Aufgrund der Kraftstoffpreise, des Mindestlohns und der Inflation lassen viele Taxitarife kaum noch wirtschaftlichen Betrieb zu. Viele Verbände beantragen daher Erhöhungen – und die Behörden reagieren. Über 220 behördlich belegte Tarifanpassungen sind 2022 deutschlandweit zu verzeichnen.
In Deutschland gibt es über 650 Taxitarife, davon gut 250 in Hessen, wo fast jede Gemeinde über 7.500 Einwohner ihren eigenen Tarif festzulegen hat. In den meisten anderen Bundesländern haben jeder Landkreis, jede kreisfreie Stadt und einige große kreisangehörige Städte ihren eigenen Tarif. In Berlin, Hamburg und dem Saarland gilt jeweils ein landesweit einheitlicher Tarif. An einigen Orten bestehen Tarifgemeinschaften zwischen mehreren Gebietskörperschaften, beispielsweise um an Flughäfen einheitliche Tarife anzubieten, auch, wenn dort Taxis aus verschiedenen Konzessionsgebieten laden.
Taxi Times vergleicht bundesweit Taxitarife nach Angaben der Genehmigungsbehörden und hält aktuelle Änderungen fest. Von etwa der Hälfte aller zuständigen Behörden liegen bislang Angaben vor.
Im Juni 2022 haben 25 von ihnen den Taxitarif angepasst, Im Juli waren es 44, und im August werden es bis Monatsende mindestens 32 Tarife sein, bei denen die Preise steigen. Bei gut 60 weiteren steht bereits fest, dass der Tarif noch in diesem Jahr angepasst wird, davon 20 im September und 25 im Oktober – soweit die bisher bekannten Zahlen.
In mindestens zehn Tarifgebieten wurden bzw. werden im laufenden Jahr sogar zweimal die Taxifahrpreise geändert, davon zwei in Bayern: In der kreisfreien Stadt Bayreuth trat am 1. Juli die letzte Anpassung in Kraft, die nächste folgt am 1. Oktober. In der kreisfreien Stadt Erlangen, wo der Tarif zuletzt am 26. Mai geändert wurde, steht die nächste Anpassung wahrscheinlich noch im August an. Im brandenburgischen Landkreis Märkisch Oderland, der östlich an Berlin grenzt, soll die Änderung vom 1. März nicht die einzige in diesem Jahr bleiben. In Niedersachsen hat die kreisfreie Stadt Braunschweig den Tarif zum 1. April geändert und beabsichtigt dies erneut zum 1. Oktober. In der kreisfreien Stadt Oldenburg trat der aktuelle Tarif mit Jahresbeginn in Kraft, dessen Geltungsdauer bei nur zehn Monaten liegen dürfte. Noch kürzer ist die jeweilige Geltungsdauer von gleich fünf Tarifen in Nordrhein-Westfalen, wie die Daten der Anpassungen zeigen: Bielefeld 1.4. und 1.8.2022; Duisburg 1.1. und 1.7.2022; Kreis Mettmann 1.1. und 16.7.2022; Kreis Wesel 1.7. und 1.10.2022.
In der kreisfreien Stadt Rosenheim, wo die letzte Änderung am 15.7. in Kraft trat, ist bereits jetzt eine erneute Anpassung zu Anfang April 2023 vorgesehen.
Aus einigen Tarifgebieten haben die Genehmigungsbehörden Besonderheiten gemeldet. So hat die Stadtverwaltung von Mülheim an der Ruhr ihren Tarif zum 1. Juli angepasst, wobei der Grundpreis um 40 Prozent von 4,00 auf 5,60 Euro gestiegen ist und der Kilometerpreis um gut 10 Prozent. „Gleichzeitig haben wir ein Gutachten über die Funktionsfähigkeit des gewerblichen Personenverkehrs […] in Auftrag gegeben. Hier soll aber gleichzeitig die Möglichkeit/Notwendigkeit eines Mietwagenmindesttarifes sowie die generelle Tarifprüfung mit einfließen. Gegebenenfalls wird der Taxitarif dann nochmals geändert.“ Auch die Städte Hamm, Potsdam und Eschborn sowie die Landkreise Calw und Nordsachsen haben sich Hilfe von Gutachtern geholt. Im Landkreis Vorpommern-Greifswald ist zum 1. August nicht nur der Großraumzuschlag von 6 auf 10 Euro angehoben, sondern zudem ein Zuschlag für im Rollstuhl sitzende Fahrgäste in Höhe von 15 Euro neu eingeführt worden.
Einen Sonderstatus hat auch die Region Hannover, ein Kommunalverband mit Landkreis-ähnlichen Befugnissen. Die niedersächsische Landeshauptstadt gehört der Region Hannover an, hat aber eine eigene Taxitarif-Hoheit. Beide Verwaltungen haben den gleichen Tarif, der in der Stadt Hannover seit dem 1. Mai 2021 gilt, in der übrigen Region aber erst seit dem 12. Juli 2022. Zum 1. Oktober tritt in beiden Gebieten einheitlich ein neuer Tarif in Kraft, der ebenso übersichtlich und unkompliziert ist wie der bisherige.
All diese Zahlen und Daten stehen in der bundesweiten Übersicht „Taxitarife in Deutschland: der aktuelle Stand“. ar
Beitragsfoto: Axel Rühle
Und was passiert in Berlin ?
Lässt die zuständige Senatsabteilung sehenden Auges das Taxigewerbe an die Wand fahren.
Oder sind es die Interessenvertreter, die die vorgeschlagenen Tariferhöhungen nicht akzeptieren wollen?
Auf jeden Fall sollte etwas ganz schnell passieren.
Lesen Sie dazu bitte unsere Meldung vom 13.8.22: https://taxi-times.com/schneller-oder-besser-berliner-taxitarif-im-dilemma/
hallo Herr Rühle,
wie ist Lage in Berlin…. wird hier irgendwann der Tarif auch angepasst?
Haben sich die Verbände geeinigt?
Lesen Sie dazu bitte unsere Meldung vom 13.8.22: https://taxi-times.com/schneller-oder-besser-berliner-taxitarif-im-dilemma/
Es verwundert etwas, das bisher nicht darüber berichtet wird, ob und inwieweit die neuen Tarife (welche viele 2024 gültig sein werden) mit der AO und den GoB bzw. GoBD zu vereinbaren sind oder dagegen verstoßen.
Ab 2024 müssen wir alle alle eine elektronische Kasse im Sinne der AO im Fahrzeug haben und diese Kasse muß auch vollständig die Funktionen erfüllen. Damit stellt sich die Frage, ob die Tarifordnungen angepasst werden müssen oder nicht.