Der US-Konzern wirbt gerne mit angeblicher Nachhaltigkeit. Neue Daten zeigen, dass er sein Elektrifizierungsziel in europäischen Städten klar verfehlt. Gerade in Berlin ist man von dem Ziel weit entfernt.
Die Brüsseler Consultants Transport & Environment (T&E) haben durch die Auswertung neuer Daten festgestellt, dass Uber weit hinter seinem Versprechen zurückliegt, sieben europäische Hauptstädte zu „elektrifizieren”. Kürzlich hat Uber in den USA angekündigt, die dortigen Fahrer könnten aus dem riesigen Tesla-Kontingent des Pkw-Verleihs Hertz unter günstige Konditionen Autos mieten. Allerdings kündigt Uber immer wieder ähnliche Initiativen an (etwa mit Nissan, Hyundai und Kia), um die ‘selbstständigen’ Fahrer zu einem Umstieg auf Elektroautos zu bewegen. Doch die durchwachsenen Fortschritte des Ride-Hailing-Unternehmens bei der Elektrifizierung zeigen, dass Zusagen von Unternehmen wie Uber kein Ersatz für staatliche Maßnahmen sind.
Uber liegt weit hinter seinem Versprechen zurück, die Hälfte seiner Fahrten in sieben europäischen Hauptstädten zu elektrifizieren, wie neue Daten zeigen. Laut einer Analyse des Consultingbüros T&E werden weniger als fünf Prozent der auf der Plattform gefahrenen Kilometer mit vollelektrischen Fahrzeugen zurückgelegt.
In Städten, in denen Unternehmen eine Elektrifizierung verlangen, erfolgt die Umstellung auf umweltschädliche Fahrzeuge ungleich schneller als in Städten mit wenigen oder ohne Anforderungen. T&E sagte, auch die Führungskräfte, die sich auf der COP26 in Glasgow treffen, müssten erkennen, dass die Zusagen der Unternehmen nicht ausreichen. Wenn die Politik keine ehrgeizigen Ziele setzt, würden Verkehrsunternehmen viel zu langsam emissionsfrei.
Lissabon, London und Amsterdam haben mit sechs bis neun Prozent die höchsten Anteile von Elektrofahrten auf der Uber-Plattform. Paris, Madrid, Berlin und Brüssel dagegen hinken hinterher und bieten fast keine Elektroautos an, wie Daten von Uber zeigen. Uber habe sich nur dort bewegt, wo es unumgänglich war: Die portugiesischen, britischen und niederländischen Hauptstädte verlangen, dass der Betrieb bis 2025 auf Strom umgestellt wird. Wo noch kein regulatorischer Schub existiert – in Brüssel oder Berlin – hat Uber wenig getan, um voranzukommen. In den ersten sechs Monaten von 2020 war der elektrische Kilometeranteil in Berlin sogar rückläufig.
Saul Lopez, Programmmanager für Elektroflotten bei T&E, sagte: „Über ein Jahr nach seinem großen Elektroversprechen sieht die Entwicklung von Uber düster aus. Dies sollte den Führungskräften, die sich in Glasgow treffen, eine Lehre sein. Unternehmenszusagen sind kein Ersatz für staatliche Maßnahmen auf allen Ebenen zum Schutz der Gesundheit der Bürger und des Klimas.“
Im vergangenen Jahr kündigte Uber im Anschluss an die “#TrueCostOfUber”-Kampagne von T&E und anderen Gruppen an, dass 50 Prozent der Fahrten in den sieben Städten bis 2025 emissionsfrei sein würden. Die durchschnittlichen Emissionen seiner Fahrten sind in 18 Monaten aber nur um 6 auf 97,2 g CO2/km gesunken, wie die Daten zeigen.
Damit hat Uber jetzt noch etwas mehr als drei Jahre Zeit, um die Quote von 50 Prozent elektrischen Fahrten zu erreichen. Das Ziel ist jedoch ein aggregierter Prozentsatz über die sieben Städte hinweg, was bedeutet, dass Brüssel und Berlin bei Null bleiben können, wenn London und Amsterdam beide 100 % erreichen. Um sicherzustellen, dass Uber überall grüner wird, sollten die Stadtbehörden verlangen, dass ab 2025 alle Flotten mit hoher Kilometerleistung, die in städtischen Gebieten verkehren, aus emissionsfreien Fahrzeugen bestehen. Stadt- und Landesregierungen müssen auch die Ladeinfrastruktur verbessern, um sicherzustellen, dass langsame und erschwingliche Ladepunkte verfügbar sind in der Nähe von Fahrerhäusern, in Kombination mit Schnellladestationen in der Stadt.
Lopez führte weiter aus: „Nicht nur Uber sollte mehr tun, sondern auch die Staats- und Landesregierungen. In Amsterdam und London macht Uber seinen Fuhrpark schneller grün, weil die Behörden Elektrifizierungsmandate und effektive Ultra-Low-Emission-Zonen eingerichtet haben. Klare Ziele für emissionsfreie Flotten geben Taxiunternehmer, Ride-Hailingfirmen und E-Ladeanbietern die nötige Investitionssicherheit.“
Uber stellte sein Ziel für 2025 nach Kritik an seiner Umweltverträglichkeit zusammen mit Konkurrenten wie Bolt und Lyft vor. Uber strebt bis 2040 weltweit rein elektrische Flotten an.
Eine Taxi- bzw. Uber-Fahrt verbraucht im Allgemeinen mehr Energie als die entsprechende Fahrt im Lineinverkehr, obwohl Uber und andere Ride-Hailing-Firmen argumentieren, sie würden durch ein effizienteres Transportsystem zur Senkung der Emissionen beitragen. Das gelte auch für Taxis. Dass das bei Uber nicht der Fall ist, wurde schon einige Male in wissenschaftlichen Studien bewiesen. Gerade das ziellose Umherfahren (‘deadheading’) der Mietwagenfahrer verursacht mehr Kraftstoffverbrauch.
Anabel Diaz, englische Generalmanagerin von Uber, unterstützte in der britischen Zeitung The Guardian die Forderung nach staatlichen Maßnahmen zur Förderung der Nutzung von Elektrofahrzeugen und fügte hinzu: „Diese ersten Schritte in Richtung unserer ehrgeizigen Elektrifizierungsverpflichtungen waren angesichts der Pandemie immer die schwierigsten, aber Uber-Fahrer in Europa steigen weit vor dem durchschnittlichen europäischen Verbraucher auf Elektrofahrzeuge um.“ wf
Beitragsfoto: Transport & Environment Consultants, Brüssel