Haben Sie mal eine Stunde und 50 Minuten Zeit? Dann empfehlen wir Ihnen, sich ein YouTube-Video anzusehen und einen Podcast anzuhören. Beide fassen die Uber-Files-Enthüllungen kompakt zusammen und stellen kritische Fragen nach den Folgen.
Blogger und You-Tuber muss man generell mit Vorsicht genießen, denn allzu oft verschwimmen bei deren Veröffentlichungen Dichtung und Fakten, Wahrheiten und Verschwörungstheorien. Bei der YouTube-Story „UBER Exposed – Die düstere Wahrheit” von Alexander Prinz ist das anders. Prinz, der sich als Dunkler Parabelritter bezeichnet und seinen fast gleichnamigen Kanal 2x wöchentlich mit Nachrichten aus Gesellschaft und Kultur füttert, hat sich des Themas der Uber-Files angenommen und fasst faktentreu die Verfehlungen des Plattformgiganten zusammen.
Das Besondere: Prinz geht dabei nicht nur auf die Files aus deutscher Sicht ein, sondern gibt auch einen umfassenden Überblick über die internationalen Verfehlungen. Zudem deckt er weitere Skandale des Unternehmens jenseits der Files auf, indem er unter anderem noch einmal die betriebsinternen sexuellen Belästigungen in Erinnerung ruft oder den missbräuchlichen Einsatz der Überwachungssoftware Good-View.
In atemberaubender Geschwindigkeit reiht der dunkle Parabelritter einen Fakt an den anderen und benötigt doch mehr als 40 Minuten, um alles aufzuzählen, was bei Uber seit Jahren schiefläuft. Das allein ist schon ein Beleg dafür, wie komplex der Uber-Sumpf ist. Die Tatsache, dass ein junges Unternehmen allein aufgrund seiner Finanzkraft so schnell und einfach Zugang zu höchsten politischen Kreise bekommen hat, macht nicht nur Prinz fassungslos.
Nicht weniger spannend ist der Beitrag „Die UBER-Files – welche Schwächen offenbaren die Enthüllungen und welche Konsequenzen müssen wir ziehen?” aus dem Podcast „She drives mobility“ von Katja Diehl. Die Sendung dauert etwas mehr als eine Stunde und lässt vier Experten zu Wort kommen: Die NDR-Journalistin Catharina Felke gehört zum Rechercheteam der Uber-Files. Sie blickt hinter die Kulissen der Netzwerk-Arbeit mit anderen internationalen Journalisten zu diesem Thema und findet es besonders bemerkenswert, dass der Uber-Lobbyismus nicht nur auf politischer, sondern auch auf wissenschaftlicher und auf medialer Ebene betrieben wurde.
Für Michael Oppermann, Geschäftsführer beim Bundesverband Taxi und Mietwagen, waren viele jetzt aufgedeckten Fakten nicht neu, hatte man all das doch schon „von der Straße aus Taxifahrerkreisen“ vernommen. Die Tatsache, dass es jetzt durch renommierte Medien faktentreu manifestiert wurde, gebe der Sache nochmal ein anderes Gewicht. Oppermann bedauert allerdings, dass bei der jetzigen Berichterstattung der Fokus zu sehr auf den Täter und weniger auf das Opfer gelenkt wird. Die Taxibranche habe unter dem schmutzigen Lobbying massiv gelitten und leide noch heute darunter, denn nach wie vor nutze Uber die Schwächen des Rechtsstaats gnadenlos aus.
Dr. Jan Schilling, Geschäftsführer ÖPNV beim Verband Deutscher Verkehrsunternehmen, wollte Lobbyismus per se nicht verurteilen. Eine Interessenvertretung von Fachverbänden sei Kernbestandteil einer demokratischen Debatte. Sie müsse aber transparent und nach gewissen Regeln erfolgen. Schilling kritisierte die Untätigkeit der deutschen Behörden und beklagte zudem, dass bei der damaligen Diskussion die sozial- und gesellschaftspolitische Sicht oftmals außer Acht gelassen wurde. Taxi wie auch Linienverkehr sind ein wichtiger Teil der Daseinsvorsorge einer mobilen Gesellschaft.
Stefan Gelbhaar, verkehrspolitischer Sprecher der Bündnisgrünen im Bundestag, erinnert sich zurück, dass auch er in den Anfangsjahren Uber-Vertreter zu Gast hatte. Damals war Gelbhaar noch Mitglied des Berliner Senats und in der Oppositionsrolle. Dass er trotzdem kontaktiert wurde (allerdings nur einmal, weil er eine klare rechtstreue Position vertreten hatte), zeige, wie breit Uber mit seiner Lobbyarbeit aufgestellt war.
Die 124.000 internen Dokumente, aus denen die letzte Woche veröffentlichten Uber-Files beziehen, stammen alle aus den Jahren 2013 bis 2017. Gelbhaar wie auch Opppermann und Schilling würden es sehr begrüßen, wenn nun auch die Jahre ab 2017 bis heute in den Fokus journalistischer Recherchen rücken würden. jh
„UBER Exposed – Die düstere Wahrheit” von Alexander Prinz, 47 Minuten mit einzelnen Werbeblocks, nachzuhören unter diesem Link.
„Die UBER-Files – welche Schwächen offenbaren die Enthüllungen und welche Konsequenzen müssen wir ziehen?”; Podcast von Katja Diehl, 1 Stunde, 8 Minuten, nachzuhören unter diesem Link.
Beitrags-Symbolfoto: Pixabay
Der entscheidende Unterschied zwischen denen, die jetzt neuerdings in dieser „Angelegenheit“ wieder auf ihre „Dichtungshoheit“ pochen und uns „von der Straße aus Taxifahrerkreisen“ besteht vor allem darin, daß es genau eines umfassenden Blickes in die internationalen Presseverlautbarungen bzw. auch eigener Recherchen bedurfte, um genau vor einer anstehenden Gesetzesverstümmelung in unserem Lebensumfeld die sich für zuständig erklärenden Organisationen mit umfassenden Informationen rechtzeitig zu versorgen. Das haben wir umfassend geleistet. Ohne dafür Geld zu verlangen, weil es uns um den Erhalt des Gemeingutes vor Privatbesitz ging und damit uns selbst. Im Ergebnis haben diese Organisationen absolut nichts zur Aufrechterhaltung der bewährten Systematik bewirkt, einen Erhalt des Status Quo nicht im Entferntesten erreichen können und beschäftigen sich seit ihrer Niederlage mit zusehends unrealistischen Utopien. Eine nachträgliche Nabelschau der Akteure, die jetzt nachträglich auf den Plan treten, beeindruckt uns nicht.
Kleines Addendum: (Link verweist auf die britische website „Brave New Europe“ via Google Translator) – https://braveneweurope-com.translate.goog/mathew-d-rose-uber-files-another-victory-for-eu-corruption?_x_tr_sl=auto&_x_tr_tl=de&_x_tr_hl=de&_x_tr_pto=wapp