Die Taxibranche in den Niederlanden, deren Umsätze zu 75 % von vertraglich geregelten Sozialfahrten abhängig sind, steckt in einer schweren Krise. Die meisten der 40.000 Taxifahrer des Landes arbeiten in diesem Auftragsbereich, lediglich 6.000 sind als selbstfahrende Taxiunternehmer im Gelegenheitsverkehr vorranging in größeren Städten wie Amsterdam, Rotterdam, Den Haag und Utrecht tätig. In nur zwei Jahren sind die Umsätze der Branche von EUR 2,3 Milliarden (2011) auf EUR 2,1 Milliarden (2013) gefallen.
Aufgrund von umfassenden Spar- und Umstrukturierungsmaßnahmen im Sozialbereich – wobei Gemeinden in diesem Bereich mehr Verantwortung erhalten haben – mussten viele Unternehmen der Branche Fahrer entlassen und nicht wenige kämpfen mit dem Konkurs. Über die Krise wird sogar in landesweiten Zeitungen wie De Volkskrant berichtet, in der Henk van Gelderen, Direktor des Social Fund Taxi (SFT) erklärte: „Aufgrund der Reduzierung der Gebühren, die die Gemeinden für diese Fahrten zahlen, scheuen viele Unternehmen davor zurück, sich an Ausschreibungen in diesem Bereich zu beteiligen.“ Van Gelderens SFT – gemeinsam von Gewerkschaften und dem Taxigewerbe gegründet – überwacht die Einhaltung der Sozialabkommen und Tarifverträge. Er geht davon aus, dass mehr als die Hälfte der 1.100 Taxiunternehmen des Landes Ende des Jahres rote Zahlen schreiben werden.
Die Situation ist bereits seit Jahren problematisch, da sich die Preise für Ausschreibungen in einer Abwärtsspirale befinden. Mittlerweile wird es allerdings dramatisch, da 44 Unternehmen innerhalb der ersten acht Monate dieses Jahres Konkurs angemeldet haben – das ist ein Drittel mehr als im Vergleichszeitraum 2013. Zu den neuesten Opfern zählen das älteste Taxiunternehmen in Holland und zwei große regionale Taxiunternehmen mit 120 bzw. 200 Mitarbeitern. Viele Unternehmen wurden Opfer des Wettbewerbs bei Ausschreibungen, die geringe oder gar keine Gewinnmargen boten. Einige Unternehmen betreiben Preisdumping und behalten ihre Aufträge nur, weil sie ihre Mitbewerber unterbieten – immer in der Hoffnung, die Verluste durch andere Aufträge wieder wettmachen zu können.
Als Hauptübeltäter gelten die massiven Sparmaßnahmen und die Umstrukturierung im Transportwesen im Sinne des Gesetzes zur sozialen Unterstützung (WMO). Bei der letzten Sitzung der Mitglieder des nationalen Taxiverbands KNV Taxi hatte der Vorsitzende Bertho Eckhardt einige rigorose Warnungen parat: „Stellen Sie sich darauf ein, dass die Dinge schlimmer werden. Die alten Zeiten kommen nicht wieder.“ Bezeichnenderweise hat der Verband seinen alljährlichen Gala-Abend abgesagt und daraus eine nüchterne Veranstaltung für seine Mitglieder gemacht.
Eckhardt ließ durchblicken, dass andere Arten des Transports, z. B. für das Gesundheitswesen oder Versicherungen, durch die strengeren Anforderungen und verminderten Gebühren ebenfalls zu geringeren Umsätzen führen werden. Viele Bereiche der vertraglich geregelten Krankenfahrten und halböffentlichen Beförderungsaufträge wurden an Ehrenamtliche übergeben. Aus Sicht der Kunden und der Taxiunternehmen zeigt das traditionelle Gefüge der sozialen Unterstützung erste Auflösungserscheinungen. Herkömmlicherweise hängen Taxiunternehmen direkt und indirekt von Regierungsaufträgen und -finanzierungen ab. Bisher waren es die Taxiunternehmen und ihre Fahrer, die hochqualitative Leistungen für ältere Menschen und Menschen mit Gehbehinderungen angeboten haben. Die Frage ist, ob Ehrenamtliche Dienstleistungen der gleichen Qualität bieten können. Ein Geschäftsmodell sieht vor, die Arbeit Ehrenamtlichen zu übertragen, allerdings überwacht und organisiert von Taxiunternehmen. Heutzutage scheint es am wichtigsten zu sein, die Aufträge so billig wie möglich abzuwickeln. Dieser Trend beunruhigt Organisationen, die sich für ältere Menschen und Menschen mit Gehbehinderungen einsetzen.
In den großen Städten leiden Taxizentralen und selbstfahrende Taxiunternehmer unter nicht lizenzierten Wettbewerbern wie UberPOP, die private Fahrer und Fahrzeuge einsetzen. Bis vor kurzem hatte Uber UberBlack und UberLux im Angebot, die lizenzierte Taxifahrer und Fahrzeuge eingesetzt haben. Die aktuelle Revision der niederländischen Taxigesetze sieht vor, dass die neuen Möglichkeiten zu Fahrgemeinschaften in die neuen Taxigesetze eingebunden werden.
Ein Beitrag von Katie Challenge von unserer Partner-Website taxiintelligence.com