H2 Mobility hat Mitte Juni gemeinsam mit dem örtlichen Energieversorger EWE und der Bremer Mineralölhandel GmbH BMÖ in Oldenburg die erste Wasserstofftankstelle im Nordwesten in Betrieb genommen. Dabei war neben einem neuen Wasserstoff-Bus natürlich auch Deutschlands erstes Wasserstofftaxi vor Ort, welches per Sondergenehmigung bereits seit 2019 in Betrieb ist.
Das für lange Zeit einzige deutsche Wasserstofftaxi musste bislang zum Tanken regelmäßig von seinem Standort in Oldenburg knapp 50 Kilometer nach Bremen fahren, nun endlich ist auch die örtliche H2-Tankstelle in Betrieb genommen worden. Diese neue Station steht jedoch nicht nur Wasserstoff-Pkw wie dem H2-Taxi, welches mit maximal 700 bar betankt wird zur Verfügung, sondern kann dank der Beteiligung der EWE auch vier vom Land Niedersachsen geförderte Wasserstoffbusse mit 350 bar auftanken. Die HRS (Hydrogen Refueling Station) Oldenburg ist damit eine der ersten Wasserstofftankstellen für kombinierte Pkw- und Nutzfahrzeug-Betankungen in Deutschland und kann ab sofort auch von der Öffentlichkeit genutzt werden.
Verantwortlich für den Bau und Betrieb ist H2 Mobility Deutschland, die den Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur in Deutschland maßgeblich vorantreibt. Die Anlage fasst rund 400 Kilogramm Wasserstoff und entspricht dem neuesten Stand der Technik. Für den Bau der Wasserstoffstation in Oldenburg erhielt H2 Mobility Fördermittel in Höhe von 1,44 Millionen Euro aus dem Nationalen Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP) durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV). Aktuell können in Deutschland Brennstoffzellenfahrerinnen und -fahrer an über 90 öffentlichen Wasserstofftankstellen Pkw, leichte Nutzfahrzeuge und auch Müllsammelfahrzeuge mit 700 bar mit Wasserstoff auftanken. An vielen Stationen ist darüber hinaus die Betankung von Bussen und Lkw bei 350 bar möglich.
Eine Kapazität von 400 Kilogramm Wasserstoff lässt dabei zwar eine Voll-Betankung von ca. 75 PKW zu, Busse oder LKW haben aber erheblich größeren Durst. Mit diesem mengenmäßig beschränkten Angebot für PKW und größere Nutzfahrzeuge stellt sich daher natürlich schnell die Frage, ob Wasserstoff-PKW überhaupt noch eine Zukunft haben wird, denn inzwischen ist ja vor allem die H2-Nutzung für größere Fahrzeuge, die sich elektrisch kaum sinnvoll betreiben lassen sowie für energieintensive Industrien im Fokus von Politik und Industrie.
Auch das Fahrzeug-Angebot ist relativ eingeschränkt, denn im PKW-Segment tummeln sich derzeit mit Toyota und Hyundai gerade mal zwei Fahrzeughersteller, wenn auch mit technisch schon sehr ausgereiften Produkten wie dem Nexo und dem Mirai. Für den Mirai gibt ein Taxipaket von Intax, während Hyundai den Nexo nicht mit Taxipaket anbietet. Die deutschen und europäischen Hersteller glänzen, was Serienfahrzeuge angeht, derzeit mit vollständiger Abstinenz. Im Bereich der Großraum- und Inklusionstaxis, die mit Wasserstoff fahren, kann man nach Paris schauen. Dort sind die ersten 50 Citroën/Peugeot-Inklusionstaxis auf der Straße,
Ganz anders stellt sich die Wasserstoffmobilität jedoch in Asien dar. In Japan sind immerhin schon ca. 8.000 H2-PKW zugelassen und in Korea sind sogar ca. 35.000 H2-PKW unterwegs. Lorenz Jung, Sprecher der Geschäftsführung von H2 Mobility: „Wasserstoff ist für Fahrzeuge im Dauereinsatz – für Taxen, Müllsammler oder Busse ebenso wie für schwere Fahrzeuge wie Lkw – der ideale saubere Kraftstoff. Das Tanken erfolgt in wenigen Minuten, die Reichweiten sind alltagstauglich und auch ein Mehrschichtbetrieb ist für Wasserstoffahrzeuge problemlos realisierbar.“
Wasserstoff ist also grundsätzlich eine sehr geeignete Alternative zum E-Taxi, vor allem, da die Problematik der Ladeverfügbarkeiten hier völlig wegfällt. Entsprechend gibt es seit kurzem ja auch in Hamburg eine Flotte von mehr als 25 H2-Taxis, die bei der Elektrifizierung der Hansestädtischen Taxiflotte mitmischen. Allerdings sind Wasserstoff-PKW ohne entsprechende Förderungen derzeit wohl einfach noch relativ teuer in der Anschaffung für das mobile Gewerbe, auch wenn sie mit einer hohen technischen Zuverlässigkeit und langfristig geringen Treibstoffkosten, diesen Nachteil im Vollbetrieb womöglich sogar wettmachen können. Die in diesem Zusammenhang äußerst spannende Frage, was denn Wasserstoff zukünftig kosten wird, wenn sein Preis nicht mehr politisch bestimmt wird, wurde allerdings auch in Oldenburg noch nicht beantwortet.
Ganz pragmatisch lässt sich also sagen, dass H2-betriebene Taxis wohl eine praxistaugliche Alternative sowohl zum Verbrenner als auch zum reinen E-Taxi sind. Und wo es H2-Tankstellen gibt, werden diese auch immer noch ein paar Tropfen Wasserstoff für ein Taxi übrig haben, auch wenn Busse und andere Nutzfahrzeuge schon da waren. Wer also den Mut zur Investition in die H2-Mobilität hat, der wird wahrscheinlich keine bösen Überraschungen mehr erleben. Ob sich die Investition dann langfristig allerdings besser rechnet als ein E-Fahrzeug, das steht genauso in den Sternen wie dies für die gesamte Zukunft unserer Energieversorgung gilt.
Beitragsfoto: Eröffneten die Wasserstofftankstelle an der Cloppenburger Straße: (von links) Falk Schulte-Wintrop, (H2 MOBILITY), Tobias Moldenhauer (EWE), Oberbürgermeister Jürgen Krogmann, Alexander Dyck (DLR) und Roland Hentschel (Wirtschaftsförderung Oldenburg). Foto: Remmer Witte