Seit einiger Zeit ist es unruhig im Amsterdamer Taxigewerbe. Die Fahrer fühlen sich zum einen von der Verkehrspolitik schikaniert, zum anderen durch die Dumping-Fahrpreise ihrer Vermittlungsplattformen unter Druck.
Taxifahrer sind wütend darüber, dass ihnen die Arbeit im Amsterdamer Stadtzentrum unmöglich gemacht werde. Die Gemeinde will die Zugänglichkeit zum Stadtzentrum einschränken und die Zufahrt der Taxen und Uber-Autos zukünftig per Nummernschild-Erkennung mit Kameras regulieren. Dieses Projekt wird aber immer wieder verschoben.
Durch eine Liberalisierung können Taxifahrer aus der Umgebung auch in Amsterdam fahren. Dazu kommen noch die zahlreichen Fahrzeuge von Uber und anderen Vermittlungsplattformen, die oft ziellos im Zentrum der Millionenstadt herumfahren. Die Stadt tut sich bereits seit mehreren Jahren schwer damit, die Taxis und Uber-Taxis zu regulieren. Da die Niederlande nicht wie Deutschland strikt zwischen Taxi und Mietwagen unterscheiden, sondern zwischen „normalen” Taxis, die an Halteplätzen stehen dürfen, und plattformvermittelten Taxis, haben die Fahrzeuge beider Kategorien die gleichen blauen Nummernschilder und sind schwer von einander zu unterscheiden.
Mindestens 100 Taxifahrer versammelten sich am Freitagnachmittag im Norden der Stadt und fuhren dann während der Hauptverkehrszeit Richtung Rathaus, wo sie die umliegenden Straßen blockierten. Nach Angaben der Organisatoren wurden etwa 300 Taxis gezählt. Die Fahrer demonstrierten erneut vor dem Amsterdamer Rathaus.
Während des Protests sprachen Demonstranten mit Verkehrsstadträtin Melanie van der Horst. Sie drängten auf Absprachen über die Taxistände. „Das Problem ist, dass es in Amsterdam mindestens 4.000 Taxis und nur 70 Taxistände gibt. Das Verhältnis stimmt nicht“, sagte ein Fahrer mit dem Vornamen Karim in der Stadtzeitung Parool im Namen einer Gruppe von Fahrern, die die Demonstration organisiert hatten. „Und es werden immer weniger, weil die Gemeinde die Taxistände zum Beispiel in Fahrradstellplätze umwandelt.“
Karim fährt fort: „Wir wollen gehört werden. Früher haben wir manchmal eine Demonstrationserlaubnis beantragt, mussten dann aber irgendwo protestieren, wo wir das gar nicht wollten. Deshalb haben wir uns zu dieser spontanen Aktion entschlossen.“
Die aktuellen Regeln seien den Fahrern zu streng, sagt Karim. „Die Polizei beschwert sich, weil Taxis Bewohner stören würden, aber wir brauchen einfach mehr Standplätze.“ Ein anderer Fahrer, der anonym bleiben möchte: „Es gibt so viele Probleme, so viele Regeln. Wir dürfen nach 22 Uhr nicht mehr ohne Elektrofahrzeug in die Innenstadt einfahren.“
Ein 32-jähriger Demonstrant sagt, die Taxifahrer hätten „die Nase voll“. Ihm zufolge stiegen die Spannungen nach einem Vorfall diesen Monat vor dem NH-Hotel am Hauptbahnhof. Dort hatte die Polizei zehn Fahrern Bußgelder abgenommen, weil sie nicht an einem ausgewiesenen Standplatz geparkt hatten. „Wir können nirgendwo stehen“, sagte er.
Erst am Samstag der Vorwoche hatten zwischen 11.00 Uhr und 03.00 Uhr Dutzende von Taxifahrern auf dem Dam-Platz mitten im Stadtzentrum gegen die „strikte und unfaire Taxipolitik“ der Gemeinde demonstriert. „Selbst, wenn Sie Ihre Papiere in Ordnung haben und korrekt fahren, werden Sie trotzdem belangt, weil die Reifen nur ein bisschen abgefahren sind oder das Licht an Ihrem Nummernschild nicht funktioniert. Es scheint, als hätten die Polizisten einen Hass auf die Taxifahrer“, sagte ein Taxifahrer bei der Protestaktion. „Das kotzt uns an.”
Die Taxifahrer stellten zudem am Samstag- und Sonntagabend für mehrere Stunden ihre Arbeit ein, um gegen verschiedene Vorschriften der Gemeinde zu protestieren. Aufgrund der späten Stunde hatte die Protestaktion keine größeren Folgen, sagte ein Polizeisprecher. Gegen 3:00 Uhr nachts fuhren die meisten Fahrer wieder los. Bußgelder wurden nicht verhängt.
Die Branche ist mit diversen Vorschriften der Kommune unzufrieden. „Zum Beispiel gibt es immer weniger Taxistände, sodass Taxis kaum warten können oder für das Parken bezahlen müssen“, sagt ein Betreiber des Amsterdamse Taxi Service, von dem mehrere Fahrer am Samstag dem Protest beiwohnten. „Außerdem werden immer mehr Straßen für Taxis gesperrt, sodass Taxifahrer oft Umwege fahren müssen.“
Auch die E-Mobilitäts-Pläne der Amsterdamer Stadtverwaltung sorgen für Verunsicherung: „Wenn 2025 nur noch Elektrotaxis in der Innenstadt fahren dürfen, müssen viele Fahrer ihr Auto ersetzen, obwohl sie es erst seit kurzer Zeit haben. Und dann ist da noch die enorme Tariferhöhung für das Laden von Elektroautos auf der Straße. Die Leute machen sich Sorgen, ob sie sich das alles leisten können.“
Nicht nur die Regeln, auch die Durchsetzung führt zu Frust bei den Fahrern. „Taxis werden in letzter Zeit sehr streng kontrolliert und zahlen für die kleinste Verfehlung ein Bußgeld“, beklagte ein Taxifahrer.
Der spontane Protest am Samstagabend habe nach Angaben des Fahrers nicht ganz vermitteln können, womit genau die Fahrer Probleme haben. „Die Leute denken: Wenn du eine Geldstrafe bekommst, hast du dann nicht etwas falsch gemacht? Aber es ist die Summe aller möglichen Dinge. Die Fahrer haben das Gefühl, dass ihnen dieser Job immer schwerer gemacht wird.“ Eine gemeinsame Botschaft von Amsterdamer Taxifahrern bringt es noch einmal auf den Punkt: „Es ist Zeit für ein gesundes und faires Taxigewerbe, das auf den Taxifahrer hört.“
Die Stadtverwaltung sieht es anders: „Aufgrund der Belästigung durch umherfahrende Taxis haben wir in einigen Stadtteilen Maßnahmen ergriffen, um die Lebensqualität der Anwohner zu verbessern. Taxis dürfen auch nicht überall anhalten, weil das zu unsicheren Verkehrssituationen führen kann“, so die Reaktion eines Sprechers der Gemeinde auf den Protest. „Das kann für Taxifahrer ärgerlich sein, aber wir müssen die Interessen von Anwohnern und Taxifahrern abwägen. Wir beraten uns regelmäßig mit den Taxiunternehmen. Wir werden dies mit ihnen besprechen.”
Das reale Problem sind nicht die Amsterdamer Taxis, sondern, wie auch in anderen Städten, dass das reguläre Taxigewerbe unter der Schwemme von Plattform-Taxis leidet, die dauernd herumfahren. Die Stadtverwaltung versucht seit Langem, für beide den Zugang zum Stadtzentrum abzuriegeln und die Einfahrt elektronisch zu dosieren. Damit verlagern sich die Problem nun allerdings nur in die zentrumsnahen Wohngebiete. wf
Beitragsfoto: Taxis am Amsterdamer Hauptbahnhof. Foto: Wim Faber
Möglicherweise ist auch unter den sog. Normaltaxen inzwischen sehr viel „Gschwerl“ unterwegs ? ! ? Wie ärgerlicherweise auch in München immer mehr.
Aber warum verwendet Wim-Faber überhaupt den Begriff „Plattform-Taxen“ ? Oder ist UBER und TAXI in Holland inzwischen leider das Gleiche ?