Mitten in der Nacht wartet ein Taxi am Bahnhof, als plötzlich ein Auto von vorne ins Fahrzeug kracht. Zum Glück saß der Fahrer nicht im Auto oder stand davor. Der Unfall vom Wochenende erinnert an einen tragischen Fall aus dem Jahr 2013. Damals hatte der Taxifahrer kein Glück.
Taxiunternehmer Sebastian Holl sieht in dem Unfall vom Wochenende einen Zusammenhang zu einer seit Jahren illegal etablierten „Auto Poser Scene“ seines Heimatortes Gaggenau. Diese habe sich seit 2013 immer weiterentwickelt und die eingesetzten Fahrzeuge würden immer leistungsstärker und lauter werden.
Das sorge nicht nur bei den Anwohnern für Lärmbelästigung, sondern beeinträchtige auch die Sicherheit aller anderen Verkehrsteilnehmer. Exemplarisch dafür steht ein Unfall vom vergangenen Wochenende, den Sebastian Holl folgendermaßen beschreibt: „Eines unserer Taxis stand am Samstagmorgen um 3:30 Uhr am Bahnhof in Gaggenau und wartete auf neue Aufträge von der Taxizentrale. Da es zu diesem Zeitpunkt sehr ruhig war, setzte sich der Fahrer zu seinem Kollegen in das Taxi, das hinter seiner Taxe geparkt war. Um 3:46 Uhr sahen beide Taxifahrer Lichter […] auf sich zukommen. Doch plötzlich verlor der heranfahrende PKW-Lenker – wahrscheinlich auf Grund nicht angepasster Geschwindigkeit – die Kontrolle über sein Fahrzeug und krachte vorne links auf das Taxi […] und schob dieses über den Bürgersteig auf das Bahnhofsgebäude.“
Der Moment vor dem Unfall: Das Video des Unfalls ist hier zu sehen. Screenshot: Holl AG
Der Vorfall wurde von einer Unfallkamera aufgezeichnet. Die erlaubte Höchstgeschwindigkeit an dieser Stelle beträgt 20 km/h. An beiden Fahrzeuge entstand erheblicher Schaden. Firmenprokurist Dirk Holl rechnet mit einem Totalschaden seinerseits. „Bis zur Ersatzbeschaffung wird es mir komplett ausfallen.“
Bei seinem Bruder Sebastian Holl weckt dieser Unfall traurige Erinnerung an einen ähnlichen Unfall vor fast sechs Jahren. Auch damals stand ein Fahrer seines Unternehmens am Bahnhof in Gaggenau und wartete auf Kundschaft. „Er stand auf dem Bürgersteig neben dem Taxistandplatz seiner dort geparkten Taxe und vertrat sich die Beine“, schildert Holl das damalige Ereignis. „Plötzlich, ohne Vorwarnung und mit voller Wucht, wurde der wartende Taxifahrer auf dem Bürgersteig von einem Motorrad erfasst und auf die Treppenstufen vor dem Bahnhofsgebäude geschleudert. Auslöser der Tragödie war, dass ein jugendlicher Motorradfahrer sich anscheinend im Internet für ein Motorradrennen […] in Gaggenau verabredet hatte, dabei über sein Motorrad die Kontrolle verlor und so auf den Bürgersteig kam und den Taxifahrer erfasste.
Erschwerend kam hinzu, dass das Kraftrad zum Unfallzeitpunkt nicht verkehrssicher war und der junge Motorradfahrer über keine entsprechende Fahrerlaubnis verfügte. Heute leidet der betroffene Taxifahrer immer noch an den Spätfolgen seines Verkehrsunfalles und ist seit diesem schicksalhaften Tag im Dezember 2013 arbeitsunfähig und mittlerweile auf Hartz IV angewiesen.“
Dirk Holl hat angekündigt, aufgrund des Vorfalls vom Wochenende nun abermals das Gespräch mit der Stadtverwaltung zu suchen. „Vielleicht kann Taxi-Holl die Verantwortlichen der Stadt Gaggenau jetzt davon überzeugen, sogenannte Temposchwellen […] anzubringen. Als Synergieeffekt würde diese Maßnahme den Schulbusverkehr vor dem Bahnhof Gaggenau sicherer machen.“ jh
Hinweis in eigener Sache: Diese und andere Neuigkeiten aus der Taxibranche können Sie auch jede Woche in unserem kostenlosen Newsletter nachlesen. Am besten gleich anmelden.