Mit dieser Frage beschäftigten sich gestern Experten bei der IHK Baden-Württemberg. Der Taxiunternehmer Iordanis Georgiadis war dort als Zuschauer vor Ort und fasst für Taxi Times seine Eindrücke kommentierend zusammen.
Die Podiumsdiskussion dieser Veranstaltung verlief sehr zu Gunsten vom Taxigewerbe. Auf Fragen des Moderators Herrn Fichert von der Hochschule Worms konnte der Geschäftsführer des Bundesverband Taxi und Mietwagen e.V., Thomas Grätz, sehr souverän antworten. Seine Forderung, „On Demand“ als neue Verkehrsform für den ländlichen Raum und nicht für die Ballungsstädte einzuführen, fand ich sehr gekonnt. Diese Anforderung solle auch an Uber gestellt werden, wenn das Unternehmen beispielsweise den Zuschlag einer Ausschreibung bekäme. (persönliche Anmerkung: Uber hat kein Interesse am ländlichen Raum.)
Auf die Frage der Ortskundeprüfung (OKP) für Taxis erklärte Grätz, dass eine kleine Fachkundeprüfung eingeführt werden sollte. Dann könnte auch die OKP abgeschafft werden. Ich persönlich halte dies für sehr fragwürdig. Die Argumentation, dass die OKP für Mietwagen abgeschafft wurde, weil der Auftrag ja schließlich erst am Betriebssitz eingeht und der Fahrer sich vorbereiten kann, läuft faktisch ins Leere, weil die Mietwagen zunehmend taxiähnlichen Verkehr betreiben. Der Standpunkt des Gewerbes muss daher sein, die Wiedereinführung der OKP für Mietwagen zu fordern.
Zurück zur Podiumsdiskussion. Es wurden nun Fragen an Herrn Stammler VVS gestellt, der sich sehr bedenklich über die bevorstehende Deregulierung äußerte. Er sieht das Taxi als eine funktionierende Ergänzung des ÖPNV.
Jetzt war Frau Rapport-Moesch von Uber an der Reihe. Ihre Aufregung war klar zu sehen. Gefühlt trank sie in einer halben Stunde einen Liter Wasser. Sie betonte, dass Uber sich an Gesetze halte und man aktuell kein Pooling anbiete. Damit gab sie mir eine Steilvorlage für die anschließende Fragerunde vom Publikum. Ich wollte von Frau Rapport-Moesch wissen, warum dann in Frankfurt Pooling angeboten werde. Erst verneinte sie es und ich konfrontierte sie mit einem beweisbild auf meinem Smartphone. Danach ruderte sie zurück und meinte, das gelte, wenn ich mit einer anderen Person zusammen fahre, aber getrennte Rechnungen haben möchte. Herr Grätz ergriff sofort das Wort und erklärte ihr, auch dies sei verboten, was wiederum heißt, Uber sieht sich wohl wieder mit einer Klage konfrontiert. Uber wurde so abermals als ggesetzwidriges Unternehmen hingestellt.
Auch vom Verkehrsministerium Baden Württemberg bekam das Gewerbe Unterstützung, sowohl in Sachen Uber wie auch für die Pläne von Herrn Scheuer. Das Ministerium erklärte mit deutlichen Worten, dass sie dem Eckpunktepapier so überhaupt nicht zustimmen.
Jetzt richteten sich die Fragen an Professor Sieg von der Uni Münster, der meinem Gefühl nach Lobbyarbeit für Mercedes leistet. Er behauptete zum Beispiel, dass in Stuttgart die Taxizentrale eine Monopolstellung habe, was von Seiten Axel Ulmers (Rechtsberatung Taxi Zentrale) wie auch von einem lokalen Busunternehmen (Schlienz) zurückgewiesen wurde. Eine Zentrale, die Aufträge an 530 Taxiunternehmen vermittle, als Monopol zu bezeichnen, sei wohl die falsche Formulierung. Bei einem Unternehmen wie Flixbus könne man dagegen sehr wohl von einem Monopol sprechen, denn diese Firma habe mittlerweile alle anderen verdrängt. Wie wir wissen gehört Flixbus Mercedes, so versuchte Herr Sieg auch dies zu verteidigen, ohne Erfolg.
Fazit: Das IHK-Forum war eine aufschlussreiche Veranstaltung mit zahlreichen Akteuren, die verstanden haben, worum es geht und von denen wir auch Unterstützung bekommen werden. Auch Herr Grätz hat das Gewerbe gut vertreten.
Was ist nun unsere Aufgabe? Wir müssen Qualität bieten, um den Kunden als Verbraucher auf unserer Seite zu haben, denn schließlich geht es der Politik um Wählerstimmen, also um das Wohl des Verbrauchers ( Wählers).
Unser Gast-Autor Iordanis ‚Danis‘ Georgiadis ist Taxiunternehmer in Stuttgart und Vorstand des Taxiverband Stuttgart. Er zählte auch zu den Gründungsmitgliedern des am vergangenen Samstag neu gegründeten Taxiverbands FFTD, der sich allerdings nicht als Konkurrenzverband zum Bundesverband Taxi sieht.
Hinweis in eigener Sache: Diese Meldung können Sie auch in unserer Taxi Times-App nachlesen. Jetzt kostenlos runterladen.
Lieber Dannis und Taxi Times,
sehr gut beobachtet… es sollen Monopolisten geschaffen werden, bei Zerstörung des ÖPNV…interessante Idee….da war soviel Zündstoff gestreut worden, wie selten…übrigens: der „Head of Policy Suttgart von UBER ist dann auf Turnschuhen aus der Halle raus…war schon ziemlich platt… Danke für die Blumen…wie die APO früher formulierte: …der Kampf geht weiter….
Also eigentlich war die Seite mal informativ und sachlich aber neuerdings entwickelt sich Taxi-Times mehr und mehr Richtung propaganda gegen Uber.!!
Hinweis der Redaktion: Fakten sind keine Propaganda!
@erhab und wenn es so wäre, Uber ist der Taxiexistenz Zerstörer Nr1. Warum stört Dich das? Oder bist Du kein Taxi Unternehmer oder Fahrer?
@redaktion wie Frau Rapport-Moesch dargestellt wird ist alles andere als sachlich.
Und zu dem Taxi Streik in Berlin wo wurde denn da über das Fehlverhalten ( Uber Fahrer bespuckt und mit eiern beworfen) berichtet? Dieses Verhalten ist alles andere als akzeptabel.
@ON ich verstehe das Problem mit Uber zu 100% jedoch ist Uber NICHT Taxizerstörer nr1 sondern die Politik. Dazu kommt noch der Bärlkönig in Berlin und clevershuttle die deutlich unter den Taxipreisen fahren. Also versteh ich nicht wieso auf der Seite nur gegen Uber geschrieben wird und nicht gegen die anderen Anbieter?
Der Bericht über die Stuttgarter IHK-Vranstaltung ist ein Gastkommentar.
Uber ist der gefährlichste aller Konkurrenten, weil er weltweit bekannt und bedienfähig ist und seine Software sticht Uber wurde groß, weil er Privatfahrer vermittelt, das ist die ursprüngliche Idee. Auch der Wechsel zu gewerblichen Partnern wird nichts daran ändern, dass sie uns überrollen – wir werden alle sterben.
Ubers Idee ist bestens geeignet, auch die Fläche zu versorgen, durch reine Mitnahme zum Selbstkostenpreis = Anhalter per App. Das will aber keiner. Schade.