Der größte Unterschied zwischen Uber und einem Taxi aus Kundensicht ist wahrscheinlich der, dass man seinen „Uber“ weltweit über eine einzige App buchen kann, während man zur Order von Taxis erst einmal wissen muss, wie man diese in den jeweiligen Städten und Regionen erreichen kann.
Will man schnell mal von A nach B gefahren werden, liegt es für den modernen Smartphone-Junkie leider nahe, im Zweifel „schnell“ einen Uber-Mietwagen zu ordern, bevor man minutenlang den Weg zum lokalen Taxiservice sucht. Es fehlt also die eine Taxi-App? Alexander Brandenstein vom Systemhaus Talex mit der Marke taxi.de geht hier nun in die Offensive.
Wer in unserer digitalen Welt eine Dienstleistung buchen will, startet seine Suche heutzutage oft online. Und wer es online versucht, hat in vielen Fällen sofort die eine bestimmte App im Sinn, über die er seine Suche nach dem besten Angebot starten will. Wer also die Dienstleistung Fahrgastbeförderung auch in der Zukunft vermarkten will, der tut im Umkehrschluss gut daran, die eine App für die überregionale oder sogar internationale Suche zur „Benchmark“ zu machen. Davon ist die bundesdeutsche Taxibranche allerdings noch weit entfernt.
In der Anfangszeit des Onlinehandels ging man noch davon aus, dass man sich einfach nur die richtige Internetadresse sichern müsse und der Rest dann von allein käme. Allerdings reichte das offensichtlich nicht, denn weder taxi.de noch taxi.eu noch irgendeine andere Domain konnte sich wirklich als die eine Bestelloption für das Taxi in Deutschland etablieren. Grund dafür ist, dass sich in den verschiedenen Regionen verschiedene Vermittlungssysteme durchgesetzt haben, die dann alle ihre eigenen Apps programmiert und beworben haben.
Gefahr erkannt, Gefahr gebannt? Weit gefehlt, denn lange beäugten sich die verschiedenen Vermittler argwöhnisch, ohne sich hier näherkommen zu können. Ob FMS, gefos, Seibt&Straub, Talex, MPC, SuE oder auch Taxi Deutschland, BVTM, TMV oder noch andere, mehr oder weniger alle Protagonisten haben hier natürlich auch eigene Interessen zu vertreten und wünschten sich bisher, wenn überhaupt, eine Kooperation jeweils auf Basis ihrer jeweiligen Systeme und Netzwerke. Ohne eine solche Kooperation aber hat die kleinteilig organisierte Branche kaum eine Chance, hier eine gemeinsame Lösung für alle aufs Gleis zu setzen.
Viele der Protagonisten, die hier etwas bewegen könnten, sind dabei im Zusammenschluss Taxi Deutschland organisiert. Und in diesem Kreis konnte jetzt tatsächlich schon einmal so etwas wie eine Elefantenhochzeit angebahnt werden, indem FMS, gefos und Seibt&Straub eine Kooperation vereinbart haben. Wie beim Deutschen Taxitag in Ludwigshafen am Rhein im vergangenen Herbst bekannt wurde und wovon Hermann Waldner vom Bundesverband Taxi und Mietwagen (BVTM) jetzt auch beim Glückstädter Kreis etwas detaillierter berichtete, sollen deren Apps taxi.eu mit taxi Deutschland und Cab4me zukünftig zusammengelegt werden.
Allerdings sind diese drei Systemanbieter vor allem im Umfeld der Metropolen etabliert oder zusätzlich zumindest eher dort, wo größere Unternehmensverbände eine Stadt oder Region gemeinschaftlich „bewirtschaften“. Überall dort aber, wo solche übergreifenden Kooperationen fehlen oder einzelne Unternehmen allein ein bestimmtes Revier bedienen, werden auch andere Systempartner wie beispielsweise die Software Taxi.de von Talex genutzt, die für diesen Kundenkreis in den vergangenen Jahren offensichtlich ebenfalls sehr attraktive Angebote etablieren konnten.
Die eine App für alle aber lebt natürlich davon, dass sie überall Ergebnisse zeitigt, egal ob in Berlin, Husum, Wanne-Eickel, Plauen oder Garmisch. Alexander Brandenstein von Talex wirbt hier schon seit längerer Zeit dafür, dass die Branche und ihre Systemhäuser gemeinsam einen Weg finden, wie man die Kräfte des Gewerbes bündeln kann und die unvergleichliche Kraft der flächendeckenden Versorgung in der ganzen Republik auf die Straße bringen kann. Parallel hatte letztendlich wohl die Deutsche Bahn mit dem TaBeA-Projekt Taxi Deutschland als gewerbeseitigen Vermittler der DB-Fahrten auf denselben Pfad gesetzt und so auch die jetzt bekannt gewordene Kooperation innerhalb dieser Gemeinschaft forciert.
Was nun noch fehlt, ist eine Kooperation auch außerhalb des Zweckverbandes Taxi Deutschland. Brandenstein hatte deren Notwendigkeit im August vergangenen Jahres das erste Mal öffentlich im Rahmen eines Taxi-to-go-Podcasts kommuniziert und daraufhin alle Hersteller von Vermittlungssoftware sowie die Verbände angeschrieben. Dort hatte er darum geworben, sich gemeinsam einem öffentlichen Prozess zu unterwerfen, um das Ziel einer gemeinsamen Bestellmöglichkeit zu realisieren (Taxi Times berichtete). Brandenstein musste in der Folge allerdings feststellen, dass eine Antwort auf seine E-Mail ausblieb. Auch auf die Erinnerungsmail habe sich nur ein einziger Hersteller von Vermittlungssoftware gemeldet.
Vor kurzem nun hat das Taxi.de-Team einen neuen Versuch gestartet, eine Kooperation der Vermittler zugunsten der Branche auf den Weg zu bringen. Brandenstein: „Wir haben vor einer Woche eine Umfrage an Taxizentralen und Unternehmen mit fünf oder mehr Fahrzeugen im Bundesgebiet gestartet. Die Frage war, ob die Betriebe und Zentralen es aufgrund des zunehmenden Drucks von Plattformen als notwendig erachten, dass sich das Gewerbe zusammentut und eine flächendeckende Bestellmöglichkeit für Privat- und Firmenkunden organisiert.“
Jetzt konnte Talex das Ergebnis vorstellen: 3.470 Taxiunternehmen und Zentralen mit einer Mindestgröße von fünf Fahrzeugen im Bundesgebiet wurden angeschrieben. Davon haben 1.118 Betriebe abgestimmt. Von den 1.118 abgegebenen Stimmen haben 1.112 Betriebe dafür gestimmt, dass die deutschlandweite Bestellmöglichkeit angegangen werden sollte; nur 6 Betriebe gaben an, dass eine derartige Lösung keine Rolle für sie spielt. Im Ergebnis haben 99,5% dafür gestimmt, dass die deutschlandweite Bestellmöglichkeit angegangen werden sollte.
Auf die Frage, was aus diesem schon beeindruckend eindeutigen Ergebnis abzuleiten sei, stellt Brandenstein fest: „Nach unserer Ansicht spiegelt die Umfrage ein starkes Verlangen nach der Organisation einer bundesweiten, unabhängigen Bestellmöglichkeit wider. Wir hoffen, dass die Verbände den Ball nun aufnehmen und mit uns Herstellern sowie Euch (Kunden) diesbezüglich eine Lösung herbeiführen.“
Auch wenn der Weg, eine solche Kooperation über die brancheninterne Öffentlichkeit zu forcieren, sicherlich minimal unüblich ist und somit für den einen oder anderen auch gewöhnungsbedürftig erscheint: Fakt ist, dass das Gewerbe tatsächlich den einen Ring braucht, der sie alle eint, bestenfalls jedoch ohne alle anderen zu knechten. Und wenn es dafür unübliche Wege braucht … es bleibt also spannend, wie es weitergeht. rw
Beitragsfoto: Ausschnitt aus der Geschichte „Herr der Ringe“. Die Suche nach dem „Herrn des Ringes“ für eine einheitliche Taxi-App ist eröffnet…