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Start Krankenfahrten

Krankenfahrten-Anbieter Qrago kooperiert mit Free Now

von Jürgen Hartmann
21. August 2024
Lesedauer ca. 3 Minuten.
9
Krankenfahrten-Anbieter Qrago kooperiert mit Free Now
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Die Zahl der Krankenhäuser, die bei Taxibetrieben und Zentralen für ihre Patienten Fahrten bestellen, nimmt ab. Klinken nutzen zunehmend die Vermittlungsplattform Qrago. Der Anbieter hat eine Kooperation mit Free Now verkündet und zeigt damit den Taxizentralen die kalte Schulter.

Der Stuttgarter Vermittler für Krankenfahrten Qrago ist eine digitale Plattform für Krankenfahrten aller Art, ob sitzend, liegend oder im Rollstuhl, in verschiedensten Fahrzeugen. Das Geschäftsmodell: Aufträge automatisiert weitergeben und für jede vermittelte Fahrt vom Leistungserbringer eine Provision kassieren – ähnlich agieren bekanntlich Uber, Bolt und Free Now. Mit letzterem hat Qrago nun eine Kooperation vereinbart. Das klingt für die Taxibranche nicht zwingend negativ, denn nach dem angekündigten Rückzug aus dem Geschäft mit dem illegalen taxigleichen Verkehr mit Mietwagen vermittelt Free Now seine Touren nun wieder verstärkt an die Taxiflotte.

Mit der nun verkündeten „strategischen Partnerschaft für medizinische Taxifahrten“ will Free Now ab sofort im großen Stil Taxifahrten für den Gesundheitssektor vermitteln. Für eine „verbesserte Patientenversorgung“ integriert die Firma Qrago, die sich laut eigener Darstellung auf Mobilität und Logistik im Gesundheitswesen spezialisiert hat, die Taxivermittlung von Free Now, um einen „schnellen und zuverlässigen Patiententransport“ zu ermöglichen.

Das Unternehmen mit der Eigenschreibweise „QRaGo“ ist 2019 gegründet worden und hat seinen Fokus auf die Bestellung, Überwachung und Dokumentation von Transportaufträgen gerichtet. Es kooperiert mit über 150 medizinischen Einrichtungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Seine Vermittlungsplattform „ermöglicht eine einfache und effiziente Fahrtenbestellung und ist damit der größte Anbieter von Mobilitätsleistungen im deutschen Gesundheitswesen“, wobei nicht nur Personenbeförderungen von sitzenden oder liegenden Patienten und solchen im Rollstuhl oder Tragestuhl vermittelt werden, sondern auch Transporte von Medikamenten, Labormaterialien und medizinischen Geräten.

Der Vorteil, den Qrago seinen Kunden unter dem Strich bietet: Das Krankenhauspersonal muss beispielsweise bei einer sogenannten Entlassungsfahrt, bei der ein Patient bei Beendigung seines Aufenthaltes nach Hause befördert wird, nur noch eine App bedienen und nicht unter mehreren Fahrdiensten (meist telefonisch) den passenden Beförderer bestellen. „Wieder jemand, der sich dazwischenklemmt und einen Euro netto pro Auftrag bekommt, angeblich für eine DSGVO-konforme Vermittlung“ kommentiert Christian Hess, Geschäftsführer des Münchner IsarFunks.

Qrago hat vor einiger Zeit schon Kontakt mit diversen Taxizentralen aufgenommen und eine Integration in die App vorgeschlagen – ebenso wie man das auch einzelnen taxibetrieben anbietet. „Wir konnten einen Mehrwert für uns nicht erkennen“, sagt dazu Christian Hess. Andere Taxizentralen haben durchaus Interesse an einer Anbindung der App an das Taxi-Vermittlungssystem gezeigt und sind auch schon tätig geworden. Die Tatsache, dass Qrago nun aber jenen Taxizentralen die kalte Schulter zeigt und stattdessen mit Free Now kooperiert, stößt dort auf Kritik. Thomas Kroker beispielsweise, Vorstand der Taxi München eG, bestätigt auf Nachfrage von Taxi Times, dass Qrago dem bundesdeutschen Taxigewerbe große Sorgen mache, insbesondere den Zentralen. „Wo früher der Pförtner auf’s Autobooking gedrückt hat, drückt er jetzt auf Qrago. Die kassieren kräftig mit, wir Zentralen bezahlen pro Auftrag, damit wir diese Aufträge nicht verlieren. Wir haben viel investiert in die Software-Anbindung, zigtausende Euro für die Schnittstellen-Entwicklung bezahlt, Manpower reingesteckt usw., in wöchentlichen Videocalls zur Abstimmung und zur Aufnahme des Echtbetriebs einen Termin nach dem anderen gemacht, und jetzt drehen sie uns die kalte Schulter zu.“ Man habe von der Kooperation mit Free Now nur durch die Presse erfahren, bestätigt Kroker – wie auch Ferdi Akcaglar, Vorstand der Taxi Augsburg eG, der sich ebenfalls mit Qrago schon länger im Austausch befindet.

Genau hier wird aber auch das Dilemma sichtbar: Anstatt mit mehreren Taxizentralen und deren unterschiedlichen Vorstellungen zu verhandeln, hat Qrago mit Free Now einen Partner gefunden, der bundesweite Verfügbarkeiten verspricht (auch wenn beispielsweise im oben erwähnten Augsburg eine Bedienung mangels verfügbarer Free-Now-Taxipartner nicht gewährleistet sein dürfte).

Dieser Wunsch nach nur einem An- und Abrechnungspartner, der eine flächendeckende Bedienung garantiert, erinnert an die Deutsche Bahn, die ihre Fahrten auch nur mehr mit einem Unternehmen digitalisiert abrechnet.

Bei der Bahn ist dieser Partner allerdings der Bundesverband Taxi und Mietwagen, und die Umsetzung erfolgt über eine Zusammenarbeit zwischen den großen Taxizentralen und deren Apps.

Insofern macht die jetzt zwischen Qrago und Free Now verkündete Kooperation deutlich, wo der Weg hinführt: Um Großkunden wie in diesem Falle Krankenhäuser nicht zu verlieren, müssen Taxizentralen unter einer gemeinsamen Dachmarke auftreten. Was mit der Bahn möglich ist, muss auch mit Qrago möglich sein. Der Wettlauf um solche Großkunden hat begonnen und Free Now im Falle von Qrago einen ersten Punktsieg errungen. jh/ar

Beitragsfoto: Free Now

Tags: Free NowQrago
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Jürgen Hartmann

Der Verlagskaufmann und ehemalige Taxiunternehmer gründete 2014, als Reaktion auf die Veränderungen innerhalb des Taxigewerbes, den Taxi Times Verlag. Als Herausgeber etablierte er die Taxi Times Print-Magazine und das Onlineportal Taxi-Times.com mit dem Anspruch, ein Sprachrohr für die Taxibranche zu schaffen.

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Kommentare 9

  1. uwe says:
    1 Jahr her

    Wenn die Kutscher nicht mit Free Now arbeiten würden, hätte sich das Thema ganz schnell erledigt. Ist doch das gleiche wie mit Uber, Bold und Co.
    Also wo liegt das eigentliche Problem??
    Es heist ja nicht umsonst, der größte Feind des Taxifahrers ist der Taxifahrer.
    Und wenn Free Now erst mal wieder genug Daten und Aufträge hat, werden sie dem Taxi wieder kräftig in den A… tretten.

    Antworten
  2. Dittrich Andreas says:
    1 Jahr her

    Uwe hat recht…
    Dasselbe sagte ich schon damals, als die noch unter „mytaxi“ firmierten!!

    Antworten
  3. Frank says:
    1 Jahr her

    FreeNow hat zwar angekündigt sich aus dem Mietwagengeschäft zurückzuziehen,
    in Berlin ist über die FreeNow App für den Kunden nach wie vier das RIDE Angebot verfügbar.
    Und die Fahrten sind günstiger als im Taxi.

    Antworten
  4. Selahattin Ekicibil says:
    1 Jahr her

    Wir von Appfahrt Osnabrück GmbH haben das Problem direkt an der Wurzel gelöst! Wir haben uns hier selbst digitalisiert und arbeiten nun mit den Krankenhäusern und demnächst mit den Kassen zusammen.

    Antworten
  5. Pali says:
    1 Jahr her

    Jetzt geht’s an die Krankenfahrten, die Taxizentrallen müssen aktiv werden und eine gesamt deutsche Lösung finden, nicht wieder jeder seine eigen App oder Mini Lösung.

    Antworten
  6. Patrick Schilhan says:
    1 Jahr her

    Die „freie“ Marktwirtschaft machts möglich! Es kann nicht länger hingenommen werden, dass artfremde Unternehmen mit ihren „bahnbrechenden Ideen“, die jeder clevere IT-Stundet programmieren kann, denken einer ganzen Branche die Butter vom Brot nehmen und mit Nichtstun (außer der einmaligen App-Entwicklung und gelegentlichen Updates) fette Vermittlungsgebühren kassieren zu können. Qrago, FreeNow, UBER, und Co. gehören durch staatliche Maßnahmen vom Markt entfernt und durch eine bundesweit EINZIGE TaxiApp ersetzt, die in Zusammenarbeit mit dem deutschen Taxigewerbe und den verantwortlichen Behörden entwickelt und veröffentlicht wird. Die taxi.de sowie taxi-deutschland.net App bieten dabei bereits eine gute Basis für die neue Vermittlungs-App, die auf die Bedürfnisse von Privatleuten, Unternehmen und medizinischen Einrichtungen ausgelegt werden muss, um „Qrago, Uber und Co.“ im Deutschland der Zukunft überflüssig zu machen.

    Antworten
  7. J. Chronor says:
    1 Jahr her

    Historisch gesehen, gab es bei der Entwicklung neuer Technologien schon immer die Konkurrenz zwischen lokal und zentral, gut gemacht und besser, jeder für sich oder im gemeinschaftlichen Interesse zu handeln. Neue Techniken werden aber nicht mehr verschwinden.

    Schon die Gründung von gemeinsamen Zentralen und Taxigenossenschaften war ein riesiges Streitthema. Und immer schon gab es Konkurrenz wie Minicars mit ihren R4, oder die Hilfsdienste wie Johaniter, Malteser , Rotes Kreuz, die schon damals versuchten im Revier der Taxis zu wildern.

    Auch die Gründung von neu auftretenden Zentralen wie Isarfunk hatte den Grund in der Unzufriedenheit mit der dominierenden, fast monopolartig erscheinenden Taxi München eG.

    Daß Kunden ein ihnen besser erscheinendes Angebot nutzen möchten, ist doch keine Überraschung!

    Es ist in unseren Interesse als besondere Verkehrsform TAXI mit aufs Allgemeinwohl ausgerichteten Regeln (PBefG) über den lokalen Tellerrand hinaus gemeinsam diese schmarotzerischen Zwischenhändler zu bändigen!

    Die bestehenden Zentralen sind schließlich unsere eigenen Geschöpfe!

    Es mutet fast wie Verrat an eigenen Kindern an, wenn einzelne Taxler zu den reinen Plattformvermittlern überlaufen und dann auch noch öffentlich Werbung dafür auf ihren Taxis fahren.

    Das ist psychologisch wie eine Teenie-Rebellion. Was nur mit Unzufriedenheit über die eigenen Zentralen zu erklären ist.
    Und damit diese Unzufriedenheit aufhört, braucht es Änderungen.

    Als einzelne, egal ob Taxiunternehmer oder kleine oder größere oder gar dominierende Zentrale, haben wir nur zu verlieren!

    Nur gemeinsam sind wir stark!

    Antworten
  8. kehrentaxi says:
    1 Jahr her

    Ich denke, es ist so: Die Kostenträger (meistens eine Krankenkasse) haben 0,0 Interesse daran, eine gute, schnelle und reibungslose Abwicklung zu installieren. Diese Kostenträger sind der Kunde der Taxi und Mietwagen. Die Patienten, so leidvoll ihr Schicksal auch ist, sind es in diesem Zusammenhang, nicht. Das Interesse der Kostenträger ist es, die Hürden und Verfahren so hoch und kompliziert zu gestalten, dass es vom Patienten aus schwer zu bewältigen ist. Und, dass es vom ausführenden Unternehmer, nur mit guter Fachkenntnis abgerechnet werden kann. Dabei ist darauf zu achten, dass es auch dabei umständlich und mit Hindernissen, die der Ausführende oft nicht zu verantworten hat, bleibt. Die Vereinheitlichung und Digitalisierung ist ausschließlich auf Seiten der Kostenträger gewünscht. Wenn die Abrechnung und Ausführung „barrierefrei“ wird, kann es ja jeder.

    Antworten
    • Patrick Schilhan says:
      1 Jahr her

      Das könnte man den Krankenkassen zwar unterstellen, aber ganz so einfach ist es dann doch nicht. Die Digitalisierung lässt in vielen Lebensbereichen mehr als zu Wünschen übrig. In erster Linie müssen die „Verordnungen einer Krankenbeförderungen“ digitalisiert werden. Wie das geht, hat das eRezept gezeigt: Beim Arzt wird der Transportschein digital auf die Krankenkassenkarte des jeweiligen Patienten gespeichert oder per QR-Code auf einen Beleg gedruckt, wobei die Daten dann im Taxi per NFC-Lesegerät oder QR-Code-Scanner eingelesen werden. Sollte der jeweilige Patient beim Taxiunternehmen bereits als Kunde gespeichert sein, kann die Fahrt mittels einer Kundennummer im Verwaltungssystem direkt zugeordnet werden. Die HALE electronic GmbH hat hier schon mit seinem Datencenter und Krankenkassenmodul den Grundstein dafür gelegt. In diesem Zusammenhang ist dann auch die Abweisungen von Rechnungen durch die Krankenkassen Geschichte. Was der Arzt / die Ärztin verordnet ist Gesetz! Die Schuld Dritter in Form von falsch oder fehlerhaften Verordnungen dem jeweiligen Transportunternehmen in die Schuhe zu schieben, und daraufhin die Rechnungsbegleichung zu verneinen, ist dann nicht länger zulässig! Als Nächstes muss die Abrechnung der Fahrten an sich vereinheitlicht werden, was zwar mit den DTA-Verfahren schon der Fall ist, bei den verwendeten Positionsnummern jedoch noch nicht. Wir als Leistungserbringer benötigen nicht zahlreiche Krankenkassen mit unterschiedlichen Spielregeln im Land, für uns macht’s auch eine Einheitskrankenkasse für ALLE! Als letzter Punkt wäre dann noch die Vereinheitlichung der jeweiligen Krankenfahrtentarife zu nennen. Ein Land, ein Preispaket für ALLE Beförderungsunternehmen!

      Antworten

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