In Feldkirch, der westlichsten Stadt Österreichs, ist der zum Bahnhof gehörende Taxihalteplatz in die Tiefgarage verlegt worden. Der Mehrheit der Unternehmer gefällt das nicht.
Feldkirch hat zwar nur 35.000 Einwohner, ist aber für das Bundesland Vorarlberg aufgrund wichtiger Institutionen eine Art zweite Landeshauptstadt. Entsprechend wichtig ist der Bahnhof. An dem Knotenpunkt treffen Bahnlinien aus Lindau, Bregenz und Zürich zusammen. Hier werden auch Autos auf Autoreisezüge nach Wien, Villach und Graz verladen.
Da in dem Städtchen am Dreiländereck mit der Schweiz und dem Fürstentum Liechtenstein auch das Aufkommen an Kraftverkehr, öffentlichem Verkehr und Fahrradverkehr seit Jahren stark wächst und am Bahnhof der Fußgängerverkehr besonders stark zunimmt, entschloss die Stadtverwaltung sich vor wenigen Jahren zu einer Umgestaltung des Bahnhofsquartiers. Im Zuge dessen wurde Anfang 2022 der Bahnhofsvorplatz zu einer autofreien Zone umgestaltet. Gleichzeitig wurden in der Tiefgarage „optimale Bedingungen“ geschaffen, unter anderem mit Behinderten-Parkplätzen und der Möglichkeit für alle Autofahrer, 15 Minuten kostenlos zu parken – gut geeignet, um einen Bahnfahrgast abzusetzen oder aufzugabeln.
Seitdem dürfen auch Taxis nicht mehr am Bahnhofsportal vorfahren, sondern nur noch in der Tiefgarage auf Fahrgäste warten. Das hatte die Stadtverwaltung so mit der Wirtschaftskammer Vorarlberg abgestimmt. Gemeinsam war der Bedarf berechnet worden und in der Tiefgarage war eine Fläche für Taxis markiert worden. Das Nachrichtenportal „gs!news“ zitiert Stadtbaumeister Gabor Mödlagl: „Der Grund für die Standplätze in der Tiefgarage war neben der oberirdischen Verkehrssituation auch, dass die Bahnsteige ohne Absatz und Stufen direkt durch den Personentunnel erreichbar sind.“
Von den Taxilenkern zeigte sich ein großer Teil alles andere als begeistert von der Regelung. Sie vermissen Tageslicht und frische Luft. Zudem sei die Beschilderung im Bahnhof unzureichend, so dass Fahrgäste den Halteplatz nicht immer leicht fänden.
Nach rund einem Jahr sind die unterirdischen Flächen für Taxis oft verwaist, da laut „vol.at“ die Mehrheit der Taxibetriebe die Situation als inakzeptabel ansieht und die Stellplätze in der Tiefgarage boykottiert. Nur zwei der neun Taxiunternehmen würden die Möglichkeit, eine Stunde kostenlos in der Tiefgarage zu parken, um auf Kunden zu warten, wahrnehmen, zitiert das Online-Portal den Unternehmer Jürgen Trippolt. Die Mehrheit besteht auf einem oberirdischen Halteplatz.
Um über die Situation zu sprechen, trafen sich letzte Woche Vertreter der Stadt, der zuständigen Fachgruppe der Wirtschaftskammer und des Taxigewerbes. An der Sitzung nahmen nur fünf Unternehmen teil. Als sich abzeichnete, dass die Stadtverwaltung nicht von ihrem Standpunkt abweichen würde, das Parken auf dem Bahnhofsgelände zu verbieten, hätten viele die Sitzung vorzeitig verlassen. Bürgermeister Wolfgang Matt (ÖVP) schrieb in einer Aussendung: „Uns ist bewusst, dass die neue Verkehrsregelung auf dem Bahnhofsplatz eine Umstellung für die Bevölkerung ist, denn es bedeutet, dass jahrzehntelange Gewohnheiten geändert werden müssen. Doch mit dem zunehmenden Individualverkehr und der gestiegenen Bedeutung des öffentlichen Verkehrs waren Anpassungen in diesem stark frequentierten Bereich unausweichlich.“ Der Bahnhofsvorplatz bleibe autofrei. In der Tiefgarage habe man zwischenzeitlich Verbesserungen vorgenommen. Das Problem, dass Taxis in der Tiefgarage von den Fahrgästen nicht gefunden würden, hat die Stadt jetzt dadurch zu beheben versucht, dass die Kontaktdaten der Taxiunternehmen, die den Bahnhof anfahren, am Standplatz ausgehängt worden sind. Die Tiefgarage sei mit WLAN ausgestattet worden. Der Handyempfang für alle gängigen Mobilfunknetze werde jetzt so vorbereitet, dass ein allen Bereichen der Tiefgarage vollständiger Empfang hergestellt werde, auch, um die Erreichbarkeit der Taxiunternehmen sicherzustellen. Die Arbeiten dafür stünden kurz vor der Fertigstellung.
Die Lufthygiene und die Lichtverhältnisse in der Tiefgarage habe man nach den Beschwerden der Taxler überprüft: „Sie sind optimal und auf dem allerneuesten genehmigungsrechtlichen Stand“, so Mödlagl. Auch dürfen die Taxifahrer neuerdings eine Stunde kostenlos auf dem Taxihalteplatz in der Tiefgarage stehen. Bürgermeister Matt ist zuversichtlich, dass es mit der Zeit normal werde, dass Taxis in die Tiefgarage fahren, um Fahrgäste aufzunehmen und abzusetzen. ar
Beitragsfoto: Innenansicht des Bahnhofs von 2007. Wikipedia (Popmuseum)