Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Die Taxi-Times Redakteurinnen und Redakteure blicken auf ihre persönlichen Taxi-Highlights zurück. Wir starten mit Simon Günnewig. Er meint: „Das Jahr 2025 hatte viel für das Taxi versprochen, aber was es letztlich gehalten hat, ist nur schwer greifbar.
Das Jahr 2025 fing mit recht viel Schwung an. Die Taximesse war noch im Hinterkopf und die vielen tollen Menschen, die man dort getroffen hat und die mit Herzblut ihrem Geschäft nachgehen, lieferten viel Schwung nicht nur für das Gewerbe, sondern auch für die Taxi-Times-Redaktion. Richtig Fahrt hat es aber eigentlich erst aufgenommen, als das Thema Mindestfahrpreise akut wurde und das Taxigewerbe sowohl durch die Hölle, als auch auf einen Höhenflug schickte.
Gut, die Hölle kannten wir schon – länger als uns lieb ist – und einen Höhenflug gab es meist nur sporadisch. Letztlich war es das politische Hickhack rund um das Mindestbeförderungsentgelt in München, das mich in meinen Grundfesten erschüttert hatte – und als gebürtiger Ostwestfale erschüttert mich sonst nicht so viel.
Hier traf mich die Ungerechtigkeit, die dem Taxigewerbe widerfahren ist, mitten ins Herz. Speziell der Münchner Oberbürgermeister, der bislang immer bei mir als gute Wahl und das kleine gallische Dorf im CSU regierten Bundesland Bayern symbolisierte, hat mir gezeigt, dass es letztlich nur darauf ankommt, was im Wahlkampf wichtig ist. Diese Leichtfertigkeit, mit der dabei Existenzen aufs Spiel gesetzt werden und einem erwiesenermaßen nur durch illegale Geschäftspraktiken rentablen Geschäftssystem Tür und Tor öffnet, zeigt, dass sich doch jeder der Nächste ist.
Fast parallel fiel in Essen die Entscheidung für ein MBE, hier hatte die Politik auf die richtigen Werte gesetzt, aber gerade dieses Auf und Ab der Gefühle hat mich ziemlich mitgenommen. Wer auf den verschiedenen Demos dabei war, der hat gesehen, dass die Zeit, wo die Teilnehmer kamen, um für Sie recht abstrakte Forderungen der Taxiverbände zu unterstützen, Geschichte ist. Mittlerweile sind die Forderungen zu ihren persönlichen Anliegen geworden. Die Verzweiflung in den Gesichtern der Taxiunternehmer und der Fahrer wird immer deutlicher.
Jetzt, wo man zumindest einen Teilerfolg in Essen und Heidelberg erzielen konnte, steht aber wieder die nächste Gefahr vor der Tür und die wird definitiv das gesamte Gewerbe umkrempeln. Die Rede ist vom Autonomen Fahren. Autos, welche die Personenbeförderung so umkrempeln wird, wie damals das Fließband die Automobilproduktion.
Bislang war es einfach zu sagen: „Ach, das wird noch lange dauern, bis die Fahrzeuge wirklich bei uns ankommen.“ Auch ich habe es mir mit diesem Argument vermutlich sehr leicht gemacht, aber spätestens seit dem Besuch des Deutschen Taxi und Mietwagentags in Erfurt, wo es verschiedenen Fach-Vorträge zu dem Thema zu hören gab, ist auch bei mir der Groschen gefallen: Die Autos stehen genau jetzt vor der Tür. Teils mit ausgeklügelten Sicherheitsfeatures, aber teilweise auch nur kamerabasiert wollen sie sicher die Fahrgäste von A nach B bringen. Und was macht das Taxigewerbe, oder besser, was KANN es überhaupt machen???
Ziemlich jedem müsste klar sein, dass die autonomen Fahrzeuge das Gewerbe komplett überrollen könnten. Den wichtigsten Schritt haben die Apps bereits geschafft, denn sie haben die Kunden bereits zu sich geholt, wenn nicht mit den Mietwagenbuchungen, dann auch mit den Taxibuchungen, die nur möglich sind, weil sich viele Taxiunternehmer den Raubtierkapitalisten angeschlossen haben, aus reiner Not, oder aus Geldgier, das sei dahingestellt.
Aber letztlich wird auch vor den treu dienenden Unternehmern, die bereits jetzt die Apps unterstützen, kein Halt gemacht. Hat sich schon mal jemand überlegt, wie sich die vielen Millionen an Investitionen rentieren sollen? Bei Uber und Co. denkt man langfristig. Heute kaufe ich die Fahrgäste, morgen ein paar Taxiunternehmer und übermorgen gehört mir die Welt. Und das kann man fast sprichwörtlich nehmen, denn ohne Fahrer und einem Wagen, der 24/7 auf der Straße sein kann, fährt man auch günstiger.
Ubers CEO Dara Khosrowshahi sagte erst kürzlich, dass das Robotaxi-Business ein Potential von mehr als einer Trillion Dollar habe, was einer 1 mit 12 Nullen entspricht. Eine Zahl, die sich normale Menschen gar nicht vorstellen können.
Aus der Sicht des Taxigewerbes sicherlich eine dystopisch gezeichnete Zukunft. Wer eine Lösung hat, der möge sich gerne melden. Zum aktuellen Zeitpunkt jedoch ist maximal unklar, was mit den Fahrern, den Taxiunternehmern und den Taxizentralen geschehen wird. Klar: Es gibt noch die Krankentransporte, aber auch da schleicht sich Uber durch die Hintertür rein und biedert sich bei den Krankenkassen an. Die andere Alternative wäre ein Versuch, sich als Betreiber der autonomen Fahrzeuge zu engagieren. Könnte funktionieren, aber dennoch fischt man bislang mehr oder minder im Trüben, denn man weiß weder, wie teuer die Fahrzeuge sind noch wie viel man für das gesamte Enablement, also die Software, die Schulungen usw. auf den Tisch legen muss.
Kann das überhaupt ein Taxiunternehmer oder eine Zentrale leisten? Wollen das die Wettbewerber überhaupt? Haben Sie doch schon längst Kooperationen mit den Technologieunternehmen abgeschlossen, was sie sicherlich auf die Pole-Position bringt, wenn die Fahrzeuge wirklich verfügbar sind.
Die Zeit, an das Gute im Menschen oder Konzernen zu glauben, ist schon lange vorbei, aber womit greift man an, wenn der Plan fehlt? Streik oder Boykott sind Dinge, die Wirkung zeigen könnten, aber dafür müssten alle Taxler zusammenhalten. Die Vergangenheit hat leider gezeigt, dass man sich nicht mal auf seine Kollegen verlassen kann.
Derzeit bleibt also nur der Kampf für ein Mindestbeförderungsentgelt. Das sollte jeder Mensch verinnerlichen. Das MBE ist im Personenbeförderungsgesetz (PBefG) vorgesehen und dient auch nicht dazu, die Mietwagen platt zu machen, sondern es geht darum, den Wettbewerb auf einen gesunden Boden zu stellen. Natürlich werden dann weiterhin viele illegal agierende Mietwagenunternehmen, wie man sie in Berlin und Frankfurt aufgedeckt hatte, weiter versuchen, am Fiskus vorbeizuarbeiten, aber da sind die Kommunen gefragt.
Also bitte weiterhin nicht die Hoffnung und den Mut aufgeben, sondern alle Kraft in einen guten Service und die Zukunft des Taxigewerbes stecken. Wenn Preis/Leistung stimmen, dann haben wir auch weiterhin eine faire Chance, unsere lieben Fahrgäste von A nach B zu befördern.
Einen guten Start in das neue Jahr wünscht








