Wiener Medien kündigen für heute eine große Taxidemo mit 1.000 Taxis an. Doch die Organisatoren haben mit den klassischen Gewerbevertretungen nichts am Hut, obwohl es bei deren Programmatik durchaus Gemeinsamkeiten gibt.
Gleich mehrere Medien haben für heute eine Taxidemo angekündigt, an der zwischen achthundert und eintausend Taxis teilnehmen wollen. Sie kritisieren, dass digitale Vermittlungsdienste das bestehende Tarif- und Regulierungssystem umgehen. Das Preisband, das den Vermittlern Preisabweichungen von plus oder auch minus 20 Prozent vom regulären Taxipreis erlaubt, sollte nach dem Willen der Organisatoren abgeschafft werden. Diese Preise würden insbesondere kleine, traditionelle Taxi-Betriebe massiv benachteiligen und die Branche sehe sich dadurch in einem existenzbedrohenden Wettbewerb.
Zu den Forderungen zählen laut übereinstimmenden Berichten zahlreicher Medien die Einführung eines verbindlichen Wiener Taxitarifs für alle Fahrten, um faire Wettbewerbsbedingungen zu garantieren. Zudem verlange man klare Preis- und Streckenvorgaben, die bereits vor Fahrtbeginn ersichtlich sein müssen . Im Falle von Verstößen sollen härtere Sanktionen für Plattformanbieter ausgesprochen werden.
Damit einhergehend seien auch strengere Kontrollen gegen Schwarzfahrer und Plattformdienst-Missbrauch nötig sowie die konsequente Ahndung von Verstößen – bis hin zum Entzug der Gewerbeberechtigung.
Die Stadt wird zudem zu einer angemessenen Lizenzvergabe (Konzessionsmanagement) aufgefordert, in welchem die Anzahl der Konzessionen auf das tatsächliche Tarifgebiet abgestimmt wird, sowie faire, transparente Ausbildungs- und Prüfverfahren ohne Interessenskonflikte.
Da sehr viele Uber-Fahrzeuge aus dem Wiener Umland ohne Preisvorgaben in Österreichs Hauptstadt fahren würden, fordern die Demo-Organisatoren einen Gebietsschutz für Wien.
Wer aber sind nun die Organisatoren? Eine Nachfrage von Taxi Times bei der für das Taxigewerbe zuständigen Abteilung der Wirtschaftskammer Wien wurde mit dem Hinweis beantwortet, dass die Taxi-Innung ist nicht in die Planungen eingebunden sei.
Auch die Wiener Taxizentrale 40100 zählt nicht zu den Organisatoren der Demo. „Alle fünf Organisatoren der Demo stehen mit Taxi 40100 in keiner geschäftlichen Beziehung, sondern sind für andere – meist internationale – Vermittler unterwegs“, teilte die Generalsekretärin Eveline Hruza gegenüber Taxi Times mit.
Man verstehe natürlich den Unmut mancher Lenker und es sei das gute Recht der Fahrer und Fahrerinnen, auf die Straße zu gehen. Als Taxizentrale setzte man bei Taxi 40100 seit jeher und auch weiterhin immer auf kommunikative Alternativen zur Demo: „Wir sind in ständigen Dialoggesprächen mit unseren Interessensverbänden und mit der Landes- und Bundespolitik. Unser Ziel: Faire Einkommen für Lenker und leistbare Mobilität für Kunden. Unser Zugang: Faire Arbeit. Faire Preise. Für alle, die in Wien unterwegs sind!“
Beim Thema Preisband teilt Taxi 40100 nur bedingt die Forderungen der Demo-Organisatoren. Anstelle einer Abschaffung fordert man eine Verengung. Dies sei durch eine jüngst ergangene Entscheidung des Gerichts nötig. Dabei war es um den so genannten Funkzuschlag über zwei Euro gegangen, der bei jeder Bestellung über einer Vermittler auf den Fahrpreis aufgeschlagen werden musste. Aus diesem Muss ist durch das Urteil nun eine Kann-Funktion geworden.
Seitdem würde dieser Zuschlag laut Taxi 40100 von den meisten Taxivermittlern nicht mehr verrechnet. Dadurch verschiebt sich das Preisband bei durchschnittlichen Fahrten effektiv in den negativen Bereich, teilweise auf bis zu minus 30–35 %.
Dazu Eveline Hruza: „Taxi 40100 fordert eine Verengung des Preisbandes: Durch den Wegfall des Funkzuschlages rutschen die Preise bei vielen Fahrten in einen vom Gesetzgeber nicht vorgesehenen Minusbereich. Um faire Marktbedingungen und wirtschaftliche Stabilität zu sichern, darf das Preisband nicht weiter ausgeweitet werden.“
Bezüglich der geforderten Sanktionen findet auch Taxi 40100 klare Worte: „Jeder Schwarzfahrer im Taxi ist eine tickende Zeitbombe für die Sicherheit unserer Kunden und die Fairness in unserem Gewerbe. Strafen, die richtig weh tun, sind der einzige Weg, um unsere Straßen sauber zu halten und ehrliche Fahrer zu schützen.“
Volle Unterstützung bekommen die demonstrierenden Taxilenker auch bei deren Gebietsschutz-Forderung: „Wir sprechen uns für Gebietsschutz aus, um die Einhaltung einheitlicher gesetzlicher Rahmenbedingungen zu gewährleisten. Taxis aus Niederösterreich, die in Wien Aufträge annehmen, unterliegen nicht der Wiener Taxiverordnung – etwa in Bezug auf Tarifpflicht, Betriebsstandards oder Qualitätsauflagen. In Wien werden z.B. nur mehr e-Autos als Taxis zugelassen – in Niederösterreich nicht. Dies führt zu Wettbewerbsverzerrungen und unterwandert lokale Regulierungen. Gebietsschutz stellt sicher, dass alle Marktteilnehmer nach denselben Vorgaben arbeiten und die behördlich festgelegte Service- und Sicherheitsqualität eingehalten wird.“
Ganz zum Schluss erweitert Taxi 40100 das Portfolio um eine weitere mögliche Maßnahme: „Um die Sicherstellung der wirtschaftlichen Stabilität unserer Unternehmer gewährleisten zu können, wäre eine Tariferhöhung bzw. Inflationsanpassung ebenfalls zielführend.“
Auf Wiens Straßen sind heute also Taxiunternehmer und Fahrer unterwegs, die hauptsächlich für die Plattformen Uber und Bolt unterwegs sind und die nun dafür kämpfen, dass die Politik das Preisdumping verhindert, dem sich die Fahrer und Unternehmer ausgeliefert sehen.
Hinweis der Redaktion: In Österreich gibt es ein Einheitsgewerbe, es wird also nicht mehr zwischen Mietwagen und Taxis unterschieden. Das bedeutet: Wer für Uber fährt, macht das mit einer Taxilizenz.
Beitrags-Symbolfoto: Axel Rühle









Jeder Vermittler hat sich nach dem Wiener Tarif zu richten, wenn Abhol- und Zieladresse in Wien ist. Sind die Adressen außerhalb von Wien, müsste ein Mindesttarif länderübergreifend definiert werden, der sich an den vorhandenen Bezirks-Tarifen orientiert.
Fahrgast-Sitzsensoren sollten Daten für die Registrierkasse liefern.
Verkehrsbedingte Auswirkungen auf Fahrtstrecke und Wegzeit sollten in die Vorberechnung der Pauschalpreise eingepreist werden.
Vermittlungszuschlag muß unbedingt verrechnet werden, weil nur dann wegen dem Entfall von Zuschlägen der Fahrgast möglicherweise wieder am Standplatz oder auf der Straße ein Taxi besteigen wird. Jetzt bevorzugt er die billigste App-Bestellung.
Das Preisband sollte ausschließlich vom Vermittler zur Veränderung von Marktanteilen eingesetzt und die daraus resultierenden Kosten dem Fahrgast getrennt vom Tarif-Fahrpreis gutgeschrieben/nachbelastet werden.
Sitzsensoren?
Und wie erkläre ich das, wenn ich meine 3 Kinder vor Schichtbeginn in die Schule bringe und danach wieder abhole?
Eigenartige Idee!
Falls ich überhaupt einigermaßen durchblick, haben in Wien die gutverdienenden Taxizentralenfunktionäre das Meiste völlig verschlafen. In Deutschland wohl auch.
Sie haben nicht verschlafen. Sie haben keine Zeit, weil sie für sich mehrere Firmen aufgebaut haben und dazu noch – praktischerweise – in mehreren Funktionen bei der Wiener Wirtschaftskammer/ Taxiinnung eingesetzt sind.
zB Taxischulenbetreiber und gleichzeitig Mitglied der Prüfungskommission für Taxischeine :-O