Während der Corona-Krise sind viele Taxifahrer in andere Jobs geflüchtet oder arbeitslos geworden – und später nicht zurückgekehrt. Wo sind sie geblieben? Sind sie zu faul zum Arbeiten?
Der Bayerische Rundfunk (BR) hat in einem Online-Textbeitrag unter dem Motto „Wir probieren alles“ die verzweifelte Personalsuche mancher Taxiunternehmen thematisiert. Neben der „Abwanderung“ aus dem Gewerbe sei „auch die Kundschaft“ in letzter Zeit anscheinend „rückläufig gewesen“.
„Unser Geschäft läuft wieder gut“, wird ein Taxiunternehmer aus Coburg zitiert. Vor ein paar Jahren sei das noch anders gewesen, denn so wie tausende andere Unternehmer war er in der Corona-Zeit gezwungen, wegen des ausbleibenden Geschäfts mehrere seiner Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken. „Immerhin: Er musste nach eigenen Angaben niemanden entlassen. In anderen Taxibetrieben war das damals anders“, wie der Autor zutreffend schreibt. Dennoch eint heute viele Unternehmen in der Branche die Suche nach Personal.
Der im BR-Beitrag vorgestellte Coburger Unternehmer betreibt acht Taxis und könne derzeit, wenn es nach dem Bedarf ginge, vier Festangestellte und zehn Aushilfskräfte einstellen. Er finde aber keine Mitarbeiter, „obwohl er seinen angehenden Beschäftigten die rund 400 Euro teuren Kosten für einen Taxischein bezahlen würde“. Der Unternehmer versuche „alles, was geht.“ Dann wird er mit einer Vermutung zitiert, die sich nicht jeder trauen würde zu äußern: dass die Leute inzwischen zu faul zum Arbeiten seien und genug Geld vom Arbeitsamt bekämen. Der Autor kommentiert die Aussage nur mit einem kurzen Satz: „Das ist eine These.“
Die These ist durchaus hier und da, meistens hinter vorgehaltener Hand, zu hören: Im Billiglohnsektor verdiene man heutzutage so schlecht, dass es sich kaum noch lohne, überhaupt zu arbeiten, da man vom Arbeitsamt in etwa das gleiche Geld für’s Nichtstun erhalte. Es ist ein offenes Geheimnis, dass der Trend für schlecht verdienende Arbeitnehmer, die nicht vom Staat leben wollen, zum Zweit- und Drittjob geht, wie es in den USA seit vielen Jahren normal ist.
Michael Fiegl, ebenfalls Taxiunternehmer und Vorstand der Bamberger Taxigenossenschaft, nennt im BR-Beitrag andere Gründe. Er kenne „die Personalprobleme nur zu gut“, sehe den Grund für den Personalmangel im Taxigewerbe als Folge der Corona-Pandemie. In der besagten Zeit hätten die Taxiunternehmen viel Personal verloren, und dies sei zum Teil „bis heute nicht wieder zurückgekehrt“. Es habe eine Landflucht stattgefunden, und viele Menschen hätten Fabrikjobs angenommen. „Wenn diese Menschen dort eine sichere Stelle haben, kommen sie auch nicht mehr zurück zum Taxiunternehmen“, wird Fiegl zitiert.
Der Personalmangel habe zum Teil ein Unterangebot an Taxis zur Folge, „vor allem während der Stoßzeiten – zum Beispiel in den Nächten zu Sonntagen“. Wollten viele Kunden in Bamberg gleichzeitig nach Hause gefahren werden, könne man nicht immer pünktlich sein, worunter auch der Dienstleistungscharakter leide.
Während auf der einen Seite Taxiunternehmer händeringend nach Personal suchen, sei anderseits die Nachfrage nach der Dienstleistung Taxi inzwischen gesunken, meint der eingangs zitierte Unternehmer: „Wenn in Coburg um 22.30 Uhr die letzten beiden ICE eingetroffen sind, können wir danach eigentlich unseren Laden schließen“, was vor Corona anders gewesen sei. Das Nachtleben in der Woche habe nach der Lockdown-Zeit nicht wieder das alte Maß erreicht, daher fehle auch die Taxikundschaft.
Laut Genossenschaftsvorstand Fiegl kommt die Inflation hinzu: „Nebenkosten, Energiepreise – die Kaufkraft ist weniger geworden“, zitiert ihn der BR. Der November sei erfahrungsgemäß schon immer ein schlechter Monat gewesen, und auch momentan spüre man die fehlenden Fahrgäste. Fiegl hoffe, „dass das Weihnachtsgeschäft wenigstens vorübergehend für Entlastung sorgt“. ar
Beitragsbild: Symbolfoto Axel Rühle
Der aktuelle Personal/ Fahrermangel betrifft ja nicht nur unsere Branche. In der Gastronomie ist es ja sehr ähnlich. Ich frage mich auch wo diese Menschen alle geblieben sind bzw. wohin sind die gegangen. Von Bekannten habe ich erfahren dass viele aus der Gastronomie zurück in Ihr Heimatland sind. Wird beim Taxi vermutlich ähnlich sein. Warum wir keinen „Nachwuchs“ finden hat vermutlich mehrere Gründe. Die alternativen Anbieter wie Uber & Co tragen sicherlich auch dazu bei. Der Arbeits- und Zeitaufwand um als Taxifahrer etwas zu verdienen ist ja mehr als in anderen Branchen. Die Work life balance betrifft wohl leider auch unsere Branche.
Zahlt man Taxifahrern so viel Geld, dass sich die Arbeit für sie lohnt, d.h. Einkommen und Zeitaufwand im Verhältnis stehen, ist das Taxi Fahren der Kundschaft zu teuer. Zu dem Thema hatte ich in meiner aktiven Zeit etliche Diskussionen mit Fahrgästen. Und das App-affine Jungvolk nimmt sich lieber nen Uber, zumindest in der Großstadt. Für die Taxifahrer bleibt dann nur noch die Rollator-Fraktion. Oder Krankenfahrten auf Kasse.