Was machen in diesen Zeiten Taxiunternehmen im Ausland, die wie teilweise in Deutschland bis zu 90 Prozent stillgelegt sind? Sie geben ihren Optimismus nicht auf und freuen sich auf den für nächste Woche angekündigten Re-Start. Die Auswirkungen der letzten Wochen sollen dabei aber in dauerhafter Erinnerung bleiben.
Im Würgegriff eines nie dagewesenen wirtschaftlichen Shutdowns hat sich eine Regionalzeitung in Friesland (Niederlande) eine neue Serie mit Dronen-Fotografie einfallen lassen: „Überraschende Spuren der Coronakrise in Industriegebieten“. Dabei fiel die Motivwahl letzten Samstag auf ein Taxiunternehmen in der Friesischen Provinz Kootstertille. Taxi Waaksma. Das regionale Taxiunternehmen fand die momentane Situation so besonders, dass man seine stationäre Flotte von oben hat fotografieren lassen.
Fast jeder der 115 kleinen und großen Minibusse und fast jedes Taxi steht seit Wochen schön aufgereiht auf dem Waaksma-Betriebsgelände und wartet auf die Neu-Aufnahme der Aktivitäten am 11. Mai. Der Stillstand auf dem Foto symbolisiert die Geschichte aller Dinge, die plötzlich nicht mehr erlaubt waren: Fahrgäste nach Amsterdam zum Schiphol-Airport fahren, Kinder zur Schule oder in ein Heim zu bringen, Kunden zu Veranstaltungen, Sportwettbewerben, Bars, Geschäftstreffen und Konferenzen befördern. Nur noch 15 Taxis und Minibusse sind täglich unterwegs. Normalerweise fahren die 200 Mitarbeiter der Firma täglich etwa 1.800 Fahrten.
Nur die notwendigsten Aufträge werden ausgeführt, erzählt Geschäftsführerin Martine Waaksma: „Beförderung von Patienten und Sozialfahrten.“ Eine Reihe von Bussen wurden speziell für „Corona-Kunden“ angepasst, die positiv auf das Virus getestet worden waren. In diesen Bussen gibt es einen Trennschutz zwischen Fahrer und Kunden. Beide tragen auch eine Maske und Handschuhe. „Nach der Fahrt wird der Bus komplett desinfiziert und gelüftet.“
Waaksma hat berechnet, ob es nicht besser wäre, die stehenden Fahrzeuge vorübergehend aus der Versicherung zu streichen. Es hätte sich nicht gerechnet. „Die Fahrzeuge als Taxi abzumelden und die Streichung aus der Versicherung würde sich in unserem Fall nachteilig auf die Rückerstattung des BPM auswirken.” BPM ist im Nachbarland eine PKW-Ankaufsteuer, wovon Taxiunternehmen ausgenommen sind. Die Situation ist schlimm für Taxi Waaksma, die meisten Mitarbeiter sind zu Hause.
Das Unternehmen ist ein typisches niederländisches Taxiunternehmen, das zu mehr als 80 Prozent Vertragsfahrten im Sozialbereich ausführt. „Für unsere Sozialfahrten erhalten wir von den meisten Kommunen und Krankenkassen eine Entschädigung für maximal 80 Prozent der nicht ausgeführten Fahrten“, fügt Waaksma hinzu. „Für den Verlust des sonstigen Umsatzes, für den wir das NOW-Programm und TOGS beantragt haben, ist keine wirksame Entschädigung möglich. Wir hoffen allerdings die Zeit zu überbrücken, in der es nicht möglich ist, zu fahren.“
NOW ist eine Regelung, womit Mitarbeiter drei Monate zu 90 Prozent bezahlt werden, wenn der Umsatzverlust über drei Monate wenigstens 20 Prozent beträgt; TOGS ermöglicht eine einmalige Prämie von maximal 4.000 Euro, um andere Betriebskosten zu decken. Die Taxibetriebe in den Niederlanden kamen bei diesen Maßnahmen übrigens erst nach wiederholten Appellen an die zuständigen Minister zum Zuge.
Und wie ist die Atmosphäre im Betrieb? „Wir bleiben optimistisch und bemerken auch, dass die Mitarbeiter ebenfalls voller Zuversicht sind und es nicht erwarten können, bis sie wieder den Schülertransport zu Grundschulen und den Kindertagesheimen aufnehmen dürfen.“ Die Zeit des Stillstands wird am 11. Mai hoffentlich ein Ende haben. Sollte die Drohne dann nochmal vorbeifliegen, wird sie hoffentlich nur ganz wenige weiße Taxis und Busse fotografieren. wf