„Wer ist dabei, wer ist raus?“ war die Frage der Konferenz „Taxi & Mobility Update 2018“ in Brüssel, auf der sich Taxibetreiber, Gewerbevertreter, Behördenvertreter, Zulieferer des Transportmarktes, Forscher und Experten aus vielen Ländern weltweit über die Herausforderungen des Taxi- und Mietwagenmarktes der Zukunft austauschten.
Einen Überblick über den sich rasant verändernden Mobilitätsmarkt und die daraus resultierenden Herausforderungen gab die Veranstaltung am Donnerstag und Freitag. Die neuen Plattformen, zusammmengefasst unter ‚Mobilität als Service‘ (Maas, mobility as a service), autonome Fahrzeuge, intelligente Transportsysteme waren ebenso unter den abgehandelten Themen wie rechtliche Aspekte, die wirtschaftlichen Entwicklungsdaten und natürlich der Einfluss von Uber und ähnlichen Anbietern.
Über den Stand der Entwicklungen autonomer Fahrzeuge und deren tatsächliche Zukunftsfähigkeit wurde aus neutraler, wissenschaftlicher Sicht von Prof. Dr. Lieselot Vanhaverbeke (Universität Brüssel) berichtet. Das fahrerlose Fahrzeug würde noch sehr lange auf seine Einführung warten müssen – und hier sei die Rede von Jahrzehnten und nicht von Jahren. Das sieht der Technologieberater Alwin Bakker aus Rotterdam genauso.
Warum man trotz der Uber-Urteile des Europäischen Gerichtshofes keine Entwarnung geben konnte, ergab sich aus den Schilderungen über die Auswüchse des Taximarktes der Niederlande nach der Deregulierung. So stellte man aus dem Publikum die naheliegende Frage, ob so etwas auch Deutschland bevorstehen könnte. Einen Überblick über das erfreulicherweise noch gut organisierte deutsche Taxigewerbe gab der Jurist Herwig Kollar (BZP). Er ging dann auf die Herausforderungen ein, die sich aus einer möglichen Reform des Personenbeförderungsgesetzes sowie den neu auf den Markt drängenden Verkehrsanbietern ergeben könnten.
Wo werden sich Taxis in den „smart Cities“ – den intelligent optimierten, digital vernetzten Städten der Zukunft- wieder finden? „Die Personenbeförderung war schon immer ein chaotisches Geschäft – und wird es auch in Zukunft bleiben,“ fasste Michael Galvin seine Erfahrungen aus der Praxis zusammen – als relativierende Antwort auf die vorgestellten, visionären Pläne der Technologie- und Fahrzeugindustrie. Der Chef des operativen Geschäftes der Vermittlungsplattform Karhoo warb dafür, bei den befürchteten Umbrüchen durch Deregulierungen und neuen Konkurrenten aktiv zu werden, Gespräche zu führen und so die eigene gewerbliche Zukunft mitzugestalten.
Simon Buggey von der Londoner Genehmigungsbehörde TfL stellte sich einiger Kritik im Umgang mit der Lizenzvergabe für mittlerweile 120.000 Fahrzeuge im Taxi- und Mietwagengewerbe der britischen Hauptstadt. Unter vielen anderen interessanten Beiträgen gaben zum Beispiel die Taxi-Unternehmer Peter Schenkman aus New York City, Londoner Kollege Steve McNamara (Londoner Taxifahrer-Vereinigung LTDA) und Irina Zaripova (Direktorin der Taxibehörde Moskaus) einen Einblick in viele verschiedene Entwicklungen; aus New York und London wurde eindringlichst vor Ubers Geschäftsmethoden gewarnt.
Eingeladen hatten die Journalisten und Herausgeber Katie Challans und Wim Faber, die u.a. die unabhängige Informationsplattform „Mobility Intelligence“ betreiben, zusammen mit Peter Schenkman. Sie rundeten mit interessante Einsichten in das Geschäft die gelungene, von Richard Harris – einem Fachmann der Branche – humorvoll moderierten Veranstaltung ab. Im Rahmenprogramm konnte man den neuen britischen TX5 von LEVC in Augenschein nehmen, der jetzt auch auf dem Kontinent von Green Road vertrieben wird, es gab Informationen über die Fahrzeuge von Karsan und das Angebot von Karhoo. prh
Coverfoto: Wim Faber, © Taxi & Mobility Update 2018.
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Also wenn wir das Taxigewerbe nicht reformieren und für die Zukunft fit machen sind wir definitiv als erste raus.