Horb am Neckar und Freudenstadt setzen eine teilweise Mobilitätsgarantie um und zeigen anderen Städten und Regionen, wie Nachhaltigkeit unter Einbeziehung bestehender Fahrzeugflotten funktioniert.
Der Kreistag in Freudenstadt, zwischen Stuttgart und Freiburg im Breisgau gelegen, hat im Rahmen des Projekts „Mobil(er)leben im Landkreis Freudenstadt“ letzte Woche die Einführung sogenannter ÖPNV-Taxis beschlossen. Damit wollen die Verantwortlichen den privaten Pkw-Verkehr verringern, indem sie ab September eine preisgünstige Alternative zum Auto anbieten und damit für mehr Mobilität durch bessere ÖPNV-Verbindungen sorgen. Besonders von jungen, freizeitaktiven Fahrgästen war ein solches Projekt gewünscht worden.
Wie der Südwestrundfunk berichtet, können Fahrgäste für Verbindungen, die weder von Bussen noch von Bahnen bedient werden, ein Taxi rufen. Für die Fahrt müssen sie dann lediglich den ortsüblichen Linienverkehrsfahrpreis zuzüglich einem Zuschlag von zwei Euro (Kinder die Hälfte) bezahlen, wobei selbstverständlich auch Monatskarten gelten. Die Differenz zum eigentlichen Taxi-Fahrpreis trägt der Landkreis, unterstützt vom Land Baden-Württemberg, dessen Verkehrsministerium nach letzten Meldungen rund zwei Millionen Euro für das Gesamtprojekt zuschießt, wovon ein Teil in den Schienenverkehr fließt.
Das Landratsamt arbeitet direkt mit dem Taxigewerbe zusammen, um eine unkomplizierte Abwicklung zu ermöglichen. Das Angebot wird zunächst in den beiden einwohnerreichsten Städten des Landkreises im Nordschwarzwald, den großen Kreisstädten Horb am Neckar und Freudenstadt, gelten und soll später auf das gesamte Kreisgebiet ausgedehnt werden.
Der „Schwarzwälder Bote“ hatte Im März berichtet, Bahnen würden weiterhin das Rückgrat des Systems bilden, in welches das bereits bestehende ÖPNV-Angebot mit Bussen aber so integriert werden solle, dass Reiseketten entstehen, die dem Fahrgast den permanenten Umstieg ermöglichen. Verbleibende Lücken würden durch On-Demand-Verkehr mittels „ÖPNV-Taxis“ abgedeckt. Das Portal zitierte Nahverkehrsberater Stephan Kroll mit dem Versprechen, bei Bedarf werde sogar für fünf Euro Aufpreis vor die eigene Haustür gefahren.
Im praktischen Ablauf gibt der Kunde laut Kroll seinen Verbindungswunsch in eine App ein. Die Dispositionssoftware prüft bei jeder Eingabe, ob ein Linienangebot für den Fahrtwunsch innerhalb der nächsten Stunde verfügbar ist. Bei negativem Suchergebnis erhält der Nutzer einen Hinweis auf das ÖPNV-Taxi. Nimmt er das Angebot an, wird der Fahrtwunsch automatisch an ein freies Taxi weitergeleitet. Sobald der Fahrer die Fahrt bestätigt, kommt die Buchung zustande und der Kunde erfährt, wo er zusteigen kann. Wer das Taxi schneller benötigt, kommt nicht in den Genuss des vergünstigten Preises.
Laut Kroll hat man sich im Kreistag bewusst dafür entschieden, mit diesen Fahrten die Taxiunternehmen mit ihrer bereits bestehenden Autoflotte zu betrauen und keine neuen Fahrzeuge anzuschaffen. Mit dieser nachhaltigen Verkehrspolitik können der Landkreis im Regierungsbezirk Karlsruhe und das Land Baden Württemberg Vorbild für viele andere Regionen sein. ar
Beitragsfoto: Axel Rühle