Wie mehrere Medien übereinstimmend berichten, hat der umstrittene US-Fahrtenvermittler “Uber” das Taxi- und Mietwagen-Softwareunternehmen “Autocab” gekauft. Vor zwei Jahren hatte sich Autocab noch auf der Europäischen Taximesse als potenzieller Netzwerkpartner europäischer Taxivermittlungen präsentiert.
Mit dem Kauf will Uber auch außerhalb der Großstädte aktiv werden und die Märkte jenseits der großen Ballungsräume in Großbritannien (und in anderen Ländern) über Taxizentralen bedienen. Infolgedessen erwartet Uber, dass der Markt dort auf 170 Gebiete anstatt auf die derzeit 40 größten Städte expandiert. „Jeden Monat öffnen Tausende von Menschen die Uber-App an Orten, an denen das Unternehmen nicht vertreten ist, um eine Fahrt zu buchen“, sagte Uber in einer Erklärung, in der man auch betonte, dass Autocab weitgehend unabhängig bleibe.
Uber hat die Übernahme in einer Hochphase des in Manchester ansässigen Taxi-Software-Unternehmen Autocab vereinbart: Autocab, das bereits in 30 Ländern mit Taxis und Mietwagen aktiv ist, machte gerade internationale Fortschritte. Das von CEO Safa Alkateb geführte Unternehmen hat sich stets nachdrücklich als Partner des Taxi- und Mietwagensektors profiliert.
Uber hofft nun, dass jene Partner „zusätzliche Verdienstmöglichkeiten“ nutzen wollen. Ein gut informierter britischer Berater im Taxisektor hat daran erhebliche Zweifel. Er glaubt, dass diese Übernahme einer großen Anzahl von Taxiunternehmen, die heftig mit Uber konkurrieren, nicht gerade gefallen wird. Eine Reihe von Autocab-Kunden wird sich durch diese Akquisition „betrogen“ fühlen. Der Berater erwartet auch, dass „einige“ Taxiunternehmen sich nach einem anderen Buchungssystem umsehen wollen.
Uber und Autocab unterstreichen derweil, dass die Akquisition und Integration von Uber in Autocab den Partnern zusätzliches Einkommen garantiert. Uber hat Autocab außerdem zugesagt, den Ausbau des Taxisoftwaresystems zu finanzieren. In Städten wie London, in denen Uber bereits aktiv ist, findet die Integration übrigens nicht statt.
Wie weitere Taxi-Insider zudem bestätigen, standen die Verantwortlichen von Autocab seit der oben angesprochenen Taximesse auch in vielversprechenden Gesprächen mit taxi.eu. Mittels einer gemeinsamen Schnittstelle hätten beide Buchungssysteme ihren App-Nutzern dann auch die Taxivermittlung in den Märkten des jeweils anderen Anbieters ermöglichen können. Dazu dürfte es nun nicht mehr kommen. wf
Anmerkung der Redaktion: Im Haifischbecken der Personenbeförderung wird mit diesem Kauf wieder einmal deutlich, dass Moral oder gar Loyalität auf der Management-Ebene nicht sehr ausgeprägt sind. Autocab verkauft sich an ein Unternehmen, das seit 2016 keinen neuen Standort in Großbritannien hinzugefügt hat und dessen höchst lukrative Londoner Betriebslizenz gerade gefährdet ist, da das Unternehmen laut der Genehmigungsbehörde Transport for London (TfL) nicht auf eine “sichere und zuverlässige Weise” arbeitet. Nun agiert mit Autocab ein Unternehmen als Türöffner, das mit Unterstützung des Taxigewerbes groß geworden ist.
Da werden Erinnerungen an mytaxi wach, das als Free Now seine frühere Taxi-DNA in Richtung Mietwagen mutiert hat. Auch Taxify hat die Seiten gewechselt. Und eCAB, ein weiterer eurpäischer Taxivermittler, vor einigen Jahren unter großer Unterstützung der Pariser Taxizentrale G7 gestartet, spielt keine Rolle mehr. Somit ist mit taxi.eu nur noch ein europaweit agierendes Netzwerk übrig, das in der Hand des Taxigewerbes liegt.