erst bei meinem letzen Urlaub zum ersten mal im Ausland probiert.
Und ich bin begeistert und will nie wieder in ein „normales“ Taxi steigen.
Keine Fragen wohin, Keine Fragen über die Strecke, Ich sehe jederzeit auf meinem Handy die Strecke und Zeit, Und welchen Weg der Uber-Fahrer nimmt. Keine Frage und schlechtes Gefühl über das Geld wegen Umwegen. Alles schon bezahlt.
Und bis auf ein paar „Muffel“ hatte ich ausschließlich zuvorkommende manchmal sogar fast schon schockierend freundliche und entgegenkommende Fahrer/innen. Und immer den Überblick WER mich da transportiert hat. Den Fahrer kann ich auch noch bewerten, und der Fahrer MICH.
Liebes Taxigewerbe: Ihr müsst Euch dringend sanieren.
Euer System und Euer Service ist veraltet und ranzig.
Sehr schade, dass dieser Fahrgast von einer (vieleicht auch 2-3 anderer Fahrten) mit schlechten Erfahrungen nicht erkennen will, dass das noch lange nicht der Standard ist. Noch schlimmer aber ist, dass wir es als Taxigewerbe nicht schaffen, uns gegen diese „Kollegen“ zu wehren.