Das Unternehmen, das unter anderem Personen und Mahlzeiten transportiert, konnte dank der starken Nachfrage nach Beförderungsleistungen erstmals in seinem Bestehen einen operativen Gewinn ausweisen.
Zahlreiche Wirtschaftszeitungen weltweit machten Anfang August mit Schlagzeilen wie dieser auf: „Endlich ein Betriebsgewinn für Uber”. Trotzdem glänzte die Uber-Aktie nicht gerade: nach der Ankündigung geriet sie ins Minus. „Händler hatten mit einem Umsatz von 9,3 Milliarden Dollar gerechnet und am Ende waren es 9,2 Milliarden,“ sagte eine Experte. Er fügte hinzu, „dass Gewinn ein äußerst manipulierbarer Faktor ist”. Auf der eher verlässlichen Grundlage des freien Cashflow geht es dem Unternehmen aus San Francisco wesentlich besser.
Das Unternehmen stoppte außerdem teure Investitionen in eigene autonom fahrende Autos. Maßgeblich für die Bilanz ist auch der Status der Fahrer – meist (Schein-)Selbständige. Uber erreicht mit seinen Dumpingpreisen eine hohe Anzahl an bestellungen und verdient kräftig an der Provision, die im Schnitt bei 25% pro Fahrterlös liegt. Da durch dieses Geschäftsmodell allerdings der (Schein-)Selbständige wirtschaftlich nicht arbeiten kann, werden Mietwagenbetriebe in die organsierte Schwarzarbeit getrieben.
Uber erzielte im letzten Quartal einen Betriebsgewinn von 326 Millionen US-Dollar (297 Millionen Euro), verglichen mit einem Betriebsverlust von 700 Millionen Dollar (638 Millionen Euro) im gleichen Quartal 2022, wie das Unternehmen am Dienstag bekanntgab. Laut einer Zählung der britischen Wirtschaftszeitung Financial Times hat Uber – gegründet 2009 – in den letzten neun Jahren einen Betriebsverlust von 31,5 Milliarden Dollar erlitten.
Das erfolgreiche Quartal von Uber, das einen Quartalsnettogewinn von 394 Millionen Dollar (359 Millionen Euro) verbuchte und einen freien Cashflow von 1,1 Milliarden Dollar (1 Milliarde Euro) generierte, markiert die Wende, die dem Unternehmen unter Geschäftsführer Dara Khosrowshahi gelang. Der 54-jährige Ex-CEO von Expedia kam 2017 zu Uber und trat die Nachfolge des umstrittenen Mitbegründers Travis Kalanick als CEO an.
Unter Kalanick sah sich Uber mit großen rechtlichen Problemen konfrontiert, beispielsweise weil der Taxidienst in vielen Städten, in denen er tätig war, die örtlichen Vorschriften zu Taxilizenzen ignorierte und seine Fahrer nicht gut behandelte. Kalanick trat schließlich zurück, nachdem es in der Firmenzentrale Beschwerden über Sexismus und Diskriminierung gegeben hatte. Unter Khosrowshahi gelangte Uber in ruhigere Gewässer.
Das Unternehmen konzentrierte sich jahrelang stark auf seine Dienstleistungen. Kosten konnten durch die große Menge an Wachstumsgeldern, die die Gruppe erhielt, gedeckt werden. Auch hat Uber viel Geld durch Versuche verloren, selbstfahrende Uber-Autos auf die Straße zu bringen. Sie sollen die Fahrer ersetzen, die der Konzern in vielen Ländern nun oft als Scheinselbständige bezahlt, so dass die Gewinne kräftig steigen können. Uber stoppte diese Bemühungen nach Jahren mit Milliardenverlusten. Eines seiner selbstfahrenden Autos tötete einen Fußgänger, während ein Uber-Mitarbeiter am Steuer saß.
Stattdessen ging Uber im letzten Quartal eine Partnerschaft mit Waymo ein, dem Teil des Google-Mutterkonzerns Alphabet, der autonom fahrende Autos entwickelt. Noch in diesem Jahr sollen Nutzer autonome Ubers rund um die US-Stadt Phoenix anrufen können. Diese Fahrzeuge nutzen die Technologie von Waymo.
Uber profitierte im vergangenen Quartal von einer deutlich höheren Nachfrage nach Beförderungsdiensten – von manchen Zeitungen verallgemeinernd „Taxidienste” genannt. Die Zahl der über die App gebuchten Fahrten lag um 25 Prozent höher als vor einem Jahr. Die Nachfrage nach Essenslieferungen stieg um 12 Prozent.
Für Uber ist die Bereitstellung von Personenbeförderung immer noch deutlich lukrativer als die Lieferung von Mahlzeiten durch Uber Eats. Das Bruttobetriebsergebnis (EBITDA) der ersten Kategorie betrug 1,2 Milliarden Dollar (1,09 Milliarden Euro), die zweite Kategorie erwirtschaftete 329 Millionen Dollar (300 Milliarden Euro).
Uber hat im letzten Quartal 2,3 Milliarden Fahrten durchgeführt. Das brachte den Fahrern – oft Scheinselbständige, ein Thema worüber in manchen Ländern noch immer Gerichtsverfahren laufen – einschließlich der erhaltenen Trinkgelder insgesamt 15,1 Milliarden Dollar (13,8 Milliarden Euro) ein. Es fahren auch mehr Fahrer denn je für die Gruppe, etwa sechs Millionen.
„Wir konzentrieren uns nun darauf, die Nachfrage in den kommenden Jahren weiter zu steigern“, sagte Khosrowshahi, „sowohl indem wir neue Kunden gewinnen, als auch indem wir dafür sorgen, dass bestehende Kunden unsere Dienste häufiger nutzen.“ Das Abwerben von Fahrern kostet das Unternehmen mehr Geld.
Unterdessen scheint Uber den Wettbewerb gegen seinen größten Konkurrenten in den USA, Lyft, zu gewinnen. Während diese zweite Plattform nach Angaben des Datensammlers Bloomberg mittlerweile 26 Prozent des amerikanischen Marktes ausmacht, entfällt der Großteil (74 Prozent) auf Uber. Auch die Uber-Aktie liegt rund 28 Prozent höher als zu Beginn des Jahres 2020, vor Beginn der Corona-Pandemie, in der Uber noch von der stark wachsenden Nachfrage nach Essenslieferungen profitieren konnte. Lyft hatte diesen Vorteil nicht. Seine Aktie ist seit Anfang 2020 um 71 Prozent gefallen. Das Unternehmen wird, wie Uber mit Sitz in San Francisco, am kommenden Dienstag seine Quartalszahlen veröffentlichen. wf
Beitragsfoto: Wim Faber
Joaa dann können die jetzt so richtig durchstarten, Politik spielt auch mit!! Bravo, wer soll die jetzt noch aufhalten!??