Nach New York nun auch San Francisco: Dank der Kooperation mit einer Technologiefirma sollen ab August kalifornische Taxis auch über die Uber-App bestellt werden können.
Nach New York City wird die Uber-App in San Francisco auch Taxis anbieten. In beiden Fällen ist es nicht das Taxigewerbe selbst, das Uber diese Öffnung ermöglicht, jedoch sind es die jene Technologiefirmen, deren Software bei den Taxis zum Einsatz kommt – CMT und Curb in New York City, Flywheel und Yellow in San Francisco. Deren Chefs sind der festen Überzeugung, dass Taxifahrer von dem Deal profitieren werden. Uber gelangt so durch die Hintertüre in das Taxigewerbe.
In den nächsten Monaten können New Yorker auf ihren Uber-App – dank CMT und Curb – auch die lokalen gelben Taxis buchen. In San Francisco ermöglichen ab den 5. August in einem Pilotprojekt Flywheel Taxi, eine typische Taxi-App, und Yellow Cab mit YoTaxi die Zusammenarbeit. Damit würde Uber, dessen Ride-Hailing-Service die Taxibranche auf den Kopf gestellt hat, dann mit allen Taxis in seinem Heimatgebiet San Francisco zusammenarbeiten. Dieser Deal, der Anfang dieser Woche mit Yellow Cab SF und Flywheel Technologies unterzeichnet wurde, bedeutet, dass Fahrgäste der Bay Area, die eine Uber-Fahrt bestellen, möglicherweise von einem der 1.075 Taxis der Stadt abgeholt werden.
Am Dienstag hatte auch der Vorstand der Regulator San Francisco Municipal Transportation Agency (SFMTA) dafür gestimmt, den Taxis die Annahme von Pauschalpreisen im Voraus zu erlauben – die sich von den Tarifen mit Taxameter unterscheiden könnten. Damit ebnete die Aufsichtsbehörde den Weg für den Deal, dessen Bewertung die Taxibranche offenbar spaltet: Etwas mehr als ein Dutzend Taxifahrer sprachen sich während des SFMTA-Treffens gegen eine Partnerschaft mit Uber aus, während etwa vier Fahrer und vier Eigentümer von Taxiunternehmen die Idee unterstützten und sagten, dass dies notwendige neue Geschäfte generieren würde.
Für Taxifahrer, die jetzt darum kämpfen, sich von der Pandemie zu erholen, bringt es zusätzliche Kunden – wenn auch manchmal zu niedrigeren Preisen, da Uber-Tarife oft billiger sind als die von Taxis, obwohl sie während Zeiten hoher Nachfrage (‘Surge-pricing’) viel teurer sind. Für Fahrgäste erhöht es das Angebot an Fahrzeugen, doch auch sie werden unter den Surge-Pricing-Phasen leiden.
Als weitaus größerer Gewinner dürfte Uber aus diesem Deal hervorgehen. Der App-Vermittler erhält durch die Partnerschaft in San Francisco auf einen Schlag hunderte von zusätzlichen Fahrern – zu einer Zeit, in der die eigenen Fahrer nur langsam aus den Pandemiepausen zurückkehren.
Entsprechend vollmundig verkündet denn auch Dennis Cinelli, Uber Vice President of Mobility für die USA und Kanada: “Taxifahrer in San Francisco werden mehr Zugang zur Nachfrage haben und in den Städten werden weniger Leermeilen gefahren, was ein Gewinn für Fahrer, Fahrgäste und die Städte ist, die wir bedienen“.
Mark Gruberg, ein langjähriger Fahrer bei Green Cab und Vorstandsmitglied der San Francisco Taxi Alliance, sagte, er sei besorgt, dass eine Flut von höher bezahlten Anfragen zu Stoßzeiten dazu führen würde, dass regelmäßige Fahrgäste, insbesondere mobilitätseingeschränkte Paratransit-Benutzer (Krankenfahrten), “in der Kälte stehen gelassen werden.“ Kate Toran, SFMTA-Direktorin, sagte, dass etwa 60 Prozent der 100 Spezialfahrzeuge für Rollstuhlfahrer derzeit nicht in Betrieb sind. “Wir haben viel Platz zum Wachsen und wir würden uns freuen, zu wachsen“, sagte sie.
Taxifahrten mit Uber werden genauso viel kosten wie Fahrten mit UberX, die auf Basis des Basistarifs plus Fahrtzeit und Entfernung berechnet werden. Taxifahrer, die im Voraus wissen, welche Fahrten von Uber sie bekommen und was ihnen dafür bezahlt wird, können Uber-Fahrten ohne Konsequenzen annehmen oder ablehnen, sagte Uber. Der Verdienst eines Taxifahrers für eine Uber-Fahrt kann gleich hoch oder höher oder niedriger sein als bei einem Fahrpreis mit Taxameter.
Dem widerspricht allerdings eine Auswertung, von der Kate Toran bei dem Treffen am Dienstag berichtete: Demnach machten die Tarife von Uber und Lyft im jahr 2020 laut einer Analyse der Berichte der Unternehmen an ihre staatliche Regulierungsbehörde nur etwa 80 bis 85 Prozent der Taxameter-Tarife aus.
Die Taxibranche von San Francisco hatte vor dem Aufkommen von Uber und Lyft etwa 1.800 Taxis. Diese Zahl ist jetzt auf etwa 1.000 gesunken – aber seit der Pandemie sind nur etwas mehr als die Hälfte auf den Straßen, sagten Taxiunternehmen. Flywheel hat 425 Taxis, Yellow Cab 437 und Technologiefirma CMT, die auch in New York aktiv ist, hat 201. Die Flywheel-App wird von über 30.000 Taxis in 53 Städten in den USA und Kanada genutzt. wf
Beitragsfoto: Die Flywheel-App wird von über 30.000 Taxis in 53 Städten in den USA und Kanada genutzt.