Ab Januar 2024 können Londoner Taxifahrer auch über die Uber-App Fahrten annehmen. Es sollen sich bereits die ersten Unternehmer angemeldet haben.
Laut Uber UK haben sich bereits einige Taxifahrer registriert. In der typischen ‘Uber-Sprache’ behauptet der Fahrdienstvermittler, dass es sich um eine ‘Partnerschaft’ handele. Ein Uber-Sprecher fügte hinzu, dass man hoffe, bis Januar „mehrere hundert Taxifahrer“ an die App knüpfen zu können.
Die Idee folgt einem Muster aus den USA, wo in Städten wie New York City, San Francisco, Los Angeles und neuerdings auch Washington D.C. ebenfalls Taxis für Uber-Fahrten eingesetzt werden können. Um das Phänomen Uber Taxi zu finden, muss man allerdings nicht so weit reisen. Auch in München hatte Uber medienwirksam eine Zusammenarbeit mit dem Taxigewerbe angekündigt. Für viele Kenner des Taxigewerbes handelte es sich dabei in erster Linie um einen kalkulierten Medienstunt.
Wie Vertreter der Londoner Licensed Taxi Drivers‘ Association (LTDA), die mehr als 10.000 Mitglieder im Londoner Taxigewerbe vertritt, bestätigte, gab es im Vorfeld zu Ubers „einseitiger Ankündigung“ keine Gespräche zwischen Uber und dem Verband. Steve McNamara, Generalsekretär der LTDA, ging noch einen Schritt weiter und sagte, dass die Zusammenarbeit mit Uber die Londoner Taxibranche „beflecken“ würde. Es gebe „keine Nachfrage nach so einer Partnerschaft“ seitens der von der LTDA vertretenen Fahrer. Seit der Pandemie habe man ein deutliches Wachstum erlebt, mit einer Rekordnachfrage nach Taxis, einer zunehmenden Nachfrage über die eigenen Taxi-Apps, begleitet von umfangreichen Investitionen in neue Elektrotaxis.“
In einem Taxi Times-Interview mit Steve McNamara, welche demnächst erscheinen wird, sagte der LTDA-Chef außerdem, dass viele Reisenden Uber den Rücken kehrten und lieber ein geräumiges klassisches e-Taxi bestellen würden: “Auch wenn es vielleicht etwas teurer ist”.
„Wir glauben nicht, dass unsere Mitglieder überhaupt in Betracht ziehen werden, die App zu nutzen, da sie in allen Bereichen, von der Passagiersicherheit bis zu den Arbeitnehmerrechten in London, nachweislich schlechter dastehen würden.“ Einige Fahrer gehen davon aus, dass einige Kollegen während der traditionellen „Kipper-Saison“, den ersten Monaten des Jahres, in denen die Nachfrage gering ist, vielleicht für eine kurze Zeit zu Uber wechseln werden.
Für Uber kam Hameed Hameedi, der 2015 die Londoner ‘Knowledge’ – den umfangreichen Test von 25.000 Londoner Straßen und wichtige städtische Merkmale – abschloss, zu Wort. Er soll der erste Londoner Taxifahrer sein, der sich angemeldet hat. „‘Black Cabs’ sind der Goldstandard“, sagte Hameedi. „Die Öffnung der Uber-App für offizielle Londoner Taxis wird für die Taxibranche ein großer Vorteil sein. App-Buchungen sind gut für mich, weil ich weiß, wo ich meinen nächsten Fahrgast finde. Wenn mehr Fahrgäste Fahrten buchen, bedeuten das mehr Geld für Taxifahrer.“
Sein Londoner Kollege Howard Taylor sagte gegenüber der BBC, er würde nie in Betracht ziehen, für Uber zu arbeiten. Das Taxi sei ein „sicherer, einfach zugänglicher und effizienter Service. Nach allem, was ich gesehen habe, glaube ich nicht, dass Uber diese Einstellung teilt“, fügte er hinzu.
In einer Analyse des Mobilitätsredakteurs der BBC, Tom Edwards, wird daran erinnert, dass Uber seit seiner Gründung im Jahr 2012, als das Unternehmen alles versuchte, den Taximarkt zu stören, nicht gerade einen makellosen Ruf errungen habe. Das Verhältnis zum Taxigewerbe war von Anfang an schlecht, aber auch das Verhältnis zu den Londoner Behörden – insbesondere Transport for London (TfL) – war nicht gerade freundschaftlich.
Im Jahr 2017 verlor Uber in London seine Lizenz, nachdem TfL dem Unternehmen „mangelnde unternehmerische Verantwortung“ mit „Betreff der öffentlichen Sicherheit“ vorgeworfen hatte. Es wurden Mängel bei der Meldung von Straftaten von Fahrern und der Durchführung von Hintergrundüberprüfungen festgestellt. Dies bedeutete, dass bei Uber unbekannte Fahrer bei Uber bereits registrierte Fahrer ersetzen konnten. Das Unternehmen behielt seine Lizenz erst knapp im Berufungsverfahren gegen die TfL-Entscheidung und versucht seitdem, seinen Ruf wieder reinzuwaschen. Bemerkenswert ist auch das generell schlechte Fahrverhalten der Uber-Fahrer.
Seit Uber vor über einem Jahrzehnt in London gegründet wurde, hat das Unternehmen Höhen und Tiefen erlebt, aber die Art und Weise, wie Menschen reisen, verändert. Mit mehr als einer Milliarde angebotenen Fahrten und Millionen von App-Nutzern pro Woche hat sich das Unternehmen zu einer dominierenden Kraft in der Beförderungsbranche entwickelt. In den letzten Jahren hat Uber sein Angebot im Vereinigten Königreich über die reinen Taxidienste hinaus erweitert. Die App bietet jetzt eine Vielzahl von Services an, darunter Intercity-Züge, Express-Schiffsdienste auf der Themse, Eurostar-Züge, National Express-Fernbusdienste, Autovermietung und Flugtickets. Der jüngste Schritt zur Partnerschaft mit traditionellen Taxifahrern zielt darauf ab, Uber als umfassende Mobilitätsplattform zu positionieren.
London ist nun der neueste Name auf in einer Liste von Großstädten, in denen lokale Taxifahrer mit Uber zusammenarbeiten. Von Paris über New York, Rom bis hin zu Städten in 33 verschiedenen Ländern: Taxifahrer auf der ganzen Welt sind – so der Fahrdienstvermittler – begeistert, mit Uber zusammenzuarbeiten. Laut Uber würden Taxieinsätze in diesen Ländern insgesamt zehn Prozent aller Uber-Fahrten ausmachen. Im neuen System erhalten Fahrer, die sich bei Uber registrieren, regelmäßig Fahrtanfragen mit vorab festgelegten Tarifen und Zielen. Sie haben dann die Möglichkeit, diese Angebote nach eigenem Ermessen anzunehmen oder abzulehnen. In London werden die Fahrten nach dem normalen Taxitarife durchgeführt.
Andrew Brem, Geschäftsführer von Uber UK, sieht das so: „Uber und Taxis passen zusammen. ‚Black Cabs’ sind ein Wahrzeichen der britischen Hauptstadt und bei Londonern und Besuchern gleichermaßen beliebt. Wir sind stolz darauf, Seite an Seite zu arbeiten. Diese Partnerschaft ist eine Win-Win-Situation: Sie hilft Londoner Taxifahrern, mehr zu verdienen, erweitert die Mobilitätsmöglichkeiten für Fahrgäste und macht das Londoner Verkehrsnetz effizienter.“
An der Klassifizierung der Londoner Taxifahrer ändert sich nichts: Sie nehmen Fahrten aus der Uber-App an und zahlen dafür eine Provision, genau wie bei Fahrten der drei anderen Taxi-Apps. Die Unternehmer bleiben aber unabhängig. Uber-Fahrer hingegen sind im Vereinigten Königreich ‘worker’ (Arbeiter) eine Kategorie zwischen Angestellten und Selbstständigen, mit minimalen Sozialleistungen. Bis 2024 müssen Taxifahrer sechs Monate lang keine Provision zahlen. wf
Beitragsfoto: Steve McNamara (LTDA): “Diese ‘Zusammenarbeit befleckt das Taxigewerbe”. Fotos: Wim Faber