Wer vor Jahren auf ein E-Taxi umgestiegen ist, dem stand nur eine geringe Auswahl an taxitauglichen Fahrzeugen zur Verfügung. Viele Unternehmer entschieden sich für einen Tesla, auch weil der Wagen ein gutes Image hatte. Jetzt hat sich, wenn man den Medien glaubt, das Image gedreht.
Die Fotos von zerstörten und brennenden Teslas kennt vermutlich jeder aus den internationalen Medien. Seitdem Musk in der amerikanischen Politik mitmischt, ist das einst so saubere Image deutlich angekratzt. Teslas Firmengründer unternimmt derzeit alles, um den Ruf der Marke zu schädigen. Wie sich das auf das Taxigewerbe auswirken kann, darüber hat sogar die Bildzeitung berichtet. Sie unterhielt sich mit einem Hamburger Taxifahrer, der von Kunden wusste, die eine Fahrt mit einem Tesla-Taxi abgelehnt hatten.
Ok, auch wenn man einerseits vielleicht die Beweggründe für einen Boykott von Tesla-Fahrzeugen nachvollziehen kann, dürfte natürlich auch jedem Fahrgast klar sein, dass ein Taxiunternehmer sein Auto bislang nicht gekauft hat, um ein politisches Statement im Sinne von Donald Trump oder Elon Musk auf die Straße zu bringen. Wird es von den Fahrgästen dennoch so ausgelegt, zeigt es zwei Dinge. Erstens, dass das Taxi (zumindest in diesem Fall) als politisches Statement missverstanden wird und zweitens, dass es absolut nichts mit dem lokal emissionsfreien E-Antrieb zu tun hat.
Dennoch, die Situation von Tesla zeigt auch in Deutschland ihre Auswirkungen. Findige Leute haben auch schon eine Idee entwickelt, wie sie auf das Dilemma aufmerksam machen. Mit einem Aufkleber, auf dem „I bought this before Elon went crazy!“ (Ich habe ihn gekauft, bevor Elon verrückt wurde) zu lesen ist, kann man beispielsweise den anderen Verkehrsteilnehmern zeigen, wie man zu seinem Auto und dem Hersteller steht. Ob so ein Aufkleber auf einem Taxi als politisches Statement gewertet wird, das obliegt der Einschätzung der jeweiligen Genehmigungsbehörde. Sieht man es als politisches Statement, müsste man allerdings den Kauf eines neuen Teslas genauso werten.
Wie in Bild online zu lesen ist, sorgt sich BVTM Geschäftsführer Michael Oppermann um die Taxibetriebe, die auf den amerikanischen Fahrzeughersteller gesetzt haben: „Die werden ihre Tesla nicht schnell los, denn der Wertverlust, der mit dem Image der Elon-Musk-Marke verbunden ist, ist immens.“ Natürlich bezieht sich diese Aussage auf Teslas, die als Taxi eingesetzt werden. Dass die Fahrzeuge allerdings mit einer hohen Laufleistung (und die kann hoffentlich jedes Taxi vorweisen) verkauft werden, dürfte sich aber sowieso im Wiederverkaufswert widerspiegeln.
Aber es gibt auch andere Stimmen. Taxi Times Abonnent Marcel Reinhardt, der seit zwei Jahren mit einem Tesla Taxi in Berlin arbeitet, kann Anfeindungen nicht bestätigen: „Musk ist auch mal Thema, aber nie kam eine negative Botschaft von meinen Fahrgästen, dass sie sich schlecht fühlen in meinem Auto zu fahren, wegen Musk.“ Ein Taxiunternehmer aus München hat auch seinen Weg gefunden, mit der eher seltenen Situation umzugehen: „Ich sage dann den Fahrgästen, dass für sie vor einem halben Jahr Musk noch kein Thema gewesen wäre und dass ich, weil der reichste Mann der Welt Gaga geworden ist, nicht mein Auto verkaufen kann. Dazu müssten sie [die Fahrgäste] viel mehr Taxi fahren.“
So scheint es doch, dass die Situation (noch) nicht wirklich dramatisch ist und mit dem richtigen Schmäh immer zum Vorteil des Taxifahrers gelöst werden kann. sg
Beitragsfoto: Symbolbild Tesla Taxi Foto: Taxi Times