Ab 1. September wird der Fahrtenvermittler Free Now von seinen Kunden pro Buchung eine Service-Gebühr verlangen. Warum aber nur bei Taxibuchungen und nicht bei Mietwagen?
Ein Kommentar von Jürgen Hartmann und Axel Rühle
Nach einem mehrwöchigen Pilotversuch in München und Hamburg werden ab 1. September die Nutzer der Free-Now-App im gesamten Bundesgebiet eine Servicegebühr bezahlen müssen, sobald sie ein Taxi bestellen. Bestellen Sie aber die meist günstigere Mietwagenvariante „Ride“, wird keine Extra-Gebühr erhoben. Das mag auf den ersten Blick verwunderlich wirken, macht aber (mal wieder) die wahre Absicht deutlich, welche die Daimler/BMW-App tatsächlich seit dem Moment verfolgt, als man die Marke „mytaxi“ zu Free Now umwandelte und all den Taxikunden seitdem parallel die zusätzliche Option einer Ride-Buchung anbietet. Wer das nutzt, bestellt dann anstelle eines Taxis einen Mietwagen mit Chauffeur.
Die Kunden freut das, sind diese Fahrten doch meist günstiger als eine Taxifahrt. Sie profitieren seit Jahren von einem Kampf der Plattformanbieter (Uber / Free Now / Bolt) um Marktanteile. Eine Markteroberungsstrategie, die seit Jahren für Milliardenverluste sorgt. Irgendwann wollen diese Unternehmen und deren Geldgeber ihr Investment jedoch wieder zurück. Wer dann die Marktmacht an sich gerissen hat, wird von billigen Preisen nichts mehr wissen wollen.
Dann wird das eintreten, was der Kunde im Moment noch übersieht, jedenfalls bei uns in Europa: Die gleiche Fahrtstrecke, die heute noch zum Kampfpreis von fünf Euro angeboten wird, kostet in Zukunft 15 Euro. Das Taxi verlangt für diese Fahrt heute zwar mehr als den aktuellen Dumpingpreis des Mietwagens, in Zukunft wird es dann aber deutlich günstiger sein.
Wenn man sich das vor Augen führt, wird klar, warum Free Now plötzlich zu Fee Now wird (englisch Fee = Gebühr) und vom Kunden jetzt eine Service-Gebühr ausschließlich für Taxifahrten verlangt.
Zum einen sind Free Now im „Ride“-Segment nach wie vor die Hände gebunden, da man das von Uber aufgezwungene Preisdumping nach wie vor mitmachen muss.
Zum anderen richtet sich die wahre Absicht hinter den Gebühren gegen die eigenen Taxipartner. Mit dieser Preistreiberei vergrößert sich die Preisdifferenz zwischen einer Taxi- und einer Ride-Fahrt. Damit geht Free Now einen großen Schritt weiter im Bemühen, seinen Kunden das Taxi zu verleiden und somit den Mietwagen attraktiver zu machen. Der Grund ist klar: Vermittelte „Ride“-Fahrten zum Dumpingpreis sind für einen Plattformbetreiber wie Free Now trotzdem lukrativer als vermittelte Taxifahrten, da die prozentuale Provision bei Ride-Fahrten dreimal so hoch ist wie bei vermittelten Taxifahrten. Einen Teil dieser Differenz soll nun der Fahrgast bezahlen – oder eben endlich zum „Ride“-Angebot wechseln.
Allmählich müsste auch den letzten der noch verbliebenen Taxipartner klar werden, dass ihnen ihr Fahrtenvermittler mehr und mehr die Taxifahrgäste in den Mietwagenbereich zieht. Vorausgesagt wurde diese Entwicklung von Vertretern des Taxigewerbes seit den Anfängen von mytaxi. Nachdem man vom Taxigewerbe genügend Kunden abgezogen hat, braucht der Global Player den vermeintlichen Partner nicht mehr. Die Kuh ist zur Genüge gemolken, nun ist sie lästig und muss geschlachtet werden.
Dem Kunden gegenüber kann man solche Absichten natürlich nicht äußern. Stattdessen begründet man die Service-Gebühr damit, dass man die App mit Hilfe dieser Extra-Gelder stetig verbessere und Innovationen gemeinsam mit allen angeschlossenen Unternehmern weiter vorantreibe.
Diese Begründung ist schäbig und volksverdummend – als ob der Betrieb einer App aufwändiger oder auch nur vergleichbar aufwändig wäre mit dem Betrieb einer Taxifunkzentrale. Auch ist die Vermittlung von Taxis sicherlich nicht aufwändiger als die von Mietwagen. Eine Begründung, mit den „Gebühren“ würde man helfen, die Toiletten in der Free-Now-Geschäftsstelle in Schuss zu halten, wäre nicht weniger nichtssagend als die offizielle.
Last but not least offenbart diese Service-Gebühr auch eine gewisse Ignoranz gegenüber dem Rechtsstaat. Der Taxitarif ist gesetzlich geregelt, er wird von den Behörden festgelegt und ist für alle Taxiunternehmer bindend. Er soll Verbraucher davor schützen, dass niemand den Taxipreis willkürlich in die Höhe treiben kann. Free Now aber macht genau dies. Deutschlands Behörden sollten daher dringend überprüfen, ob die Service-Gebühr nicht sogar ein Verstoß gegen die geltenden Taxitarifordnungen ist.
Für die ehrwürdigen Taxizentralen und Unternehmen, die zusätzlich zu ihrer persönlichen (telefonischen) Erreichbarkeit sowohl regionale als auch überregionale Apps betreiben (z. B. taxi.eu, Taxi Deutschland, Cab4me, Taxi.de etc.), ist diese Servicegebühr auch eine Chance: Jeder Fahrgast, der weiß, dass die fragwürdigen „Servicegebühren“ ausschließlich bei Free Now verlangt werden, müsste eigentlich mit einem Minimum an Aufklärung zu überzeugen sein, sein Taxi ab sofort über die echten Taxi-Apps zu bestellen. jh, ar
Selbst wenn diese Analyse zu 100 % stimmen würde, vermisse ich klare Handlungsabsicht. Man kommt immer wieder mit den Appellen, die Kollegen mögen doch Free Now nicht nutzen. Es sollen andere, also die Kollegen, welche auf diesen Umsatz angewiesen sind, verzichten. Gedanklich ist das ein deprimierender Ansatz: Die Zentralen, welche ihre Genossen oder Teilnehmer nicht ausreichend mit Touren versorgen, sollen glauben, dass es denen besser gehen würde, wenn sie auf die Vermittlung durch FN und andere verzichten würden. Aber was wenn sie diesen Glauben nicht haben? Dann werden sie gern als dumm, gierig, verdorben, schädlich usw. benannt. Free Now startete als One Tuch Taxi und daraus wurde mytaxi. Sie breiteten sich auch bis Ende 2014 auch ohne der Rabatte bundesweit rasant aus. Dieses ist denen nur deswegen gelungen, weil sie mit ihrer App etwas erschaffen haben, was die KUNDEN haben wollten. Sie wurden zuerst belächelt, ausgelacht. Man verwies darauf, dass die Kunden meistens telefonisch bestellen und das nur JUNGE LEUTE mit so was bestellen wurden. Irgendwann brauchte man eigene Apps raus, auf welchen indirekt stand: „Wir haben keinen Bock auf die Apps. Bitte ruf uns wider an.“ Selbst Taxi.eu machte es ewiglich nicht möglich, dass ein App Kunde aus Hamburg auch in Berlin bezahlen kann, von Bremen, wo kein FMS ist, ganz zu schweigen. So vergeudete man die wertvolle Zeit und die Kunden sind gegangen und die Kollegen haben den Kunden gefolgt. Indem man jetzt den Kollegen die Schuld gibt, wird man keine kreativen Kräfte freisetzten, sondern sich immer ausführlicher mit der eigenen Nabelschau trösten. Man kann etwas besser machen, nur wenn man erkennt, dass der eingeschlagene Weg in falscher Richtung führt. Aber das verlangt MUT. Hoffentlich haben wir sie …
I. K. mag sich vielleicht (in seiner Rhetorik) von einem Großteil einfacher Taxifahrer abheben, seine „Erleuchtung“ wird ihn aber einstwann eines besseren belehren, weil nämlich genau das eintritt, was j.h. und a.r. treffend prognostizieren und logisch folgend erkennen. (Dank diesen Hellsehern!) Aber an der Solidarität der Kr/Taxler hat es ja schon immer gefehlt, wenn man Hotels boykottieren sollte, weil sie billigste shuttle-dienste einsetzten, gab es immer die unkollegialen ganz Gescheiten, die das ausnutzten. Mit der gleichen Logik wie sie der Vorerwähnte I.K. erklärt.
Michael Schwind, München.
Mit diesem Gebühren versucht FreeNow das die Kunden nicht mehr taxi bestellen Sondern nur Ride Auto, die anzeige Möglichkeit für die Taxi zu überleben können wenn die Mietwagen Tarife gleich Wie Taxi Tarife sind
sorry, aber der Autor ist entweder nicht gut informiert oder will die Leser gezielt manipulieren so wie die Firmen „feenau“ und „goober“ es auch tun. „Meist günstiger“ klingt nämlich so, als ob Mietwagen tatsächlich preisgünstiger wären, was sie aber nicht sind. Ganz im Gegenteil. Einfaches Rechenexempel: eine Taxifahrt, die immer den exakt gleichen Betrag von, sagen wir 10,00€ kostet, um es mathematisch so einfach wie möglich zu gestalten, kostet bei den sogenannten Mietwagen 8-mal 9,00€, also genau die 10% weniger als der lokale Taxitarif, womit sie die Kunden ja locken wollen, beim neunten Mal ist aber schon ein bißchen höhere Nachfrage, d.h. der Algoritmus berechnet einen Fahrpreis von 12,50€, aber das macht ja nix, denn man hat ja die letzten acht Male schon so viel Geld gespart, dann nun beim zehnten Mal ist Messe, Feiertag, Regen, Bahnstreik oder ähnliches und der Algoritmus legt einen Fahrpreis von 20,00€ fest, aber das macht ja nix weil man hat ja die letzten neun Fahrten so viel Geld gespart. Genauso läuft es eben in der Regel und die 10 Touren kosten beim Taxi 100,00€ und bei Mietwagen demnach 104,50€. Wer ist nun „günstiger“?