Eine Allianz aus vier Vereinigungen ist in der vergangenen Woche mit einer Stellungnahme zur Fachkunde für angehende Taxi- und Mietwagenfahrer an die Öffentlichkeit gegangen. Im Gegensatz zum BVTM und dem TVM stellt man unter anderem ihre Berechtigung infrage.
Zwar schreibt man „Oberste Priorität des Fachkundenachweises sollte sein, mehr Qualität und besseren Verbraucherschutz zu erreichen. Dafür gilt es geeignete Grundlagen beim Fahrpersonal zu schaffen.“ Gleichzeitig führt man aber eine Reihe von Begründungen auf, warum es dem Taxi- und Mietwagengewerbe derzeit so schlecht geht und warum die Jobcenter und Behörden den Zugang quasi ohne Hürde ermöglichen sollen.
So will man wohl auch die Forderung, dass eine Fachkunde keine zusätzliche finanzielle oder soziale Barriere für den ersten Einstieg für potentielles Fahrpersonal in den Arbeitsmarkt sein darf, erfüllen.
Die oben erwähnte Hürde will man zudem sehr flach halten, da das potentielle Fahrpersonal über „mangelnde schulische Grundlagen, sowie begrenzte Lern- und Prüfungsbereitschaft“ verfügt. Diese sollte man, so die Forderung, „bei der Konzeption der Fachkunde“ beachten.
Zudem will man das Thema Fahrermangel auch angehen, indem man die Prüfungen in möglichst vielen Sprachen anbietet. Waren bislang gute Deutschkenntnisse als Qualitätsmerkmal vorausgesetzt, werden sie jetzt ganz offensichtlich einfach außen vorgelassen. Die Teilnahme an einem zweistündigen Seminar, welches auch online durchgeführt werden kann, soll, wenn es nach der Allianz geht, in Zukunft ausreichen, um den Beruf des Taxi- und Mietwagenfahrers auszuüben.
Veröffentlicht wurde diese Forderung von vier Vereinigungen, von denen eine aus der Gruppierung „wir fahren.de“ besteht. Hier wird Thomas Mohnke als Sprecher zitiert, der wiederum mit seinem Unternehmen Enno SafeDriver als Generalunternehmer für Uber agiert. Zudem taucht auf der Unterstützerliste dieser Stellungnahme der „Taxiverband Deutschland“ auf, in dessen Namen Dirk Holl unterzeichnet hat. Desweiteren werden Lisa Rapport-Moersch, Sprecherin AG Ride-Sharing, sowie Tino Müller vom Bundesverband der Chauffeur- und Mietwagenunternehmen Deutschland e.V. (BCMD) als Unterstützer der Forderungen aufgeführt. sg
Anmerkung der Redaktion: Diese Stellungnahme dürfte innerhalb der politischen Landschaft für reichlich Verwirrung sorgen: Fordert jetzt auch das Taxigewerbe eine Null-Prüfung bei der Fachkunde? Mitnichten. Der hier angeführte Taxiverband Deutschland TVD besteht de facto nur mehr auf dem Papier. Es ist ein Verband ohne gewerbepolitische Basis. Fakt ist: Sowohl der Taxi-Bundesverband BVTM als auch der Dachverband TMV haben sich für eine Fachkundeprüfung ausgesprochen – letzterer ganz aktuell in einer heutigen Pressemeldung, in der auch Finanzstaatssekretärin Katja Hessel beipflichtet: „Taxifahrer brauchen Mindestkenntnisse.“ Nun gibt es aber vor allem im ländlichen Bereich Taxibetriebe, deren Personalsituation dermaßen angespannt ist, dass man jede weitere Zugangshürde zum Beruf Taxifahrer als existenzbedrohend ansieht. Trotzdem darf dies nicht dazu führen, dass man nun mit Uber und Bolt solch eine gemeinsame Stellungnahme abgibt. Die freuen sich über den Coup, gegenüber der Politik jetzt auch vorgaukeln zu können, dass man mit seiner Forderung nach einer Null-Fachkunde sogar das Taxigewerbe auf seiner Seite hat. Sie werden alleine dadurch völlig unnötig aufgewertet.
Dirk Holl ist nicht nur Vorstand des TVD, er ist auch ein angesehener Taxiunternehmer in Baden, gut vernetzt auch innerhalb der Taxibranche. Er hätte besser daran getan, die Personalprobleme gemeinsam mit dem Taxi-Bundesverband zu lösen, als nun mit jenen ins Bett zu steigen, die das Taxigewerbe zerstören wollen. Denn auch, wenn diese Zerstörung vornehmlich im städtischen Bereich stattfindet und nicht auf dem Lande, muss man von einem Taxiunternehmer und Vorstand eines Taxiverbands erwarten, dass er das gesamte Taxigewerbe im Auge hat.
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Ich kenne hier keinen Mehrwagenunternehmer, der irgend eine Hürde haben will. Suche Fahrer, suche Fahrer. Brauch nix können. Kann auch nix – egal. Hier ist der Schlüssel. Fahr los.
Vielleicht kann man für die Fachkundeprüfung den gleichen Kompromiss anwenden wie früher bei der Ortskundeprüfung für Mietwagenfahrer. Unter 50.000 Einwohnern ist keine Fachkundeprüfung nötig.
Ich bin auch aus einer großen Stadt, habe ein großer Betrieb mit mehreren Fahrzeugen, und habe ständig Personalmangel. Wir brauchen keine Hürden, um Taxi fahren zu können. Was wir brauchen ist, die konsequente Durchsetzung der Mindeststandarts bei der Bezahlung des Taxi- und Mietwagenpersonals. Für Mietwagen muss ein Mindesttarif eingeführt werden, was nicht unter den Taxitarifen liegen darf.
Ich würde das Taxi nicht runterstufen.
Wer nichts kann und nichts gelernt hat, hat am Steuer eines Taxis auch nichts verloren.
Macht aus dem Taxifahrer einen Lehrberuf so das er stolz sein kann es geschafft zu haben. Es würde viel Schrott von der Straße verschwinden und viele wären wieder Stolz sich Taxifahrer zu nennen.