Egal, wo sich das Taxigewerbe derzeit trifft: Das Thema TSE steht überall auf der Tagesordnung. So auch auf dem Westfälischen Taxitag 2024 Ende April. Der Experte Randolf Stephany brachte das Publikum dazu auf den neuesten Stand und der Softwareanbieter MPC stellte seine aktuellen TSE-Lösungen vor.
Tief im Westen der Republik setzt sich der Randolf Stephany, Taxiunternehmer, Umrüster und Vorsitzender des Beirats Technik im Taxi- und Mietwagenverband (TMV), von Beginn an mit der TSE-Problematik auseinander und darf als einer der ganz wenigen Fachleute auf diesem Gebiet gesehen werden. Daher wurde sein Vortrag auf dem Westfälischen Taxi- und Mietwagentag des VSPV in Holzwickede bei Dortmund von vielen Besuchern auch mit besonderer Spannung erwartet.
Stephany brachte das Publikum dann auch sehr umfassend auf den aktuellen Stand der technischen Lösungen und empfahl den Unternehmern die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema. Den Punkt der letztendlichen Entscheidung, also den Point of no return, sieht er für viele jedoch noch nicht ganz gekommen, da ihm immer noch einige relevante Statements wichtiger Protagonisten dieses Geschäftsfeldes fehlen.
Seit circa zehn Jahren sei der Branche nun bekannt, dass die Finanzbehörden differenzierte Einzelaufzeichnungen aller Geschäftsvorfälle einfordern, bestenfalls digital. Die zu Jahresbeginn 2024 für das Gewerbe umgesetzte Kassensicherungspflicht durch eine technische Sicherheitseinrichtung, TSE genannt, die über die bekannte Nichtbeanstandungsreglung spätestens ab Januar 2026 greift, sei eigentlich also nur die technische Umsetzung der schon länger bestehenden Pflichten.
Die aktuelle Kassensicherungsverordnung zwinge nun auch die allerletzten Mohikaner zur Digitalisierung, und wer immer noch bei der Datenbankpflege schlampe, der dürfe sich bei anstehenden Prüfungen nicht beschweren, wenn seine Buchhaltung in der Folge verworfen werde. Die guten alten Zeiten der Schichtzettel seien also schon seit dem Anwendererlass zur Einzeldatenaufzeichnung aus dem Jahr 2017 Geschichte, die Regelung bekäme aber erst jetzt wirklich Biss.
Beginnend mit den Geräten vom Marktführer Hale stellte Stephany dann systematisch für viele der im deutschen Taxialltag verwandten Systemkombinationen aus Taxameter und Datenfunklösungen mögliche TSE-Update-Optionen vor – so es denn welche gibt. Nutzer der Hale-SEI 01 oder TIM-Karten müssen diese Technik ersetzen, da sie nicht updatefähig ist. Nutzer der SEI 03 benötigten dagegen nur ein Firmware-Update.
Wer mit POS-Systemen von SuE oder PayCo arbeitet, benötigt laut Stephany minimal eine Bluetooth-Verbindung zum Taxameter und kann seine Daten dann mit einer TSE direkt im Fahrzeug oder alternativ einer Cloud-Lösung beispielweise von Fiskaly signieren und sichern.
Wer einen Hale-Taxameter Typ MCT-06 in Kombination mit einem FMS-System nützt, benötigt ein Softwareupdate und zusätzlich spezielle Software im HUB, um seine Daten dann im FMS-Portal speichern zu können. Dies sei auch bei einigen anderen Taxametern noch machbar, es gäbe aber auch Altsysteme, die ausgemustert werden müssten.
Die Lösungen von Nutzern der Angebote von gefos oder Seibt & Straub seien noch nicht wirklich bekannt, berichtete Stephany. Hier wird jetzt mit Spannung die angekündigte FMS-Roadshow der neuen Vermittlungspartner FMS/gefos/Seibt & Straub erwartet, die Ende dieses Monats durch die Republik tourt (Taxi Times berichtete).
Kunden von MPC oder auch Taxi.de müssten bei der Nutzung der Hale-Taxameter Typ SPT-03 oder MCT-06 in jedem Fall eine SEI 03 integrieren, da zukünftig ebendort die TSE verbaut sei. In der MCT-07 befindet sich die TSE direkt im Gerät, eine SEI-03 ist daher überflüssig. Die Datensicherung / Speicherung muss nicht zwingend im Hale-Datencenter erfolgen. „Wir waren schon bisher offen für andere Softwarehäuser/Datendienstleister – und sind das selbstverständlich auch jetzt in Zeiten der TSE“, sagt dazu ein Hale-Sprecher (auch hierüber hat Taxi Times bereits berichtet).
MPC bietet seinen Kunden zum einen die geschilderten Lösungen mit den aktuellen Hale-Taxametern, kann aber alternativ auch von seiner intensiven Beziehung mit Digitax profitieren. Diese Symbiose stellte MPC Vertriebsleiter Holger Kampmann im Anschluss an Stephanys Vortrag noch einmal gesondert vor. Das aktuelle Datendisplay X-One Plus des Taxameterherstellers Digitax lässt eine gleichzeitige Nutzung des Gerätes als Taxameter und als Kommunikationsplattform für die MPC-Taris Driver-App zu (Taxi Times berichtete). Durch die direkt im Gerät verbaute TSE-Signiereinheit lassen sich die neuen Datensicherungspflichten nach Kampmanns Angaben besonders effizient und somit auch kostengünstig realisieren und Fahren ohne aktiven Taxameter von Anfang an in die TSE-Datensätze integrieren.
Die Hersteller Semitron oder Taxitronic hätten ihre TSE-Lösungen gegenüber Randolf Stephany bisher noch nicht publiziert und auch für Taxi.de-Kunden bleibt es noch spannend, besonders auch deswegen, da Talex/Taxi.de und Hale ja im Herbst letzten Jahres noch eine besonders intensive Kooperation verkündet hatten. Beim Workshop von Taxi to Go / Taxi Times im Januar 24 hatte Taxi.de-Entwickler Alexander Brandenstein zudem für 2025 eine eigene Lösung in Aussicht gestellt.
Beim Thema der systemintegrierten Drucker ist leider Fakt, dass diese sich zwar sowohl im Hale- als auch Digitax-System durchaus vielfältig nutzen ließen, sie aber durch die gleichzeitige Belegerzeugungspflicht den Nachteil eines erhöhten Betriebs- und Unterhaltsaufwandes mitbringen. Wer einen Drucker hat, muss immer drucken und nicht nur auf Kundenwunsch! Wer auf einen solchen Drucker verzichtet, muss auch nicht drucken. Das klingt wunderlich, aber ob sich die Finanzbehörden hier noch zu Ausnahmeregelungen überreden lassen, erscheint mehr als unwahrscheinlich.
Wie sollen sich Taxiunternehmer nun entscheiden? Für Stephany ist vor allem relevant, wie hoch der ortsübliche Anteil an reinen Taxameterfahrten ist. Wer anschließend nur zehn Prozent der Fahrten nachbearbeiten müsse, sei mit fast allen der geschilderten Lösungen mehr oder weniger gleich gut bedient, so dass hier das Preis/Leistungs-Verhältnis entscheidet. Wer dagegen erheblich höhere Nachbearbeitungsquoten erwartet, müsse sich doch noch etwas intensiver mit den verschiedenen Alternativen auseinandersetzen, um auch zukünftig noch irgendwann einmal seinen Feierabend genießen zu dürfen. rw
Hinweis der Redaktion: Eine Auswahl der bei Taxi Times bisher veröffentlichten Beiträge zum Thema TSE-Pflicht finden Sie hier.
Beitragsfoto „Noch Fragen“: Remmer Witte
Das Dilemma ist doch für diejenigen groß, die derzeit Kienzle-Taxameter einsetzen und/oder Neuwagen im Zulauf haben. Am eingebauten Taxameter hängt letztlich die Software-Lösung, welche man überhaupt wählen kann. Wählt man falsch, wird’s teuer.
Zudem muß man seiner Einzelaufzeichungspflicht im Fahrzeug nachkommen, da trennt sich dann die Spreu vom Weizen bzw. es sieht dann derzeit eher dunkel aus.
Nachbearbeiten ist rechtlich dem Grunde nach nur im Korrektufall zulässig, spätestens mit der Tagesabschluß im Büro werden Änderungen danach kritisch. Bei INSIKA wird dasoffensichtlich eher großzügig gesehen, das muss nicht so bleiben und gilt nicht für jede OFD gleichermaßen.
Die Lage, sofern man nicht den Mut zur Lücke hat oder einem alles egal ist, ist frustrierend.
Sollte der letzte Absatz unter Pkt. 1.2.3 der DSFinV-Tw eng ausgelegt werden, werden die Probleme noch größer.
INSIKA und TSE unterscheiden sich lediglich durch die verbesserte Verschlüsselung. Insofern ist dein Vorhalt nicht richtig.