Gleich vier Taxiüberfälle wurden in letzter Zeit auf Bremer Taxifahrer verübt. Nun konnte die Polizei den mutmaßlichen Täter mithilfe von Fahndungsfotos festnehmen. Das bestätigt die Forderung der Taxibranche nach Kamerasystemen.
Man kann über den Sinn von Überfallschutzkameras trefflich streiten. Die Taxibranche wird sich meist für mehr die Kamera und damit mehr Sicherheit aussprechen. Datenschützer hingegen pochen darauf, dass niemand ungefragt gefilmt werden dürfe. Das ist sicher richtig, aber angesichts von allgegenwärtigen Kameras auf Bahnhöfen oder in Bussen und Straßenbahnen nicht zu verstehen. Und welcher Verbrecher, der etwas im Schilde führt, wird schon beim Einsteigen entsprechenden Aufnahmen zustimmen?
Die Polizei in Bremen kann nun – dank einiger Fotos – auf einen Fahndungserfolg verweisen. Insgesamt vier Raubüberfälle auf Taxifahrer im Bremer Stadtgebiet im Mai und Juni trugen viel Unruhe in die Branche. Bereits im Mai hatte der bewaffnete Mann zwei Taxifahrer überfallen und forderte Bargeld. Fortsetzung dann im Juni – mit zwei weiteren Raubüberfällen. Das Muster laut Presseberichten war dabei immer gleich: Statt am Fahrtziel zu bezahlen, drohte der Räuber mit einer Schusswaffe und verlangte die Einnahmen. Anschließend flüchtete der Täter mit der Beute zu Fuß. Mit Bildern aus Überwachungskameras wurde nach dem Basecap-tragenden Flüchtigen gefahndet.
Vor der Haustür klickten die Handschellen
Die Pressemeldung zur Verhaftung ist in klassischen Polizeideutsch gehalten: „Nach der Veröffentlichung der Bilder erhielt die Polizei mehrere Hinweise aus der Bevölkerung. Durch weitere Ermittlungen konnte die Identität des Verdächtigen festgestellt werden. Der 29-Jährige wurde noch am Freitag vor seiner Wohnanschrift von Polizeikräften festgenommen. Bei einer Durchsuchung stellten die Beamten in seiner Wohnung Beweismittel sicher. In einer anschließenden Vernehmung räumte er die Raubtaten ein. Ein Haftrichter erließ auf Antrag der Staatsanwaltschaft Bremen Untersuchungshaftbefehl.“ Derzeit dauern die Ermittlungen noch an. Denn um den Täter vor Gericht stellen zu können, müssen alle Einzelheiten genau aufgelistet werden. Wann und wo erfolgte die Tat genau, wie hoch war jeweils die Beute. Viel Kleinkram für die Ermittler, den man so seltener in Fernsehkrimis sieht.
Unruhe und Unsicherheit für das Gewerbe
Auch wenn der Täter jetzt gefasst ist – die Kolleginnen und Kollegen hinterm Steuer können so eine Tat noch lange Zeit nicht vergessen. Manch einer wird sein Leben lang mit der Angst fahren, einige müssen sogar den Beruf aufgeben. Es wäre naiv zu glauben, dass bei Taxi-Überfällen Täter auch nur eine Sekunde an das Leben ihrer Opfer denken. Aber es wäre von Vorteil, wenn die Bedenken gegen Überfallschutzkameras auch einmal aus Sicht der Branche betrachtet würden und nicht nur aus Sicht des Datenschutzes. Denn Kameras haben auch eine präventive Wirkung, ergab 2010 ein Feldversuch mit allen 470 Fahrzeugen des Taxi-Ruf Bremen. Danach sank die Zahl der bekannt gewordenen Überfälle auf Taxifahrer drastisch in der Hansestadt, von rund 50 pro Jahr auf nahezu null. In einer Befragung der Fahrgäste in Bremen begrüßten übrigens 96 Prozent das System. tm
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