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Start Unfälle

Zahlen und Fakten zu Müdigkeit am Steuer und Sekundenschlaf

von Remmer Witte
17. Mai 2024
Lesedauer ca. 3 Minuten.
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Zahlen und Fakten zu Müdigkeit am Steuer und Sekundenschlaf
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Die Dunkelziffer bei Unfällen durch Müdigkeit ist hoch, da Müdigkeit im Nachhinein nicht wie der Anteil von Alkohol oder anderen Drogen im Blut gemessen werden kann.

Mit schweren Augenlidern noch eben die letzten Kilometer zum Flughafen – oft geht es gut, aber wenn nicht, dann ist das Ergebnis fatal. Der Sekundenschlaf ist die letzte Stufe beim übermüdeten Fahren und sorgt für viel Blindflug. Bei Tempo 130 legt ein Fahrzeug knapp 40 Meter pro Sekunde zurück, bei drei Sekunden sind es also schon deutlich über 100 Meter. Aber schon vor dem Sekundenschlaf sind wir hinter dem Steuer nicht mehr zu gebrauchen. Durch die Müdigkeit verringert sich die Chance, ausreichend schnell zu reagieren. Auch die Verarbeitung von Ereignissen im Gehirn läuft generell langsamer ab. In einer Notsituation ist eine verspätete Reaktion aber oft eine zu späte Reaktion.

Müdigkeit lässt sich nicht unterdrücken, genau wie das Atmen. So, wie der Körper irgendwann unaufhaltsam einatmet, übernimmt er auch bei Müdigkeit die Kontrolle und man schläft automatisch ein. Zwar passieren viele Müdigkeitsunfälle nachts zwischen 2 und 5 Uhr, wobei der persönliche Biorhythmus hier eine große Rolle spielt, aber auch morgens zwischen 6 und 8 Uhr oder am Nachmittag zwischen 14 und 16 Uhr gilt es, in Sachen Müdigkeit beim Autofahren besonders genau in sich hineinzuhorchen. Faustformel: Nach vier Stunden Fahrt ohne Pause verdoppelt sich das Unfallrisiko, nach sechs Stunden ist es bereits verachtfacht. Klar ist auch: Je länger man die Erholungspause vor sich herschiebt, umso schwerer ist es, die Augen offenzuhalten.

Viele Autos haben mittlerweile Aufmerksamkeitsassistenten, die mit einem Ton oder einer angezeigten Kaffeetasse im Display warnen. Die Hersteller nutzen dabei die Daten des Lenkwinkelsensors, der zum Antischleuderassistenten ESP gehört, um abrupte Lenkkorrekturen zu erfassen, die auf Müdigkeit hindeuten. Andere verwenden zusätzlich den Spurhalteassistenten oder Innenraumkameras, die den Wimpernschlag erfassen. Im Ergebnis sind sie jedoch unwirksam, wenn die Fahrer entsprechende Warnungen ignorieren. Eine ADAC-Studie belegte, dass Autofahrer mit Aufmerksamkeitsassistenten übermüdet sogar zwanzig Minuten länger fuhren als ohne. Effektiv wäre nur ein System, das bei Übermüdung das Fahrzeug stoppt, aber so einen gefühlt entmündigenden Assistenten würde wohl niemand kaufen.

Besondere Warnzeichen für Sekundenschlaf und Müdigkeit beim Autofahren sollten allen Taxlern daher bewusst sein und ihr Auftreten kompromisslos ernst genommen werden – je früher, umso besser:
Man hat Probleme, die Spur zu halten und fährt ab und zu über den Seitenstreifen. Man bekommt einen Tunnelblick, der Blick haftet starr auf der Fahrbahn und diese wirkt schmaler. An die letzten gefahrenen Kilometer ­kann man sich nur schlecht erinnern. Man übersieht Straßenschilder oder verpasst Abzweigungen oder die Ausfahrt. Ohne es zu wollen, fährt man plötzlich langsamer oder schneller. Die Augen brennen, man muss viel blinzeln und gähnen.

Eher untauglich ist in solchen Situationen etwas, was die Welt der Werbung uns als Problemlösung vorgaukeln will, womit die Industrie jedes Jahr viele Millionen verdient: Sogenannte Energydrinks, namentlich Red Bull, Flying Horse, Monster, Rockstar, Effect Energy, Hot Blood … Wikipedia listet über 80 Namen von künstlichen Getränken auf, die dem Menschen gefühlt Energie verleihen sollen.

Doch was bewirken Energydrinks tatsächlich? Rund zehn Minuten nach dem Konsum gelangt das Koffein in den Blutkreislauf. Die Folge: Herzfrequenz und Blutdruck beginnen zu steigen. Nach kurzer Zeit erreicht die Koffeinwirkung ihren Höhepunkt. Man fühlt sich tatsächlich wach und konzentriert. Parallel ist auch der Blutzuckerspiegel nach zwanzig Minuten auf dem höchsten Level. Der Zucker stimuliert dabei das Belohnungssystem des Gehirns und setzt das Glückshormon Dopamin frei. Wer fliegen will, sollte es nun allerdings in den nächsten Minuten tun. Denn nur kurze Zeit später werden dem Konsumenten wieder die Flügel gestutzt. Eine Stunde nach dem Trinken ist der Zucker verarbeitet und auch die Wirkung des Koffeins lässt wieder nach. Man beginnt, sich wieder müder und energieloser zu fühlen. Manch einer wird dadurch zusätzlich auch leichter reizbar oder nervös.

Das Einzige, was bei Übermüdung wirklich effektiv und nachhaltig hilft, liegt auf der Hand: Schlafen. 10 bis 20 Minuten reichen schon aus. Rauf auf den allernächsten Parkplatz, Wecker stellen und Augen zu. Ein solcher Powernap wirkt tatsächlich Wunder, denn erst nach ca. 30 Minuten geht es in den Tiefschlaf. Was aber, wenn der Fahrauftrag gegen diese vernünftige Entscheidung spricht? Hier gibt es kein Zaubermittel. Um möglichst nicht in diese Situation zu kommen, muss daher im Voraus alles unternommen werden, um ein Timing umzusetzen, das im Falle eines Falles mindestens 20 Minuten Zeitpolster vorsieht. rw

Beitragsfoto: Pixabay (WikimediaImages)

Tags: EnergydrinksSekundenschlafÜbermüdung
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Remmer Witte

Nach über 40 Jahren als Fahrer, Disponent und Chef im Taxi- und Mietwagengewerbe ist der Niedersachse heute unter anderem für einen taxinahen Dienstleister aktiv. Seine Themen sind die Branchenzukunft und -politik und die kleinen Dinge im Alltag des Gewerbes.

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