Wenn ungenügende öffentliche Verkehrsverbindungen die Mobilität der Menschen beeinflusst, dann sollten diese Lücken mit dem Gelegenheitsverkehr, sprich Taxi, überbrückt werden. Rund zwei Monate vor der Kommunal- und Beiratswahl hat der Kaarster Seniorenbeirat einen Antrag für ein Seniorentaxi für Menschen ab 65 Jahren und Behinderte gestellt.
Nach einem Bericht von rp-online fordert der Seniorenbeirat in Kaarst (NRW), dass Menschen ab 65 Jahren für fünf Euro pro Fahrt mit dem Taxi fahren können. So würden die Senioren besser und einfacher zu den Geschäften und Ärzten in Kaarst kommen. „Die öffentlichen Verkehrsanbindungen lassen zu wünschen übrig“, sagte Manfred Schmidt, Vorsitzender des Seniorenbeirats vergangene Woche gegenüber der Zeitung., „Es gibt in Holzbüttgen, Büttgen und Vorst viele Senioren, die nicht von A nach B kommen. Einige waren auch schon bei mir in der Sprechstunde, denen sind schon 500 Meter zu viel“. sagt Schmidt dem rp-online.
Der Vorsitzende bringt gleich mehrere Vorteile eines Seniorentaxis auf: Ein Seniorentaxi würde einige Rentner dazu bringen, ihr Auto abzumelden. Die Taxifahrer wären besser ausgelastet, die Parkplatznot würde sich verringern und die Luft in der Stadt würde sauberer werden.
Zuspruch kommt auch aus der Politik. „Die Mobilitätsmöglichkeiten für Senioren weiter auszubauen, ist ein wichtiges Anliegen, dass ich voll unterstütze“, sagt Lars Christoph, Bürgermeisterkandidat der CDU. Seine FDP-Konkurrentin Ursula Baum meint: „Es sind zu diesem Thema viele Varianten möglich, die hierbei überlegt werden sollten. Älteren Menschen wird so weiterhin die aktive Teilhabe am städtischen Leben ermöglicht und kann das Mittel für eine selbstbestimmte aktive Lebensweise und gegen eine Vereinsamung sein, ohne ein eigenes Fahrzeug weiter führen zu müssen.“ Nina Lennhof, Bürgermeisterkandidatin der Grünen, hält ebenfalls den Antrag für eine gute Idee, „wenn man dadurch Mobilität für Menschen ermöglicht, die ansonsten immobil sind, und es dazu beiträgt, Autos aus der Stadtmitte rauszuhalten“. SPD-Kandidat Lars Kuhlmeier glaubt, dass der öffentliche Nahverkehr noch Luft nach oben hat. „Die Idee mit dem Seniorentaxi kann einen wichtigen Beitrag für die Mobilität unserer Senioren leisten, gerade in einer Übergangsphase, bis der ÖPNV besser funktioniert“, so Kuhlmeier.
Hinsichtlich der Finanzierung scheint man sich im Beirat noch mehrere Optionen offen zu halten. Eine Pauschalfahrt müsse mit den Taxiunternehmen ausgehandelt oder die Differenz von der Stadt finanziert werden. Das Projekt soll vorerst für ein Jahr getestet werden. Sollte es positive Rückmeldungen geben, könne man die Laufzeit verlängern. hs
Vorsicht vor Uber!
Anmerkung der Redaktion: Die durch einen ausgedünnten ÖPNV entstandene Mobilitätslücke durch vergünstigte Taxifahrten zu schließen, ist keine neue, aber eine sehr sinnvolle Idee. Positiv ist auch, dass sich das die Lokalpolitiker parteiübergreifend vorstellen können. Es ist aber auch kein Wunder, denn in Kaarst wird am 13. September gewählt. Nicht nur ein neuer Bürgermeister*In, sondern auch der Sozialbeirat. Insofern drücken wir die Daumen, dass sich die Wahlgewinner hinterher noch an ihre Pläne erinnern.
Die Kaarster Taxi- und Mietwagenunternehmen sollten dieser Idee jedenfalls sehr proaktiv gegenüberstehen und ein für beide Seiten schlüssiges und rechtlich mögliches Finanzierungskonzept vorlegen. Sonst kann es passieren, dass die Idee mit einem Drittanbieter umgesetzt wird. Die Uber-Projekte in Kirchheim bei München und Falkensee nahe Berlin seien ein warnendes Beispiel.
Eine der Bürgermeister-Kandidaten hat dies ja auch bereits zwischen den Zeilen angedeutet: Ursula Baum spricht von „vielen möglichen Varianten.“ Frau Baum kandidiert übrigens für die FDP und deren Nähe zu Uber & Co ist ja hinlänglich bekannt.
Die Forderung, eine bestimmte Personengruppe vom Taxitarif auszuschliessen ist unlauter.
Wer dies trotzdem möchte und das dann auch noch mit einer Unterschreitung des Tarifes einhergeht, soll sich doch bitte vorher informieren, wie so etwas zu finanzieren ist.
Sonst kann’s passieren, dass ein gut situierter und fitter Senior von einem Taxifahrer befördert wird, der -um diese Fahrt überhaupt ausführen zu dürfen- auf einen Großteil seines eh schon zu geringen Lohnes verzichtet.
Wer jetzt dem Taxigewerbe nahelegt ‚proaktiv‘ dem Ganzen gegeüberzustehen, sollte eher mal recherchieren, ob sich das für die von Uber vermittelten Fahrzeuge überhaupt rechnet und wenn Ja, dann bitte: Wie ?