Die Deutsche Telekom hat ihr Engagement beim Hamburger „Projekt Zukunftstaxi“ konkretisiert. Thomas Sell, einer der Hauptakteure bei der Realisierung des Projekts, hob bei einem Webinar des BVTM nochmals den Leuchtturmcharakter hervor, den das Projekt für die Zukunftsfähigkeit eines Taxigewerbes ausstrahlt.
Der Telekom-Mitarbeiter und E-Mobilitätsexperte Thomas Sell lobte das Gemeinschaftsprojekt und sprach davon, Signale („Leuchttürme“) zu setzen. Das Taxigewerbe, mit dem er seit über 15 Jahren eng zusammenarbeitet, habe immer wieder Innovationen vorgelebt. Das Projekt Zukunftstaxi sei ein Beispiel dafür, was gelingen kann, wenn das Taxigewerbe, Industriepartner und Behörden Hand in Hand arbeiten, statt sich gegenseitig Verantwortung zuzuschieben. Sell wünscht sich – auch im Hinblick auf das novellierte Personenbeförderungsgesetz und die neuen Kompetenzen der Kommunen – in jeder öffentlichen Verwaltung so kompetente Menschen wie den Hamburger Amtsleiter Dirk Ritter. Ersatzweise müsse man Druck ausüben.
Ein wichtiger Punkt für das Gelingen des Projekts sei die Finanzierbarkeit eines emissionsfreien Taxis für Kleinunternehmer ohne finanzstarke Konzerne im Hintergrund. Dies habe man in ein sogenanntes Konstruktpapier eingebracht, das mit den Koalitionsparteien und den Grünen sowie mit dem Taxigewerbe und Industriepartnern entwickelt wurde. Nur mit einer solchen partnerschaftlichen Vorgehensweise bei klarer Zielsetzung bekomme man solche Projekte umgesetzt. Was in der Keimzelle Hamburg funktioniere, wünscht Sell sich für „bundesweit alle Städte“.
Sells Ansicht nach wird die Innovationskraft des Taxigewerbes zu wenig genutzt und zu wenig nach außen hin gezeigt. Angebote wie WLAN und digitale Angebote, die derzeit im Linienverkehr entstehen, könne das Taxi als individuelles Verkehrsmittel – unterstützt durch die Telekom – noch überbieten und stärker auf den einzelnen Kunden zuschneiden, etwa durch eine Hotspot-Suite, die Kunden wiedererkennt, für ihn digitale Interaktionen vorhält und ihm weitere Dienstleistungen anbietet, etwa – nur ein Beispiel – im Bedarfsfall einen Schlüsseldienst zu beauftragen.
Je mehr die Industrie an einem Strang zieht und Ideen für das Taxigewerbe entwickelt, umso bedeutender sei die Rolle des Taxis bei der Mobilität der Zukunft. Wenn der Kunde im Taxi Dinge erledigen kann, während er gefahren wird, sei es ein attraktives Verkehrsmittel im Vergleich zum eigenen Auto, in dem die volle Aufmerksamkeit für das Fahren verbraucht wird.
Bei der E-Mobilität, die gerade in den Innenstädten eine große Rolle spielen werde, seien die Reichweite und die Lademöglichkeiten entscheidende Eckpunkte, zudem seien versicherungstechnische Aspekte bedeutend – Themen, die rechtzeitig auf Anbieterseite geklärt werden sollten. Beim Aufbau der Ladeinfrastruktur sei die Telekom derzeit sehr aktiv, unter anderem mit Ladesäulen am Flughafen Hamburg-Fuhlsbüttel, die exklusiv dem Taxigewerbe zur Verfügung stehen – und der unfreiwilligen Ablehnung längerer Fahrten vorbeugen helfen, wie Sell als eines seiner zahlreichen, anschaulichen Beispiele anmerkt.
Das Problem der blockierten Ladeplätze hat die Telekom mit Sensortechnik in Angriff genommen. So können Sensoren im Boden feststellen, ob ein Fahrzeug auf einem Stellplatz zum Laden steht, und wenn ja, ob es sich um ein berechtigtes Taxi handelt, sofern dies ebenfalls mit einem entsprechenden Sensor ausgestattet ist.
Was die internationale Zusammenarbeit betrifft, erwähnte Sell, dass Deutschland diesen Oktober Gastgeber für den ITS-Weltkongress ist, den Sell auch als „Weltausstellung“ bezeichnet, bei der es um weltweite „intelligente Transportsysteme“ geht (die in der deutschen Sprache auch unter dem Begriff Verkehrstelematik zusammengefasst werden, also Verkehr, der durch vielfältigen Datenaustausch, auch durch Kommunikation der Fahrzeuge untereinander, effektiver abläuft). Erwartet werden zum Kongress in Hamburg rund 10.000 Besucher. Mit dem Projekt Zukunftstaxi sieht Sell seinen Konzern sowie das Taxigewerbe sehr gut als Aushängeschild aufgestellt.
Als Innovationen, bei denen das Taxigewerbe eine Vorreiterrolle spielen kann, hebt Sell E-Mobilität, autonomes Fahren, die eigene Nutzung von Mobilitätsdaten (anstelle von deren Verkauf) und Verkehrsmanagement hervor (jährliches Einsparpotential: 25.000 Tonnen CO2 alleine in Hamburg bzw. über 750.000 Tonnen bundesweit). Es sei sinnvoll, für die Zukunft in das Taxigewerbe als bestehendes Gewerbe zu investieren als in neue Flotten – eine Haltung, von der alle Kollegen, die mit tausenden Uber-, Free-Now- und Berlkönig-Fahrzeugen konfrontiert sind, nur träumen können. ar
Beitragsbild: Kollage aus Screenshots von der Taxi Driving Innovation (BVTM)