Wer bei Google Maps eine Zieladresse eingibt, kann sich bei der Routenplanung auch die Option „Taxi / Fahrdienste“ anzeigen lassen. In Großstädten wird dann an erster Stelle Uber bzw. Free Now angezeigt.
Für Hermann Waldner, Vizepräsident des Bundesverband BVTM, ist das ein weiterer wichtiger Grund, eine kommunale Option für eine Vorbestellfrist einzuführen.
Das Sortierkriterium bei Google-Maps für eine Routenführung ist die schnellste Verfügbarkeit, anschließend der Preis. Bei einer beispielhaft und mehrmals im laufe eines Tages durchgeführten Fahrtanfrage vom Konrad-Adenauer-Haus in Berlin zum Brandenburger Tor (der Route der großen Taxidemo vom vergangenen Freitag) wird als erste Option ein Free-Now-Mietwagen, als zweite Alternative ein Uber-Fahrzeug angezeigt (manchmal auch umgekehrt). Das Taxi würde vielleicht auf Platz drei folgen, es werden aber nur zwei Optionen geboten. Eine Fahrt mit Uber kostet laut Google Maps 7-9 Euro, mit Free Now 6-8 Euro. Verfügbar wären beide Fahrzeuge in 1 bzw. 2 Minuten, was bei Einhaltung der Rückehrpflicht dauerhaft nicht möglich sein kann.
Diese Berechnung der Anfahrtszeit ist eine Vorgabe der Fahrdienstleister und kann deshalb sehr manipulativ eingesetzt werden. Den Beweis dafür liefert Hermann Waldner, Vizepräsident des Bundesverbands Taxi BVTM und Inhaber der Funkvermittlung „Taxi Berlin“.
„Ich habe das mal ausprobiert und einfach in unserem Taxisystem in der Berechnung der Taxi-Anfahrt eine Minute weggelassen. Prompt waren UBER und Free Now ein paar Tage später wieder schneller in der Prognose ihrer manipulierten Ankunftszeit beim Kunden“, schildert Waldner in einem aktuellen Brief an Verkehrspolitiker. „Der Kunde muss in der Google-Auswahl gar nicht mehr schauen, was die anderen bieten, sondern kann dann immer gleich den bei Google Maps erstgenannten Anbieter als den gewohnt Besten nehmen. Wir kennen dieses Prinzip und dessen Auswirkung ja schon von Amazon.“
Meist würde die angegebene Anfahrtszeit dann nicht stimmen, sowohl Uber als auch Free-Now-Mietwagen benötigen in der Regel länger als die versprochenen eine oder zwei Minuten. Entscheidend ist aber, dass der Algorithmus von Google ausgetrickst wurde, denn dieser belohnt den Schnellsten und Billigsten und setzt ihn automatisch an die 1. Stelle der Auswahl.
Für Waldner ist dies ein weiterer Beleg, dass die gesetzlich vorgeschriebene Rückkehrpflicht von Uber- und Free-Now-Partnern nicht eingehalten wird. Deshalb muss den Kommunen in der Konsequenz die rechtliche Option gegeben werden, eine Vorbestellfrist für Mietwagen festlegen zu dürfen.
„Diese Geschichte bekommen sie alleine mit einer Rückkehrpflicht überhaupt nicht mehr in den Griff und ich glaube auch nicht, dass unser Gemeinwesen so viele nicht unbedingt nötige Kontrollkräfte einstellen möchte, um hier auch nur annähernd eine Ordnung zu schaffen“, ist sich Waldner sicher. Stattdessen könne jedoch bei Einführung einer Mindestvorbestellfrist für Mietwagen jeder Kunde und jeder Wettbewerber so ein Angebot viel leichter und vielleicht sofort zu Fall bringen. jh
Eine Mindesvorbestellfrist finde ich den falschen Weg und auch Rückschrittig. Moderne Technologie wird sich durchsetzen und wäre die Taxi-Lobby nicht so Sturköpfig, hätte sie die Chancen in der Vergangenheit auch erkannt und genutzt. Lieber wird an einem veralteten Tarif-System festgehalten, welches so durch den technologischen Fortschritt in Deutschland einfach nicht mehr funktioniert, es sei denn, der Fahrgast ist 70 Jahre und älter. Schafft die Tarife ab und setzt auf das gleiche Transparente Modell wie Uber und Co. Von denen man ja halten kann was man will, aber ich höre immer nur Beschwerden und Beschwerden, aber einfach keine Lösung, außer den anderen Wettbewerber ständig in die Beine zu Grätschen. Wie wäre es, mit eigenen Konzepten und Ideen und mit diesen auf den Gesetzgeber zugehen?
„Die Rückkehrpflicht nicht einhalten“ – Finde ich übrigens im Beitrag ziemlich übertrieben und stellt eine Behauptung dar. Bei Uber, und das zeigt mir das hier nicht recherchiert wurde, gibt es bereits diese Option. Wer als Fahrer nicht zurück kehrt, wird aus dem System „ausgeloggt“. Warum die Ankunftszeit bei 4 Minuten liegen kann? Ganz einfach, weil Fahrgäste im Innenstadtbereich extrem häufig aufkommen. Eine Fahrt wird am Potsdamer-Platz beendet, natürlich bin ich dann wieder frei, denn ich darf ja auf dem Weg zurück zum Betriebssitz Fahrgäste aufnehmen. Kommt dann eine Fahrt rein, dann bin ich natürlich in 2 Minuten am Brandenburger Tor. Das gleiche auf bei FreeNow.
Also bitte immer realistisch bleiben.
Lieber Tobias, danke für Ihren Kommentar, zu dem wir aber doch einiges anmerken müssen:
1. Eine Abschaffung der Tarife würde auch automatisch bedeuten, dass Taxis keine Beförderungspflicht mehr haben, denn wenn ein Fahrer keine Lust auf eine Fahrt hat (weil sie wirtschaftlich nicht lukrativ genug ist, kann der den Preis so astronomisch hoch setzen, dass keiner mehr fahren will.
2. Wenn sich ein Wettbewerber illegal verhält, ist es kein „In die Beine grätschen“, wenn der von dieser Wettbewerbsverzerrung betroffene sich dagegen wehrt.
3. Bitte werfen Sie uns nicht vor, schlecht recherchiert zu haben, denn das, was Sie hier ansprechen, haben wir selbstverständlich auch bereits veröffentlicht. Wir haben sogar noch weiter recherchiert und dabei entdeckt, dass diese Uber-Option von den Teilnehmern größtenteils geschickt umgangen wird. Beispielhaft wollen wir Ihnen hier drei Links zeigen:
https://taxi-times.com/der-systematische-betrug-der-uber-und-free-now-partner/
https://taxi-times.com/welt-berichtet-von-uber-verstoessen/
https://taxi-times.com/ard-berichtet-ausfuehrlich-ueber-die-uber-verstoesse-und-die-pbefg-novelle/
Wir denken, nach diesen Zeilen sollten Sie den von ihnen Realismus für sich selber neu definieren.
Hallo Redaktion,
vielen Dank für Ihre Stellungnahme und die Zahlreichen Infos dazu. Ich habe sie mir alle durchgelesen und gehe gerne vorab auf Ihre drei Punkte ein, bevor ich konkret zu den Seiten komme.
Dann ist es eben so. Der Fahrpreis wird vorab nicht angezeigt. Man weiß auch bei Freenow, Uber oder Bolt erst wo es hin geht, wenn man den Fahrgast bestätigt hat und er im Auto sitzt. So wäre es doch beim Taxi auch, oder etwa nicht? Wer schmeißt denn den Fahrgast dann raus, wenn der Fahrgast nur 2km weit fahren will?
Das stimmt so nicht. Es sind die Fahrer oder Subunternehmer, die sich Illegal verhalten und auch hier gibt es gute Unternehmer und eben die schwarzen Schaafe. Ich nenne nur in der Taxi-Branche die Unternehmer und Fahrer, die illegal zum BER fahren um Fahrgäste aufzunehmen.
Auch hier gibt es natürlich in jedem System lücken. Auch das hat Uber bereits nachgebessert. Ich will Uber nicht in den Schutz nehmen, fahre auch nicht für Uber und bin weiß gott kein Fan des Unternehmens, um das einmal klar zu stellen. Jedoch bin ich ein großer Fan von moderner Mobilität zu realistischen Preisen. Warum der Fahrer aus dem Beitrag https://taxi-times.com/der-systematische-betrug-der-uber-und-free-now-partner/ nur 28% des Umsatzes bekommt, ist mir ein Rätzel, dazu mehr unten.
Beitrag: https://taxi-times.com/der-systematische-betrug-der-uber-und-free-now-partner/
“Deshalb bin ich offline schnell weit weggefahren und habe mich dann wieder bei der Uber-App angemeldet. Anschließend bin ich langsam im Zick-Zack-Kurs zum Betriebssitz gefahren.” – Ein gängiger Trick, den Uber mittlerweile auch kennt und gegen steuert, indem erst sehr verzögert wieder auf “Online” gestellt wird, wenn das System an Ort A beendet wurde um dann an Ort B (bspw. 15km weiter) neu zu starten, während einer Schicht. Die Option gibt es bei Freenow und Bolt nicht, das stimmt.
“Es ist Sklavenarbeit, und was die Zukunft mit sich bringt steht aktuell in den Sternen.” – Ja war es, in der Panadmie-Hochphase, das stimmt. Aktuell bzw. seit gut einem Jahr hat sich das wieder normalisiert. So sind auf Umsatzbeteiligung Stundenlöhne von 15€ locker drin. Es sind in 12h-Schichten auch keine 8 bis 15 Fahren mehr, sondern locker, und das ist nicht übertrieben 30 bis 40. Natürlich immer auch leicht abhängig von der Uhrzeit, aber ich kann sagen, dass meine Kollegen (und keiner von denen fährt 12h, sondern eher 8) um die 30 Fahren pro Schicht hat. Für Uber fährt dort keiner mehr, liegt aber auch an den extrem hohen Abgabe (30%).
Ich halte die Rückkehrpflicht, auch in Zeiten von Klimawandel und Co. für absolut falsch. Solange die Flotte nicht auf E-Autos umgestellt wird, ist das blödsinn und wie man sieht, gibt es genug Trickserei. Ich wäre für Faire-Bedingungen für beide Seiten, aber von der Taxi-Lobby kommt nur ein Verbot und zu was Verbote führen, wissen wir ja in Deutschland.
Wo ist übrigens das Problem, als Taxi-Lobby die “Pooling-Option” anzubieten bzw. warum geht man damit nicht auf den Gesetzgeber zu, oder habe ich etwas übersehen, korrigieren Sie mich gerne.
Wir sind uns einig, dass es klare Spielregeln geben muss, aber dann auch bitte für beide Seiten. Ich finde es falsch, immer von Verboten zu sprechen oder von Regelungen die es nur für Seite A aber nicht für Seite B geben soll. Das Argument “Wir sind vor Uber da gewesen” oder “Das ist gegen dieses Gesetz und dieses Gesetz” finde ich falsch. Natürlich muss sich an Gesetze gehalten werden, ohne Frage, aber wenn es eine Anpassung bedarf, dann muss es diese auch geben und zwar für beide Seiten (Taxi und Mietwagen). Es bringt keinem etwas, Novellen zu Blockieren o.ä. und zu sagen man schade dem und dem. Wenn es danach ginge, würden wir heute noch mit Pferdekutschen fahren, wenn keiner die Innovation voran getrieben hätte. Deshalb ist meine Bitte, da ich auch viele Punkte aus der Taxi-Branche verstehe und nachvollziehen kann, gehen Sie konkret mit Forderungen auf die Politik zu und unterstreichen Sie Ihre Freiheiten und setzen Sie Ihre Vorteile heraus. Auch wenn es bedeutet, dass man Tarife anpassen und alte Standards ändern muss. Aber auch der Taxi-Lobby muss eine stetige Veränderung möglich sein bei der man kämpft und nicht mit erhobenem Zeigefinger in seinem Schneckenhaus sitzt.
Hallo Torben, danke für diese sehr ausführliche Darstellung. Aus Zeitgründen können wir hier nicht auf alles eingehen, wollen daher nur einen Punkt kurz ansprechen: Wenn in 12 Stunden 30-40 Fahrten durchgeführt werden, bedeutet das, dass pro Stunde drei Touren gefahren werden. Da eine Stunde allerdings eine unveränderbare Konstante hat, nämlich 60 Minuten, dürfte jede Fahrt im Schnitt maximal 20 Minuten dauern. Rechnet man noch dazu, dass zwischen Absetzen des letzten Fahrgastes und Wiederaufnahme des nächsten Fahrgastes mindestens 5 Minuten vergehen (da ja äußerst selten an der Ausstiegsadresse sofort der neue Fahrgast zusteigt) darf jede Fahrt also maximal 15 min. dauern. In jeder Großstadt liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit bei rund 25 km/h. Das heißt also: Pro Tour können im Schnitt 6 km zurückgelegt werden. Wenn also ein Fahrer mit Umsatzbeteiligung (sagen wir mal 50%) auf 15 € Stundenlohn kommen will, dann müsste er in dieser Stunde 39 Euro Umsatz fahren. Somit müsste eine Tour über 6 Kilometer mindestens 13 Euro kosten. Dann wären Uber. Bolt und Free Now preislich auf dem Niveau einer Taxifahrt – was sie aber eben nicht sind. Von daher sind Ihre Aussagen stark anzuzweifeln und auch aus rechtlicher Sicht gefährlich, denn indirekt steckt in dieser Aussage auch ein Verstoß gegen die Arbeitszeit- und Pausenregelungen.
Warum meine Aussagen anzuzweifeln sind, kann ich nicht nachvollziehen, da Sie sich nicht auf die Realität sondern Statistiken beziehen und “Durchschnitte”, die mit dem Alltag nur bedingt etwas zu tun haben. Gerade Nachts ist die Durchschnittsgeschwindigkeit in Großstädten deutlich höher, selbst am Tag finde ich 25km/h pauschal etwas absurd. Ich bin lange in der Branche tätig gewesen und ich kann Ihnen versichern, dass in einer 8 Stunden Schicht ein Lohn von 12 – 15€ deutlich machbar ist. Sicher gibt es auch mal eine Stunde, wo man nur bei 9 oder 10€ liegt, aber gerade am Wochenende ist der Stundensatz z.T. sogar noch höher (exkl. Trinkgeld). Sie wissen doch selbst, dass Taxifahrer am Tag keine Durchschnittsgeschwindigkeit von 25km/h haben. Fragen Sie doch mal einen Kollegen, was das Fahrzeug-Dashboard anzeigt.
Man kann sich das ganz natürlich auch schlecht reden oder so legen, dass es passt, so wie Sie es hier tun. Mit genauen Stundensätzen, die nicht auf Durchschnitten berechne- und die fernab jegliche Realität sind müssen sich im Zweifel Ökonomen beschäftigen.
Ich möchte abschließend nur noch einmal betonen das ich weder Uber gut heiße noch irgendeine Partei ergreife. Ich möchte aber, dass Fair berichtet wird und nicht nur einseitig immer die Taxifahrer die Leittragenden sind. Wie schon in meinem vorherigen Post erwähnt, würde ich mir weniger “Klagen” von den Taxifahrern wünschen, denn das können die deutschen sehr gut, sondern vielmehr Taten. Gehen Sie auf die Politik zu, hören Sie auf Verbote zu fordern sondern suchen Sie nach Lösungen (z.B. der Austritt aus den starren Tarifen). Denn ich sage Ihnen eins, Verbote werden nichts bringen technologischen Fortschritt zu etablieren und mit dem ständigen Gepolter gegen “Uber und Co.”, werden Sie, die Taxibranche, am Ende die Verlierer sein. Ich nenne nur Beispiele wie Nokia oder Kodak, die sich vehement gegen Innovationen gesträubt haben und die digitale Welt komplett unterschätzten. Googlen Sie gerne wie es diesen Firmen heute geht. Genauso sieht es mit der Taxi-Branche aus, wenn Sie nicht nach Lösungen suchen. Taxis sind wichtig und bieten eine schnelle und auch ohne Handy herbeizurufende Möglichkeit. Ich hoffe, dass wir irgendwann beide Parteien (Taxi- und Mietwagenfahrer) auf den Straßen sehen, die sich nicht ständig bekriegen oder mit Verboten um sich werfen. Das machen die Mietwagen-Firmen im übrigen überhaupt nicht 😉 Machen Sie es gut und einen guten Wochenstart!
Hallo Torben,
schade, dass Sie uns nun Realitätsferne unterstellen. Die von uns beschriebene Durchschnittsgeschwindigkeit von 25 km/h werden Ihnen sicherlich zahlreiche Großstadttaxifahrer bestätigen können. Trotzdem bedanken wir uns bei Ihnen für den Gedankenaustausch und möchten diese Diskussion hiermit beenden. Wir hoffen, dass Sie ein treuer und regelmäßiger Leser der Taxi Times bleiben, denn als solcher werden Sie dann auch feststellen, dass diese Branche kein Innovationsbremser, sondern ein Innovationsförderer ist. Alles Gute!