Hunderte von Uber- und Lyft-Fahrern haben sich einem eintägigen Streik gegen schlechte Arbeitsbedingungen und für mehr Mitbestimmung angeschlossen.
Der Warnstreik begann letzten Mittwoch um Mitternacht und war von Gig-Arbeitern aus mehreren Bundesstaaten der USA organisiert worden. Die Aktion kommt zu einem Zeitpunkt, da Uber und Lyft – nicht nur in den Vereinigten Staaten – Schwierigkeiten haben, Fahrer nach der Lockdown-Zeit hinter das Lenkrad zurückzulocken.
Die Mitarbeiter der Plattform-Anbieter (Gig Economy) fordern bessere Löhne und die Unterstützung des Kongresses für den Pro Act, einen Gesetzentwurf, der Arbeitnehmer schützen soll, die versuchen, einer Gewerkschaft beizutreten, einschließlich der Arbeitnehmer in der Gig Economy. Der Gesetzentwurf ist seit seiner Verabschiedung im US-Repräsentantenhaus im März noch nicht weitergekommen.
„App-Mitarbeiter haben es satt, von großen Technologieunternehmen ausgebeutet zu werden“, sagte Eve Aruguete, Fahrerin aus Oakland und Mitglied der Organisationsgruppe Rideshare Drivers United, der britischen Zeitung „The Guardian”. „Fehlklassifizierung ist wie Beton, sie hält uns unter der Erde. Der Pro Act ist der Presslufthammer, der diesen Beton spalten wird, damit sich die App-Mitarbeiter organisieren können.“
Mit Beginn des Streiks um 0 Uhr Ortszeit nahmen Gig-Arbeiter in Kalifornien, Boston, Las Vegas, Denver und Austin keine Bestellungen mehr an. In mehreren Städten kam es zu Protestkundgebungen. Hunderte Menschen versammelten sich vor dem Los Angeles International Airport und vor dem Uber-Hauptquartier in San Francisco, wo die Fahrer die Straße mit ihren PKW blockierten, die mit Slogans wie „Streik für Würde” und „Uber und Lyft fahren uns in die Armut” geschmückt waren. Vor dem prätentiösen Hauptsitz von Uber beklagten verschiedene Redner, wie die Führungskräfte und Verwaltungsmitarbeiter des Unternehmens die Pandemie ausnutzten, während Tausende von Fahrern arbeitslos waren.
„Ohne Fahrer gibt es kein Uber – ohne Fahrer kein Lyft“, sagte Eddy Hernandez, ehemaliger leitender Software-Ingenieur bei Uber, der gekündigt hatte, weil ihm der Umgang des Unternehmens mit seinen Fahrern inakzeptabel erschienen war. „Techniker und Fahrer müssen zusammenarbeiten, um gerechtere Löhne und das Ende des Fahrerstatus zweiter Klasse zu fordern.“ Dies sei umso wichtiger, da im September bestimmte Pandemie-Unterstützungsmaßnahmen auslaufen. App-Mitarbeiter fürchten um ihre Existenz.
Der Streik kommt auch zu einem Zeitpunkt, da Uber und Lyft die Preise während eines extremen Fahrermangels erhöhen. Dieser Mangel sei durch einen „stillen Streik“ verursacht worden, sagte Brian Dolber, Organisator und Kommunikationsprofessor, da Fahrer sich weigern, zu Jobs zurückzukehren, die sie als ausbeuterisch betrachten. „Das sind Fahrer, die sich wehren und sagen, dass sie keine zweitklassigen Gig-Worker sein wollen“, sagte Dolber.
Laut einer Studie der University of California, Santa Cruz und Jobs With Justice San Francisco ging die Zahl der Uber-Fahrten im Jahr 2020 in einigen Gebieten der USA um 80 Prozent zurück, wodurch Hunderttausende von Fahrern arbeitslos wurden. Etwa 37 Prozent der Befragten gaben an, ihr komplettes Einkommen verloren zu haben, weitere 19 Prozent hätten mehr als drei Viertel ihres Einkommens eingebüßt. Als aber die Impfungen zunahmen und die Nachfrage zurückkehrte, weigerten sich viele Fahrer, sich wieder hinter das Steuer von Uber oder Lyft zu setzen, sagte Daniel Russell, seit vier Jahren Uber- und Lyft-Fahrer und Organisator bei Rideshare Drivers United. „Die Pandemie hat unsere Verwundbarkeit im Gig-System deutlich unterstrichen, als der Markt austrocknete“, sagte er. „Jetzt ist es an der Zeit, Maßnahmen zu ergreifen.“
Ein Lyft-Sprecher sagte gegenüber „The Guardian“, dass die Nachfrage nach Fahrten mit steigenden Impfraten die Zahl der verfügbaren Fahrer deutlich überstieg. Er lehnte es ab, sich weiter zu den Protesten zu äußern.
Der Streik richtete sich zunächst gegen Arbeitgeber in Kalifornien, wo Anfang 2021 ein von den Techfirmen unterstütztes Gesetz (Prop22) in Kraft trat, das einige große Tech-Unternehmen von der Einhaltung des kalifornischen Arbeitsgesetzes (AB5) befreite. Dieses Gesetz (AB5) besagt, dass Fahrer automatisch Mitarbeiter werden, aber Prop22 erlaubte es Tech-Unternehmen wie Uber und Lyft, diese Regelung zu umgehen.
Die Organisatoren des Streiks sagen, dass Uber und Lyft in den Monaten seit Inkrafttreten von Prop22 die Fahrpreise erhöht und zugleich den Anteil, den die Fahrer erhalten, reduziert hätten. Auf die Bitte um Stellungnahme reagierte Uber nicht sofort. Lyft bestritt die Behauptung.
„Sie haben uns Flexibilität, mehr Kontrolle und mehr Transparenz versprochen“, sagte Fahrer Carlos Pelayo. „Aber seit Prop22 in Kraft ist, habe ich weniger Kontrolle darüber, wo ich fahre, wen ich abhole und wieviel ich verdiene. Prop 22 war die teuerste Lüge, die jemals den Wählern in Kalifornien erzählt wurde.“ wf
Beitragsfoto: Pexels (Symbolfoto)
Soll man jetzt mit den Fahrern Mitleid haben?
Nein!
Denn wer sich als Sklave verkauft, muss dann auch mit den Konsequenzen leben.
Wer mir Leid tut, sind die ehemaligen Taxifahrer, die in einigen amerikanischen Städten mit Hilfe dieser Sklaven ausgerottet wurden.
Ich kann auch nur hoffen, dass die Kunden, die diesen Prozess unterstützten, jetzt auch die Zeche und ein x-faches zahlen müssen.